Eisenberg Kurzarbeit bei der Ein-Mann-Ideenfabrik

Nach 46 Jahren im öffentlichen Dienst, 20 davon in der Verbandsgemeinde Eisenberg, verabschiedet sich Jürgen Stutzenberger heute offiziell in den Ruhestand. An vielen Stellen hat er sich eingebracht, hat gefördert und gefordert, hat als eine Art Ein-Mann-Ideenfabrik unzählige Projekte entwickelt und vorangebracht. Eine ehrgeizige Persönlichkeit verlässt die öffentliche Bühne.

Geboren wurde Jürgen Stutzenberger 1952 in Kaiserslautern, wo er auch aufgewachsen ist. Sein Vater, der als Schweißer gearbeitet hat, wollte, dass es sein Sohn einmal besser hat. „Obwohl damals fast alle meine Abiturkollegen studierten, war es meinem Vater ein Anliegen, dass ich nach der Bundeswehr in den Staatsdienst gehe“, erinnert sich Stutzenberger heute. Bei der Stadtverwaltung Kaiserslautern wurde er gerne genommen. „Ich kam damals gleich in den gehobenen Dienst. Weil ich Abitur hatte, stieg ich im zweiten Ausbildungsjahr ein“, erzählt er weiter. Das Nacharbeiten der fehlenden Berufs- und Praxisjahre war für den ehrgeizigen Stutzenberger kein Problem – die Prüfung schaffte er mühelos. „Ich wurde dann in der Finanzabteilung, der sogenannten Kämmerei, eingesetzt, worüber ich nicht sehr glücklich war, denn ich hätte lieber etwas mit Menschen gemacht, also Sozialamt oder Jugendamt“, meint er lachend. Sehr schnell merkte er aber, dass er gerade in seinem Bereich „Zuweisungen und Zuschüsse“ sehr viel mit Menschen zu tun hatte, und zwar besonders mit denen, die finanzielle Entscheidungen treffen. „Im Laufe der Zeit habe ich mir ein regelrechtes Netzwerk aufgebaut, zu dem auch Verbindungen ins Wirtschaftsministerium oder zur Bezirksregierung gehörten“, verrät er. Häufig war er Gast bei wichtigen Empfängen, Vorträgen oder Sitzungen, war präsent, ansprechbar, kontaktfreudig. „Die eigentlichen Vorträge waren manchmal gar nicht so interessant, wichtig waren aber immer die Pausen – hier werden Kontakte gemacht und gepflegt“, sagt Stutzenberger. Auch seine guten Kontakte zu den mittleren Verwaltungsebenen in den Ministerien, Kammern, Universitäten und Verbänden waren ihm immer wichtig: „Über diese Personen kommt man an den Chef ran“, so seine Devise. Im Laufe der Zeit hat er viele Menschen kennengelernt, die auch für seine Arbeit in Eisenberg von Nutzen waren. Über die Gemeindeverwaltungen Limburgerhof und Bobenheim-Roxheim kam er schließlich 1996 in die Verbandsgemeindeverwaltung seiner jetzigen Heimatstadt. In Eisenberg war er seitdem in verschiedenen Funktionen tätig, unter anderem als Geschäftsführender Beamter. Zuletzt war er Leiter des Fachbereichs Wirtschaftsförderung und Tourismus. „Sehr gerne erinnere ich mich noch an das Stadtjubiläum 2013, bei dem ich als Event-Manager für die Organisation zuständig war, beispielsweise als Moderator während der großen Festgala, als Koordinator für das Sicherheitskonzept, für die Verpflegung und für das Parkkonzept. Ich habe an der Stadtchronik mitgearbeitet, am Stadt- und am Jubiläumsfilm und, und, und“, erinnert sich das Organisationstalent. Obwohl er sich beruflich immer ganz eingebracht hat, fleißig und innovativ war, fand er noch genug Zeit zur Fortbildung. „Den staatlich geprüften Betriebswirt habe ich beispielsweise nach der Arbeit und samstags gemacht, den Marketing-Referenten in einem Fernstudium.“ In all den Jahren war Jürgen Stutzenberger der Umgang mit Menschen am wichtigsten. „Dabei habe ich grundsätzlich darauf geachtet, meinem Gegenüber auf Augenhöhe zu begegnen, kompetent und manchmal hartnäckig aufzutreten“, beschreibt er sich selbst. Wen wundert es da, dass sich Stutzenberger auch nach dem 31. März nicht ganz dem Rentner-Dasein hingibt. Für den Verein Zukunftsregion Westpfalz macht er Projektarbeit. „Der ,Westpfalz-Award’, mein erstes Projekt, vergleichbar mit dem ,Unternehmer des Jahres’ beziehungsweise dem ,Innovationspreis’ der Stadt Eisenberg, ist bereits abgeschlossen“, erzählt er. Ganz abgeschaltet ist die Ideenfabrik also nicht, aber es wird zumindest kürzer gearbeitet. Er freue sich auf seinen Ruhestand, auf länger schlafen, reisen und vor allem auf viel Zeit für seine dreijährige Enkelin, sagt Stutzenberger. Die Menschen werden ihm fehlen – manche zumindest. „Viele werde ich dann bei Veranstaltungen, aber auch beim Einkaufen treffen – deshalb habe ich diesen Part von meiner Frau gerne übernommen“, verrät er lachend.

x