Rheinpfalz Kultkneipe vor dem Aus

Rustikal ist es hier noch immer: im Uni-Club.
Rustikal ist es hier noch immer: im Uni-Club.

«Mannheim.»„Das Damoklesschwert der Kündigung schwebt schon seit Jahren über unserem Lokal“, sagt der 41-Jährige, der den Uni-Club seit 2017 betreibt. Die Anfänge waren anders. 1969 hatte der Allgemeine Studierenden Ausschuss (Asta) der Schlossuniversität die Gaststätte im Quadrat L4, unmittelbar neben dem Polizeipräsidium gegründet und in den ersten Jahren auch selbst betrieben. „Aber der Asta hat nach einigen Jahren sein Vertretungsrecht verloren und wurde aufgelöst“, so Pahle. Das Studierendenwerk sprang ein, verpachtete das Lokal aber weiter. „Das ging seit über 30 Jahren so.“ Als gemütliche Kneipe mit studentengerechten Preisen wurde der Uni-Club zur Institution im Nachtleben, zur Stätte nächtelanger Diskussionsrunden für ganze Fachschaften, zur Anlaufstelle für Neu-Mannheimer und zum Ausgangspunkt manch bewegter Nacht. Damit soll jetzt Schluss sein? Die Hochschulgruppe Die Linke SDS als Zweig der Partei Die Linke wehrt sich: „Die Studierenden und eine wachsende Zahl Uni-Club-Freunde wollen als nächstes über einen offenen Brief auf die Bedeutung des Orts für Mannheim aufmerksam machen. Damit möchten sie an das Studierendenwerk appellieren und sich für alternative Baupläne aussprechen, die den Erhalt des Uni-Clubs vorsehen“, heißt es dazu in einer Mitteilung; eingeräumt wird aber auch: „Der Nagel scheint schon tief eingeschlagen.“ Sehr tief, bestätigt Pahle. „Wir erarbeiten mit dem Land gerade den Erbbauvertrag. Zum Wintersemester 2021/22 könnten hier die ersten Studierenden eine Wohnung beziehen.“ Rund 80 bis 90 Wohnungen, so seine Schätzung, könnten auf dem Landesgrundstück mit Uni-Club und benachbartem, aktuell leerstehendem Wohnhaus neu entstehen – Wohnraum, der dringend benötigt wird, so der Geschäftsführer. „Gerade zum Wintersemester haben wir bis zu 4000 Nachfragen nach günstigem Wohnraum, aber nur rund 1000 freie Wohnungen.“ Er kann deshalb die politische Forderung nach dem Erhalt der Gaststätte nicht nachvollziehen. „Wir betreuen gerade rund 3000 Plätze für 25.000 Studierende in der Stadt. Das entspricht einer Quote von etwa acht Prozent. Die gleiche politische Richtung fordert, den Ausbau dieser Quote auf 25 Prozent.“ Es sei daher sehr naheliegend, dass sich seine Organisation beim Land als Grundstückseigentümer für die Schaffung vergünstigten Wohnraums stark gemacht hat. „Dabei haben wir sogar zunächst versucht, die Gaststätte im Untergeschoss zu erhalten“, versichert er. Eine Überbauung sei aus statischen Gründen aber früh verworfen worden. Technisch anspruchsvoll und entsprechend teuer sei diese Lösung gewesen. „Es bleibt also nur der Neubau, auch wenn die Fassade des ehemaligen Ladengeschäftes unter Denkmalschutz steht.“ Pour will trotzdem nicht aufgeben. „In Mannheim wurde schon sehr viel Platz an private Investoren vergeben. Kann man die nicht auch zur Schaffung von Studentenwohnungen bewegen, bevor man eine Institution wie den Uni-Club plattmacht?“ Für das Problem der fehlenden Wohnungen seien die angedachten 90 Einheiten ohnehin nur ein Tropfen auf den heißen Stein. „Gelöst wird das dadurch nicht.“ Gemeinsam mit einigen Fachschaften und Hochschulgruppen hat er den Kampf aufgenommen.

Elegant: In den 70ern ging es noch mit Anzug in die Kneipe.
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Einen Steinwurf von der Universität entfernt ist die Kneipe vor allem bei Studenten beliebt.
Einen Steinwurf von der Universität entfernt ist die Kneipe vor allem bei Studenten beliebt.
Geht immer: ein Pils.
Geht immer: ein Pils.
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