Frankenthal Lieber Models als Kühe

Die Dorfgemeinschaft in Klääwingertsbach (Reni Rohe-Haberfellner, links, Christine Wiebauer, rechts) hat beschlossen, wem Andy (
Die Dorfgemeinschaft in Klääwingertsbach (Reni Rohe-Haberfellner, links, Christine Wiebauer, rechts) hat beschlossen, wem Andy (Patrick Wieczorek) sein Herz schenken soll. Doch der hat sich längst anderweitig verguckt.

Ob er für eine Bühnenrolle seine Gesichtsbehaarung opfern würde – den zauseligen „Kaiser Wilhelm-Bart“? Patrick Wieczorek geht lange in sich, bejaht schließlich. Für seine anstehende Bühnenpremiere bei „Uffruhr in Klääwingertsbach“ darf der Lehramtsstudent aus Frankenthal seinen markanten Bart jedoch behalten. Ein Schauspiel-Profi hätte einer Rasur stattdessen auf der Stelle zugestimmt, wenn eine Rolle es erfordert. Wieczoreks langes Zögern hat einen Grund: Er hat weder eine Theaterausbildung, noch -erfahrung. Doch bei den Proben zur neuen Mundartkomödie im Theater Alte Werkstatt hat er Blut geleckt: Das Experiment, als Laie mit Profis zu spielen, ist ihm gelungen. Und wer weiß, vielleicht bleibt der Bühnendebütant dem Theater treu? Und dann muss irgendwann der Bart doch mal ab. Soweit ist es aber noch lange nicht. Jetzt fiebert der 26-Jährige der Premiere am 19. Oktober entgegen. Ein Lampenfieber hat er bereits auskuriert: „Ich war anfangs unsicher, wie das laufen wird – mit Christine Wiebauer und Hans Otto Häckel zu spielen, die ich doch sonst nur als Zuschauer bewundert habe“, erinnert sich Wieczorek an die ersten Proben. Aber das ist Schnee von gestern. Die alten Hasen haben den Neuen längst beschnuppert und ihn für bühnentauglich befunden. Und so ganz fremd ist ihm das kleine Theater in der Wormser Straße sowieso nicht – quasi aus emotionalen Gründen. Denn die Dame an der Technik ist Wieczoreks Herzensdame. So wurde der junge Mann im Theater immer häufiger gesehen und schließlich von TAW-Chef Jürgen Hellmann, der bei der Mundart-Komödie Regie führt, kurzerhand für die Rolle des Andy verpflichtet. Der ist ein waschechtes Landei, was der eingefleischte Frankenthaler Wieczorek wiederum nicht von sich behaupten kann. Doch er habe regelmäßig das Landleben genossen, „immerhin war ich früher bei vielen Kerwen im Umland und weiß, wie es auf dem Dorf zugeht“, sagt er. Und wie geht es dort zu? Genau so wie in dem fiktiven Ort Klääwingertsbach – ein Dorf, das Großkarlbach sein könnte. Ein Ort, in dem der generationenübergreifende Zusammenhalt noch nicht Geschichte ist. Hier lebt Andy, der schon als Bub mit Ina Schopp (Silke Ohndorf) im Sandkasten gespielt hat. Weshalb die komplette Dorfgemeinschaft felsenfest davon ausgeht, dass die beiden einander versprochen sind. Die einzigen Ahnungslosen sind Andy und die Winzertochter selbst. Denen geht es nämlich so wir in Klaus Lages Song „Tausendmal berührt, tausendmal ist nichts passiert“. Das zarte Pflänzchen der Liebe sprießt schließlich, als Klääwingertsbach Besuch bekommt: Investor Keiler (Siegfried Kralik) will im Dorf einen Schweinemastbetrieb einrichten und hat die karrierebewusste Dorfchefin Hanna (Christine Wiebauer) ganz auf seiner Seite. Den Rest der Dorfbevölkerung allerdings – allen voran die Schopps, Hans Otto Häckel als Karl-Heinz und Reni Rohe-Haberfellner als Bawett – leider nicht. Im Gepäck hat Keiler seinen Sohn Elias (Ammar Alsaied) und dessen Schatz Luisa (Vera Frey). Letztere macht zu Inas Missfallen Andy schöne Augen. Der solle, sagt sie, mit seiner schicken Kamera lieber Models als Kühe fotografieren. Alsbald träumt Andy im Vorderpfälzer Dialekt von der Karriere als Starfotograf. „Die Mundart ist für mich eine Herausforderung“, sagt Wieczorek, in dessen Kinderstube stets nur Hochdeutsch gesprochen wurde. Doch es mache ihm Spaß, „es ist fast so, wie eine Fremdsprache zu lernen“, findet der 26-Jährige, der an der Uni Landau Anglistik und Romanistik im elften Semester studiert. Zum Erlernen des Pfälzischen ist das Stück ideal. Es ist vollgestopft mit herzlich-derber Mundart. Belohnt wurde die Autorin Jäckle dafür mit dem diesjährigen Mundarttheaterpreis der Stadt Frankenthal, der ihr bei der Uraufführung ihres Stücks verliehen wird (wir berichteten). Termin —„Uffruhr in Klääwingertsbach“, Premiere am 19. Oktober, 20 Uhr, Theater Alte Werkstatt Frankenthal, Wormser Straße 109. Tickets unter Telefon 06233 354 826 und im Netz unter www.tawfrankenthal.de. —Einführung zum Stück am Sonntag, 14. Oktober, 11 Uhr, TAW-Foyer.

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