Grünstadt Leiningerland: Landfrauen verraten Lieblingsrezepte für Fasnachtskischelcher

Ursula Raab von den Sausenheimer Landfrauen beim Backen von Fasnachtskischelchern.
Ursula Raab von den Sausenheimer Landfrauen beim Backen von Fasnachtskischelchern.

Fasnacht ohne Fasnachtskischelcher? Das geht gar nicht. Und selbst gebacken sind sie besonders gut. Zwar muss man Zeit und Arbeit investieren, aber der Aufwand lohnt sich. Landfrauen aus der Region haben uns ihr Lieblingsrezept verraten. Eine Überraschung gab’s auch: Mit Woisoß werden sie offenbar nur in meiner Familie gegessen.

Ursula Raab, die Vorsitzende der Sausenheimer Landfrauen, hat am Samstag Fasnachtskischelcher gebacken: „Meine Enkel essen die wahnsinnig gern“, erzählt sie. Nachdem sie lange die Kischelcher so gemacht hat, wie sie es von ihrer Mutter gelernt hatte, bereitet sie seit ein paar Jahren den Hefeteig ein bisschen anders zu: nach einem Rezept eines Fernsehkochs. Sie habe es ausprobiert und es habe sie überzeugt, erzählt sie. Das besondere daran: Die Hefe wird dabei nicht mit warmer, sondern mit kalter Milch angerührt. Die – natürlich ungefüllten – Fasnachtskischelcher nach alter Mütter Sitte sind generell etwas fester als die Berliner, die man beim Bäcker kaufen kann. Ursula Raab backt sie in Fett aus.

Woisoß zu den Kischelcher - das sei ihr fremd, sagt sie. In ihrer Familie gibt’s die Soße zu Dampfnudeln. Und früher habe es sie traditionell an Karfreitag zu breiten Bandnudeln gegeben, abgeschmälzt mit in Butter gebratenem Weckmehl.

„Fasnachtskischelcher mit Woisoß? Des kenn’ ich net“, sagt auch Juliane Bölger aus Obersülzen. Die 91-jährige hat nach Aussage der Landfrauen-Vorsitzenden Katja Geyer die „weltbesten“ Kischelcher gebacken. Heute macht sie keine mehr, weil sie einen Rollator braucht: „Ich bin eine alte Schachtel.“ Auch wenn sie körperlich nicht mehr so fit sein mag, geistig ist sie voll auf der Höhe - und dazu ungemein witzig und schlagfertig. Das zeigt sich auch, als sie bei ihrem Rezept von drei Eiern spricht und auf die Nachfrage, ob es ganze Eier sind, sagt: „Ohne Schale bitte!“ Das Rezept stammt übrigens von ihrem Mann, der Bäcker war. Der habe den Teig immer zu Kugeln gerollt, erzählt Juliane Bölger. Sie selbst habe ihn entweder mit einem Wasserglas ausgestochen, Ecken geschnitten oder Ringe gemacht: Das mochten die Enkel besonders gerne.

 

 

Sogar vegane Variante möglich

Elisabeth Ulbrich muss lachen, als ich ihr erzähle, dass ich davon ausgegangen bin, dass jeder die Kombination mit Woisoß kennt. Für die Vorsitzende der Tiefenthaler Landfrauen ist sie ebenfalls neu. Bei ihr zu Hause gab es aber, wie bei uns, auch Grumbeersuppe dazu, als fleischloses Mittagessen. Übrigens: Ihr Rezept ist ohne Eier, „da werden die Kischelcher besonders locker und luftig“. Das bringt mich auf eine Idee: Wenn man dann noch die Kuhmilch durch Hafer- oder Sojamilch ersetzen würde, hätte man sogar eine vegane Variante. Wer sagt’s denn, Kreppel können also auch richtig hip sein.

 

 

Mit Johannisbeergelee gefüllt

Bei Elisabeth Ulbrich gab’s immer gefüllte Kischelcher, mit einer Tortenspritze hat sie Johannisbeergelee hineingespritzt. Wenn sie sie dann in eine Tortenglocke gelegt hat, musste sie immer aufpassen, dass das Loch nach oben zeigt, damit die Marmelade nicht rausläuft. Aufpassen muss auch der Esser: Es ist nicht ganz einfach, in die gefüllten Kreppel zu beißen, ohne sich ziemlich zu versauen.

Egal ob gefüllt oder ungefüllt, ob selbst gebacken oder gekauft: Lassen Sie sich die Kischelcher schmecken!

 

 

REZEPTE

Von Ursula Raab

500 Gramm Mehl (wenn möglich Type 550), 225 Gramm Vollmilch (nicht erhitzen), 60 Gramm zerlaufene Butter, 60 Gramm Zucker, 1 Würfel Hefe, 2 ganze Eier, 1 Eigelb, 1 Teelöffel Salz.

Alle Zutaten zirka 6 Minuten mit Knethaken rühren, danach 4 Minuten auf höchster Stufe. Teig mit Klarsichtfolie abdecken und 30 Minuten gehen lassen. Danach durchkneten und nochmals abgedeckt 30 Minuten gehen lassen. Etwa 20 Teiglinge abstechen, zur Kugel formen und nochmals abgedeckt gehen lassen. Danach in Frittierfett bei etwa 160 bis 180 Grad ausbacken. Am Schluss mit Zucker bestäuben.

 

Von Juliane Bölger

Man macht einen Hefeteig (wie man den halt so macht) aus folgenden Zutaten: 1 Kilo Mehl, 125 Gramm Zucker, 125 Gramm Butter oder Margarine, 3 Eier, ein halber Liter Milch, zwei Päckchen Hefe, ein schwacher Teelöffel Salz (nicht vergessen!). Wichtig: Den Teig lässt man zwei Mal gehen.

 

Von Elisabeth Ulbrich

Man verrührt 100 Gramm Zucker und 200 Gramm Öl mit einem halben Liter lauwarmer Milch. Dann vermengt man 12 Gramm Salz und zwei Päckchen Trockenhefe mit einem Kilo Mehl und macht eine Kuhle rein. In diese Kuhle gießt man das Milch-Zucker-Öl-Gemisch, knetet es zuerst mit der Maschine und dann mit der Hand, bis der Teig schön glatt ist und sich von den Händen löst. Man lässt ihn gehen, bis er sein Volumen etwa verdoppelt hat, knetet ihn noch einmal kurz durch und rollt ihn dann aus. Mit einem Glas sticht man die Kischelcher aus und frittiert sie in Rapsöl, bis sie rundum schön goldbraun sind. Man setzt sie auf Krepppapier, um das überschüssige Öl aufzufangen, und bestäubt sie mit Puderzucker.

 

Auch wenn offenbar niemand die Kombination Kischelcher mit Woisoß kennen: Sie ist wirklich ein Genuss. Wer sie einmal ausprobieren möchte:

 

Woisoß nach Art meiner Urgroßmutter

Man verrührt ein Vanillepuddingpulver mit 3 Eigelb, 2 Esslöffel Zucker und einem Liter Weißwein. Diese Mischung bringt man unter ständigem Rühren zum Kochen. Wenn die Soße abgekühlt ist, hebt man das steif geschlagene Eiweiß darunter. Dann schält man eine Orange, schneidet sie in Scheiben und legt sie auf den Boden einer Glasschüssel. Darauf gibt man die Woisoß. Das A und O für den Geschmack ist der Wein: Der sollte gut sein, wenn er beim Trinken nicht schmeckt, taugt er auch nicht für die Soße. Ich empfehle Riesling, natürlich aus der Pfalz.

Ihre News direkt zur Hand
Greifen Sie auf all unsere Artikel direkt über unsere neue App zu.
Via WhatsApp aktuell bleiben
x