Grünstadt Klangvolle Unikate

Überzeugten rund 60 Jazz-Fans, von links: Paata Demurishvili, Martin Lejeune und Erwin Ditzner.
Überzeugten rund 60 Jazz-Fans, von links: Paata Demurishvili, Martin Lejeune und Erwin Ditzner.

Bei Kaiserwetter haben am Mittwoch drei hochkarätige, international tätige Musiker in den historischen Mauern des Hofguts Battenberg konzertiert: Schlagzeuger Erwin Ditzner und Pianist Paata Demurishvili, die in Mannheim beheimatet sind und zusammen als DD-Duo auftreten, sowie Gitarrist Martin Lejeune aus Frankfurt. Sie begeisterten rund 60 Jazz-Fans mit frei interpretierten Stücken und ihrer Improvisationskunst.

Das Trio lässt sein Debüt in Battenberg locker angehen. Mit gut 30-minütiger Verspätung begeben sich die Musiker an ihre Instrumente. Lejeune stimmt einen Blues an, seine Finger flitzen über die Saiten seiner Gibson, die an einem Röhrenverstärker hängt. Mit viel Gefühl ist der aus Bitburg stammende 53-Jährige bei der Sache. Zunächst hat er am Peter-Cornelius-Konservatorium in Mainz, wo er heute als Lehrbeauftragter wirkt, klassische Gitarre studiert. An der Hochschule der Künste in Amsterdam baute Lejeune dann sein Handwerk in Richtung Jazz aus. Immer wieder wird der Dozent an der Hochschule für Musik in der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt mit Zwischenapplaus belohnt. Extra Beifall gibt es auch für die anderen beiden Musiker. Der stets lächelnde Paata Demurishvili mimt auf seinem Keyboard zwei Instrumente. Mit der rechten Hand fegt er mitunter in atemberaubender Geschwindigkeit über die Tasten, die das Klavier darstellen, das er schon im zarten Alter von vier Jahren für sich entdeckt hat. Die Finger der linken Hand „zupfen“ auf den tiefen Tönen den Kontrabass. Beeindruckend, wie der gebürtige Georgier, der als Jugendlicher auf eine Schule für musikalisch Begabte in Tiflis kam und einige Jahre Dozent für Jazz und Klassik an der Staatlichen Musikhochschule Mannheim war, gleichzeitig verlässlich den Rhythmuspart übernimmt und Melodien improvisiert. Oft sieht man ihn auch einhändig nur als Bassist agieren. Erwin Ditzner holt aus seinem relativ kleinen Drumset so viel heraus wie mancher es nur vermag, wenn er an einem aufwendig bestückten Schlagzeug sitzt. Der 58-Jährige gibt alles. So liegt plötzlich sein linker Fuß auf der Snare, er variiert durch veränderten Druck auf das Fell den Ton, den die darum herumwirbelnden Sticks erzeugen. Nach demselben Prinzip produziert der in Worms geborene Musiker auch eine enorme Klangvielfalt auf den Bongos, die er bei jeder Gelegenheit auf die Snare stellt: Ein Drumstick drückt auf das Fell, während mit dem anderen geschlagen wird. Das Trio präsentiert unter anderem „Mambo Influenciado“ von Chucho Valdés, „All Wrapped Up“, „Midnight Blue“ und „Janjan“. Dabei ist Zuhören nicht nur beim Publikum gefragt, sondern vor allem bei den Musikern selbst. Denn die Noten sind nur grobe Anhaltspunkte, auf denen sich, jeweils aus der augenblicklichen Emotion heraus, Variationen der Stücke entwickeln. Klangvolle Unikate, die exakt in der gleichen Art nicht wiederholbar sind. Aufmerksamkeit und Flexibilität, gegenseitige Rücksichtnahme und sehr viel Gefühl sind gefordert. Die drei stehen in permanentem Augenkontakt zueinander. Mal lässt der Gitarrist dem Pianisten den Vortritt, dann ist es wieder umgekehrt. Teils gefällig im Salonmusikstil, teils wild und experimentell ist das Gebotene. Die Genres wechseln auch innerhalb der Titel. Eine eher ruhige Zugabe beendet die Jazz-Session, die bei einem Glas Wein ausklingt.

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