Eisenberg Keine Integration ohne Sprache

Die Brüder Mohammed, Mahmoud und Abdul Karmin aus Syrien sind mit Erika Hobel (Mitte) aus Dannenfels gekommen, um sich am Stand
Die Brüder Mohammed, Mahmoud und Abdul Karmin aus Syrien sind mit Erika Hobel (Mitte) aus Dannenfels gekommen, um sich am Stand der KAUSA (Koordinierungsstelle Ausbildung und Migration) bei Serviceberater Thomas Braun von der Handwerkskammer zu informieren.

Zum Informationsaustausch, wie Menschen mit Migrationshintergrund in Arbeit vermittelt und dadurch integriert werden können werden, waren Arbeitgeber aus der Region in das Evangelische Gemeindehaus Eisenberg eingeladen. Veranstalter waren die Kreisverwaltung und die Agentur für Arbeit Kaiserslautern-Pirmasens.

Der 18-jährige Labeeb aus Syrien, Mostafa (17) aus Äthiopien und Abdirizak (19) aus Somalia stehen stellvertretend für junge Flüchtlinge, die auf einem guten Weg zur Integration sind. Alle drei besuchen die Berufsschule in Rockenhausen, lernen dort die deutsche Sprache und haben alle schon Vorstellungen von ihrer beruflichen Zukunft: Mechatroniker, Lokführer, Anwalt, Krankenpfleger und Programmierer stehen an erster Stelle, auch der anderen vier Schüler, die sich selbst mit ihren bereits gelernten Sprachkenntnissen auf der Bühne des Gemeindehauses vorstellen. Dass der Schlüssel zur Integration die Sprache ist, diese Erkenntnis zog sich als roter Faden durch die Veranstaltung mit dem Titel „Integration durch Arbeit“. Vor rund 100 Teilnehmern, darunter einige Migranten, und rund dreißig angemeldeten Arbeitgebern, bemerkte Landrat Rainer Guth, er selbst habe durchweg gute Erfahrungen mit Flüchtlingen gemacht. Allerdings bestehe trotz zunehmendem Fachkräftemangel auf Arbeitgeberseite noch Zurückhaltung bei der Einstellung von Migranten. Einen Grund sah Guth in der „Unkenntnis der Möglichkeiten“ über finanzielle und sonstige Förderungen. Wichtig für ihn sei, so Guth, dass diese Veranstaltung außerhalb der Behördenräume einen Rahmen für Kommunikation und Austausch zwischen interessierten Arbeitgebern, Behördenvertretern und Fachleuten aus Industrie und Handwerk biete. Dass Integration „kein Sprint, sondern ein Langlauf , bei dem wir schon ein gutes Stück vorangekommen sind“ sei, sagte Peter Weißler, Chef der Agentur für Arbeit. Vernetzung, Kommunikation und „kurze Wege“, seien Voraussetzungen, um Kontakte zwischen den Beteiligten auf dem Arbeitsmarkt herzustellen. Aus arbeitsmarktpolitischer Sicht, so Weißler weiter, „brauchen wir diese Menschen“. Die Zahlen aus dem Donnersbergkreis nannte er als Beleg: von den rund 22.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten müssen über 8000 Stellen von jetzt über 50-jährigen besetzt werden, die in den kommenden Jahren in Rente gehen. Weißler bescheinigte dem Donnersbergkreis bei der beruflichen und der daraus folgenden sozialen Integration „auf einem guten Weg“ zu sein. Dazu berichtete per Videobotschaft der 26-jährige Alaa seinen Werdegang seit 2015 in Deutschland. Zuerst die Sprache lernen, stand bei ihm im Vordergrund, denn „ohne sie ist keine Integration möglich“, so der Syrer, der nach einem Praktikum bei der VG Eisenberg mittlerweile eine duale Ausbildung im Sozialwesen bei der Kreisverwaltung absolviert. Dass der 22-jährige Zeray aus Eritrea einen „Superjob“ mache, bestätigte Alexander Wurster vom Parkhotel Schillerhain Kirchheimbolanden. Zeray macht eine Ausbildung als Koch und ist Klassenbester seiner Berufsschulklasse. Besonders in der Gastronomie fehlten Mitarbeiter, so Wurster, der als Arbeitgeber gute Erfahrungen mit Migranten gemacht habe und jederzeit wieder einen Flüchtling als Azubi einstellen würde. Die schulischen Möglichkeiten bei der Integration stellte BBS-Schulleiter Matthias Frietsch vor. Im einjährigen Berufsvorbereitungsjahr Sprache werden die Grundlagen für das eigentliche Berufsvorbereitungsjahr gelegt. Danach kann die Berufsreife, als Voraussetzung für eine Ausbildung erworben werden. Allerdings werde für den Spracherwerb fünf Jahre gebraucht, so Frietsch. Anschließen kann ein Praktikum und die eigentliche Ausbildung. Er appellierte an die Arbeitgeber, „vorurteilsfrei an die jungen Menschen heranzugehen“ und ihnen Praktika anzubieten.

x