Grünstadt Ludwigshafens Rückseite

In Aktion: Helmut van der Buchholz weist den Weg.
In Aktion: Helmut van der Buchholz weist den Weg.

Nach der „Ugliest City Tour“ bietet Helmut van der Buchholz jetzt eine etwas andere Stadtführung mit dem Titel „Zurück zum Beton“ an. Bei der Premiere sind gut 50 Interessenten dem Künstler von der Kurt-Schumacher-Brücke bis zum Hauptbahnhof gefolgt. Sie war merkwürdig und unterhaltsam.

Es sind Ecken, die man sonst nicht finden würde, zu denen Helmut van der Buchholz führt. Es ist die Rückseite der Stadt. Einerseits bewundert man die Visionen der Stadtplaner, andererseits gruselt man sich angesichts bröselnden Betons und toter Winkel. „Angsträume“ nennen heutige Stadtplaner solche Ecken. Dann wieder sieht man die mit roten Gewebebahnen eingepackten, endlos langen Betonstreifen und denkt, das könnte auch als Kunst durchgehen. „Zurück zum Beton“, das war 1979 ein Stück der Punk-Band S.Y.P.H. Diesen Titel hielt Helmut van der Buchholz für seine Tour sehr passend. „Ekel, Ekel! Natur, Natur! Ich will Beton pur“ heißt es in dem Song. Es war die Zeit, als die Punker sich „No Future“ auf die Jacke nähten. Eine große Zukunft sahen dagegen die Beton-Fans, welche die Adern der Infrastruktur planten. Nicht alles davon wurde in die Realität umgesetzt. Beim Treffpunkt am Rheinufer unter der Schumacher-Brücke, zeigt Helmut van der Buchholz eine Treppe, die mal für Fußgänger geplant war, aber im Nichts endet. Die Tour zieht los, unter der nördlichen Hochstraße entlang Richtung Bahnhof und kommt zuerst an ein Straßengeflecht aus mehreren Ebenen. „Hier war doch früher dieses Festival“, meint ein Mann, der sich an die Zeit erinnert, als der Verein Klanghaus hier „Unter den Brücken“ veranstaltete, bei dem lokale und überregionale Bands spielten. Das Festival ist inzwischen in die Unterführung an der Heinigstraße gezogen und heißt „Ein schöner Tag im Freien“. Am Würfelbunker mit dem Stadtwappen erzählt Helmut van der Buchholz, dass das mal beleuchtet war, allerdings dann keiner mehr die ausgebrannten Leuchtröhren gewechselt hat und das Wappen heute dunkel bleibt. Und daneben gibt es eine Unterführung, die ebenfalls ins Nirgendwo führt. Der Bahnhof soll mal der modernste Europas gewesen sein Es geht eine Treppe hoch auf ein Parkdeck des Rathaus-Centers. Der Hinterhof, früher für Logistik genutzt, ist wenig belebt. Aber man hat einen Blick auf mächtige Betonsäulen, die die rot bebänderte Hochstraße tragen. Das hat etwas enorm Wuchtiges, Monumentales. „Eigentlich war das schon eine geniale Idee, das Parkhaus und die Anbindung an die Hochstraße. Warum hat man das nicht gepflegt?“ fragt er, um sich selber zu antworten: „Politiker denken halt immer nur bis zur nächsten Wahl.“ Buchholz erzählt, dass neben dem Rathaus-Center weitere ähnliche Gebäude geplant waren, zum Beispiel dort, wo der Parkplatz Jaegerstraße heute liegt. Weiter geht es zum Messplatz, wo die Flächen unter der Hochstraße gesperrt sind. Nur der Zugang zum Kassenautomaten für die Parkscheine ist frei. An der Unterführung Heinigstraße sei mal ein Café geplant gewesen. Heute kann man sich das kaum mehr vorstellen. Der Bahnhof soll mal der modernste Europas gewesen sein, so wie die Hochstraßen und Brücken ebenfalls als Spitze des Fortschritts galten. Doch was man auf der Tour erlebt, ist keine optimistische Lust auf Zukunft, eher fühlt man sich an dystopische Zukunftsvisionen erinnert.

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