Grünstadt Jugend entdeckt den Weingenuss

Petra Schäfer von Bockenheimer Weingut Sonnenhof schenkt jüngeren Messebesucher die Erzeugnisse des Familienbetriebs ein.
Petra Schäfer von Bockenheimer Weingut Sonnenhof schenkt jüngeren Messebesucher die Erzeugnisse des Familienbetriebs ein.

Verschnaufpausen gab es für die Winzer und ihre Familien so gut wie keine. Das Interesse war enorm, vor den Tischen wechselten sich die Besucher ständig ab und ließen sich immer wieder die Gläser mit Tropfen aus Weinbergen rund um Bockenheim füllen. Neu in diesem Jahr: Zwei Betriebe aus dem Zellertal nahmen an der Präsentation in der Emichsburg teil, beide bewirtschaften allerdings Wingerte in den Bockenheimer Lagen. Schon am Samstag waren 300 Besucher in der Emichsburg Alleine am Samstag kamen rund 300 Besucher zur Messe, schätzte Volker Griebel. Gestern waren es noch mal über 300 Gäste. „Wir sind zufrieden, sehen Sie sich doch um, hier ist alles optimal gelaufen“, freute sich der Mann vom Kultur- und Verkehrsverein, der zum elften Mal die Messe auf die Beine gestellt hat. „Sicher spielt uns auch das Wetter in die Karten, es ist nicht so besonders warm, da lässt man die Gartenarbeit schon mal bleiben und besucht lieber unserer Veranstaltung.“ Bestätigung bekam er von Elke Schumacher, die am Stand des Kultur- und Verkehrsvereins die Weine aus dem Patenweinberg zum Verkosten anbot. Schumacher war vor allem stolz, den Rosé aus dem neuen Versuchsanbau zu präsentieren, der den Namen Satin Noir trägt. Auch ihre Einschätzung lautete: „Für den Samstag ein ganz besonders guter Besucherandrang.“ Das bestätigten die Winzer: „Viel Riesling und Burgunder wird probiert“, sagte Pascal Bengel, der beim elterlichen Weingut ausschenkte und am Weincampus in Neustadt studiert. Andreas Wöhrle, Chef im gleichnamigen Weingut, freute sich besonders über das Interesse an seinem Auxerrois (Spätlese trocken), ein Weißburger, den er seit zehn Jahren anbaut und der wohl auch ein Alleinstellungsmerkmal im Messegeschehen ist. Über die Grenze zwischen der Pfalz und Rheinhessen gekommen war Karsten Schüttler aus Wachenheim. „Klar haben wir uns über die Einladung gefreut. Unser Ziel ist es, hier unsere Mitstreiter und Kollegen zu unterstützen“, sagte Schüttler, der in Bockenheim Weinberge bewirtschaftet, aber dennoch grundsätzlich als Herkunftsgebiet Rheinhessen angibt. Rieslinge waren bei ihm gefragt, auch der im Barrique gereifte Chardonnay rief Interesse hervor. Erst seit 2015 ist Sebastian Hofmann mit seinem Weingut Sebastian am Start, seine Vermarktungsstrategie unterscheidet sich deutlich von der seiner Kollegen. „Der Humorvolle“ oder „Der Überflieger“ sind seine Weine betitel. Besonders gefragt ist „Der Gentleman“, ein trockener Spätburgunder, der bereits Preise abgeräumt hat. „Kunden gewinnen, mit neuen Leute ins Gespräch kommen“, will der Winzer, der zwar im Zellertal arbeitet, aber auch Wingerte in Bockenheim hat. Winzer überzeugt: Die Messe wirkt langfristig Selbstverständlich sei die Messe wichtig für das eigene Unternehmen, zeigte sich Petra Schäfer überzeugt. „Wir sehen das langfristig, vor allem auch in unserem Gastronomiebetrieb“, sagte die Winzergattin vom Weingut Sonnenhof. „Mehr Weißwein“, antwortete Frank Heiser-Buchner, auf die Frage, was denn so getrunken werde. Er ist Nebenerwerbs-Winzer und bewirtschaftet mit der Familie rund 4,5 Hektar Fläche. Die Messe sei ein guter Ort, um auf die eigenen Erzeugnisse aufmerksam zumachen. Über das vorwiegend junge Publikum am Samstagnachmittag freute sich Kurt Janson vom Schlossgut. „Eine solche Messe ist langfristig gesehen wichtig, es waren auch schon einige Kunden da, die sich gezielt informiert haben.“ Dass die Jüngeren dominierten, bestätigte auch Bettina Benß. „Ich sehe hier junge Leute, die in der Vergangenheit zusammen mit ihren Eltern hier waren, mittlerweile mit dem Freundeskreis kommen, um zu probieren“, beschrieb die Winzergattin ihre Eindrücke. „Für Bockenheimer Winzer eine Pflichtveranstaltung“ Beim Weingut Benß haben auch Felix Lechner (22), Lukas Schäfer (20) und Erik Heymann (20) Station gemacht. „Seit zwei Jahren kommen wir regelmäßig“, sagten die drei jungen Männer, die alle der Burschenschaft Bockenheim angehören. „Nach der Messe kaufen wir auch Wein ein, meist von den heimischen Weingütern“, sind sich die drei einig, die halbtrockene und trockene Weine bevorzugen. „Es ist schade, dass hier nicht alle Bockenheimer Weingüter anzutreffen sind, eigentlich würden wir uns das wünschen, irgendwie ist das für die lokalen Anbieter doch eine Pflichtaufgabe“, sagen die drei, die ausgiebig gekostet haben. „Wir waren an jedem Stand, haben überall probiert.“ Am Abend gehe es dann in Bockenheim ins Weinstraßenhaus ins dort neu eingerichtete Restaurant Ideal. Alle Hände voll zu tun haben auch die Spezialisten im Messeumfeld. Gabi und Kira Keidel von der gleichnamigen Brennerei sind erfreut über den Zuspruch. „Ein ganz wichtiger Termin für unser Ostergeschäft“, sagte Gabi Keidel zu ihrer Motivation, der Messe jedes Jahr die Treue zu halten. Gefragt: Pep 20, der neue Pfefferminzlikör. Und auch Kim Koch vom Tee- und Feinkosthaus aus Grünstadt, die Dips und andere Leckereien anbietet, ist überzeugt, dass die Messe wirkt. „Viele Leute probieren hier, kommen dann später im Geschäft in Grünstadt vorbei, um bei mir einzukaufen.“ Auch die Kerzenleuchter von Dirk Weinhold, die er aus alten Fassdauben herstellt, stoßen auf Interesse bei den Messebesuchern in der Emichsburg.

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