Grünstadt Klarer Schnitt nach 20 Jahren

Ein Projekt, auf das Ralf-Peter Riegel gern zurückschaut, ist die Sanierung der Dorfmühle.
Ein Projekt, auf das Ralf-Peter Riegel gern zurückschaut, ist die Sanierung der Dorfmühle.

«Grosskarlbach.» „Opa, wer kümmert sich denn jetzt um das Dorf, wenn du nicht mehr Bürgermeister bist?“ Das habe ihn seine Enkeltochter gefragt, erzählt Riegel und lacht. Er sei sehr gern Ortsbürgermeister gewesen, nun sei aber ein guter Zeitpunkt, um das Amt in andere Hände zu legen, sagt der Versicherungsfachwirt. „Mir lag die Entwicklung des Dorfs am Herzen. Und ich glaube, wir haben in 20 Jahren einiges erreicht.“ Mit „wir“ meint er nicht nur seine Parteifreunde, sondern auch die Beigeordneten und Kollegen der anderen Ratsfraktionen. Die Entscheidungen im Rat seien überwiegend einstimmig gefallen. „Kommunalpolitik ist Mannschaftssport. Anders geht es nicht“, betont Ralf-Peter Riegel. Ein Ansporn seien die positiven Rückmeldungen aus der Bevölkerung gewesen. Allerdings habe er auch schnell gelernt, „dass man es nicht allen recht machen kann“. Ein großer Vorteil sei seine Selbstständigkeit gewesen: „Dadurch war ich im Ort präsent.“ Die Bürger seien mit ihren Anliegen oft direkt in das von ihm geführte Versicherungsbüro in der Hauptstraße gekommen. „So ließ sich vieles auf dem kurzen Dienstweg erledigen“, sagt Riegel. Viele große Projekte umgesetzt Seit 1973 ist Riegel SPD-Mitglied. Er war Chef der Jungsozialisten in Großkarlbach, später Vorsitzender des Ortsvereins der Sozialdemokraten. Auch beim Turn- und Sportverein engagierte er sich ehrenamtlich. 14 Jahre lang war er Vorsitzender, danach weitere zehn Jahre Präsident. Dass er einmal zwei Jahrzehnte lang seinem Heimatdorf vorstehen würde, habe er sich 1999 nicht vorstellen können. Ein Thema, das ihn schon damals beschäftigt hat, ist das historische Eckbachgewölbe. In seiner ersten Amtsperiode musste der Kohlweg gesperrt werden. In einem Gemeinschaftsprojekt von Verbands- und Ortsgemeinde wurde dieser Abschnitt vor 15 Jahren saniert. Das soll möglichst noch in diesem Jahr auch mit dem Eckbachgewölbe in der Kändelgasse passieren. Die Fläche darüber ist seit August 2014 gesperrt. Dass die Offenlegung des Eckbachs scheiterte, ist für Riegel die vielleicht größte Enttäuschung seiner Amtszeit. „Da wurde eine Jahrhundertchance vertan. Die Offenlegung hätte eine enorme Aufwertung des Dorfbilds bedeutet“, betont Riegel. Ein Projekt, auf das er gern zurückschaut, ist die Sanierung der Dorfmühle in der Kändelgasse. Ein Verkauf des historischen Fachwerkgebäudes, wie ihn seinerzeit die FWG angestrebt habe, sei für ihn nicht infrage gekommen, betont Riegel. Mit viel Eigenleistung von Großkarlbachern wurde die Dorfmühle instandgesetzt und vor zwölf Jahren eingeweiht. Jedes Jahr finden darin rund 60 standesamtliche Trauungen statt. Auch sonst ist während Riegels Amtszeit im Dorf viel passiert: Mit den Neubaugebieten Hipperich II und Weiherwiesen wurde Großkarlbach erweitert. Ein großes Regenrückhaltebecken wurde gebaut, die Kindertagesstätte Grashüpfer erhielt zwei Anbauten. Und das sind nur einige wenige Projekte. Froh ist der scheidende Ortschef darüber, dass die Nahversorgung in Großkarlbach im Gegensatz zu vielen umliegenden Dörfern zumindest mit einem Bäcker und Metzger aufrechterhalten werden konnte. „Großkarlbach ist für die Zukunft gut vorbereitet. Ich übergebe ein geordnetes Feld“, sagt Riegel. Ein Problem sei jedoch die klamme Kassenlage der Ortsgemeinde. Zumal die anstehenden Investitionen wie die Sanierung des Eckbachgewölbes und dreier Brücken den Haushalt weiter belasteten. Der Spielraum für Investitionen bleibe auch für seinen Nachfolger Paul Schläfer (FWG) klein. Mehr Zeit für die beiden Enkel Seinen Rückzug vom Bürgermeisteramt hat Ralf-Peter Riegel bereits im März vergangenen Jahres angekündigt. „Damit sich die anderen Fraktionen rechtzeitig vor der Kommunalwahl darauf einstellen konnten“, sagt er. Auch im Gemeinderat, dem er 30 Jahre lang angehörte, wird Riegel nicht mehr vertreten sein. Er wollte einen klaren Schnitt. Seinem Nachfolger will er nicht reinreden. Der habe sicher neue Ideen, „und man ist ja auch ein bisschen eingefahren nach so vielen Jahren“, meint Riegel. Beruflich will der 65-Jährige nun ebenfalls etwas kürzer treten. Das vom Vater gegründete Versicherungsbüro soll an die dritte Generation übergeben werden. Tochter Sandra Weigel und Neffe Eric Mayer arbeiten schon lange mit im Unternehmen. Riegel selbst will beratend tätig sein, künftig aber auch mehr Zeit für die Familie haben, die in den vergangenen 20 Jahren oft zurückstecken musste. Ihr gilt sein besonderer Dank: „Meine ehrenamtliche Tätigkeit wäre nicht möglich gewesen, wenn sie die Familie nicht mitgetragen hätte.“ Zusammen mit seiner Frau Gudrun wandert und verreist er gern. Auch dafür und für die beiden Enkelkinder soll künftig mehr Zeit sein.

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