Grünstadt Kolumne: Welt-Diplomatie mit Pfälzer Mitteln

In der deutschen Botschaft in Peking ausgeschenkt: „Black Print“ aus der Pfalz.
In der deutschen Botschaft in Peking ausgeschenkt: »Black Print« aus der Pfalz. Foto: Hämmelmann

Außenpolitik ist die Kunst, einem anderen so lange auf die Zehen zu treten, bis dieser sich entschuldigt. Sagte einst Charles Maurice de Talleyrand, und der musste es wissen: Während die Französische Revolution reihenweise ihre Kinder fraß, überstand er bis zu seinem friedlichen Tod im Jahre 1838 alle Regimewechsel – unbeschadet, und als für die wechselnden Machthaber stets aufs Neue unentbehrlicher Diplomat. Schade nur, dass das Bonmot aus seinem staatsmännisch berufenen Munde offenlässt, wie genau das anzustellen sei.

Der deutsche Botschafter in Peking jedenfalls scheint sein außenpolitisches Geschäft mit Pfälzer und gar leiningerländischen Mitteln zu betrieben. Denn als er nun zu Ehren der nach China gereisten rheinland-pfälzischen Ministerpräsidentin in seiner schlichten Residenz einen Stehempfang mit Häppchen und freundlichen Reden gab, ließ er für Malu Dreyer und ihren Tross, die Geschäftsleute sowie die Exzellenzen diverser europäischer Staaten nicht nur einen Deidesheimer Chardonnay servieren.

Serviert wird auch „Black Print“ aus der Pfalz

Ausgeschenkt wurde zudem die rote Cuvée „Black Print“ des Ellerstadter Winzers Markus Schneider, der Lagen unter anderem in Kirchheim bewirtschaftet. Womit die Pfälzer Gäste sich an ihrer Bedeutung für deutsche Weltpolitik berauschen konnten. Bis sich ihnen die bange Frage aufdrängte, ob ein trickreicher Strippenzieher im diplomatischen Corps diese Weine nur ausnahmsweise ausgewählt haben könnte. Um Malu Dreyer samt ihrer Delegation zu schmeicheln, mithin also eher Innenpolitik zu machen.

Doch eine darob diskret befragte Servierkraft bestritt, dass hier sonst vor allem Franken-, Rheingau- oder gar Saale-Unstrut-Erzeugnisse serviert würden. Stattdessen beteuerte sie: „Das jetzt sind unsere Botschafts-Weine.“ Was wir so gerne hinnehmen wollen. Obgleich Charles Maurice de Talleyrand einst warnte: „Ein Diplomat der ,ja’ sagt, meint ,vielleicht’, der ,vielleicht’ sagt, meint ,nein’ und der, der ,nein’ sagt, ist kein Diplomat.“

Nach China mitgereist war auch die Pfälzer IHK-Vizepräsidentin Martina Nighswonger. Im Interview verrät die Chefin des Kleinkarlbacher Chemieunternehmens Gechem, was für sie beeindruckend und was erschreckend war.

Das weiße Gegenstück: Chardonnay aus Deidesheim.
Das weiße Gegenstück: Chardonnay aus Deidesheim. Foto: Hämmelmann
Beim Empfang für die Ministerpräsidentin: Clemens von Goetze, der deutsche Botschafter in Peking.
Beim Empfang für die Ministerpräsidentin: Clemens von Goetze, der deutsche Botschafter in Peking. Foto: Staatskanzlei
In der Residenz des Botschafters: Dreyers Delegation beim Empfang.
In der Residenz des Botschafters: Dreyers Delegation beim Empfang. Foto: Staatskanzlei
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