Grünstadt Im Zeichen der Rose

Idyll, vom Flugzeug aufgebrochen: Annette Schröter mit „Rosengarten 3“ von 2007.
Idyll, vom Flugzeug aufgebrochen: Annette Schröter mit »Rosengarten 3« von 2007.

Großer Bahnhof in Wolfgang Thomeczeks Tiefenthaler Kunstkabinett: Aus Mainz war Professor Konrad Wolf, Minister für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur gekommen, um die Ausstellung mit gemalten und raffiniert in Papier geschnittenen Rosenbildern der Leipziger Kunstprofessorin Annette Schröter zu eröffnen.

Dabei bestand Thomeczeks Kunstpavillon gewissermaßen den Schlechtwettertest: Angesichts vorherigen Regens und weiterhin heftig wehender Winde gab es die Eröffnungsreden innen, und zur Not hätten auch alle, die gekommen waren, im Pavillon Platz gefunden, wenn es nicht etliche vorgezogen hätten, von den Fenstern aus zuzuhören und dabei dem Sturm zu trotzen – er warf immerhin ein Gemälde gleich zweimal von der Wand, ohne dass es indes Schaden nahm. Alles drehte sich um die Rose – und stellte immer wieder Zusammenhänge zwischen der traditionsreichen Rosenstadt Zweibrücken und dem frischgebackenen Rosendorf Tiefenthal her. Wie bekannt, ist hier zum 700. Jahrestag der urkundlichen Ersterwähnung eigens eine Rose gezüchtet und auf den Namen Tiefenthal/Pfalz getauft worden – nicht ohne maßgebliche Beteiligung Thomeczeks. Der wiederum stammt ebenso wie Minister Wolf aus Zweibrücken, wo er vor vielen Jahren – natürlich mit Bezug auf den dortigen Rosengarten – in seiner damaligen Eigenschaft als Vorsitzender des dortigen Kunstvereins mit Annette Schröder eine Ausstellung verwirklichte. Damals lag ihr künstlerischer Schwerpunkt in gestisch frei wirkender, aber doch am Gegenstand orientierter Malerei – einige dieser Bilder sind zu sehen – die Scherenschnitte, die sie heute anfertigt, wirken indes in ihrer grafischen Präzision und formalen Vollendung gänzlich anders. Es sei eher ein Zufall gewesen, dass sie beim Scherenschnitt gelandet sei, erzählt uns Annette Schröter am Rand der Ausstellung. Der sei ja eher eine Sache des 19. Jahrhunderts, als man, bevor es die Fotographie gab, so versuchte, die Profilansichten lieber Menschen festzuhalten. Da sie schon immer ein Faible dafür habe, Flohmärkte zu durchstöbern, sei sie auf diesem Weg in den Besitz einiger dieser alten Scherenschnitte gelangt, die sie zu eigenem Tun anregten. Rosen, so betont Schröter, seien aber nur eines ihrer Themen. Sie setze durchaus auch Zeitgenössisches ins Scherenschnitt-Bild, etwa Ansichten ruinöser Fabriken im Gegenlicht. Natürlich, räumt sie ein, bringe allein die Reduzierung auf scharfe Schwarz-Weiß-Kontraste eine Formalisierung mit sich, auch wenn man bei den Konturen recht präzis der Wirklichkeit folge. Allein das große Format – ihre „Rosenlaube“ ist übermannshoch – bringe ihr Gestaltungsmöglichkeiten, die es bisher im Scherenschnitt nicht gab. Die Redner der Ausstellungseröffnung folgten dem Rosenmotiv eher in der Literatur: Minister Konrad Wolf zitierte Shakespeare und Gertrude Steins berühmtes „Eine Rose ist eine Rose ist eine Rose“, der Kunsthistoriker Professor Wolfgang Ulrich rekurrierte auf ein Rosenmärchen von Hans Christian Andersen und einen der herrlichen Sinnsprüche aus dem „Cherubinischen Wandersmann“ des Angelus Silesius: „Die Ros ist ohn Warum, sie blühet, weil sie blühet. Sie acht’t nicht ihrer selbst, fragt nicht, ob man sie siehet.“ Genau diese Autonomie, diese Selbstzweckhaftigkeit, sei auch Wesen der Kunst, die vom Künstler um ihrer selbst willen geschaffen werde, war seine – zweifellos sehr idealistische – These und Kunstauffassung, die er in den Rosenbildern Annette Schröters exemplarisch verwirklicht sieht. Die Besprechung der Ausstellung folgt auf der Kulturseite des Hauptteils.

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