Grünstadt „Hunde zu verschicken geht gar nicht“

«FRANKENTHAL.» Vergangene Woche ist ein Frankenthaler laut Polizei Opfer eines Betrugs geworden: Einem vermeintlichen Verkäufer von Hundewelpen hat er rund 170 Euro überwiesen. Der Kontakt kam über die Plattform www.deine-tierwelt.de zustande. Über den Fall und über Handel mit Tieren im Internet sprach Nicole Sperk mit dem Geschäftsführer des Portals, Daniel D’Amico (37).

Herr D’Amico, wie oft kommen solche Betrugsfälle vor in Frankenthal?

Ich bin seit eineinhalb Jahren im Unternehmen, in der Zeit konnten wir Betrugsfälle deutlich reduzieren. Von so einem speziellen Fall erfahre ich das erste Mal. Wir versuchen, so etwas normalerweise im Vorfeld auszuschließen. Unser Geschäftsmodell ist es, eine Vermittlungsplattform zu betreiben, die Verkäufer und Käufer zusammenbringt. Wir geben selbst keine Anzeigen auf und verschicken auch keine Hunde, sondern bieten die Möglichkeit, Inserate zu veröffentlichen. Im Gegensatz zu anderen Marktplätzen, die nicht auf Tiere spezialisiert sind, legen wir großen Wert auf die Qualität der Anzeigen. Wie machen Sie das? Wir haben einen Algorithmus entwickelt, der aufgegebene Anzeigen vor der Veröffentlichung prüft. Da wird zum Beispiel automatisch abgefragt, ob eine Telefonnummer vorhanden ist oder ob bestimmte Sperrwörter genannt werden. Auf diese Weise würde zum Beispiel eine Anzeige auffallen, in der Dobermann-Welpen mit kupiertem Schwanz angeboten werden. So etwas würden wir nie veröffentlichen. Potenzielle Betrüger sollten also normalerweise vorab gefiltert werden? Bekannte Betrüger, von denen wir eindeutige Merkmale kennen, sind automatisch gesperrt. Etwa jemand, der anonym aus dem Ausland eine Anzeige aufgeben will. Verlassen Sie sich dabei allein auf die Technik? Nein, zwei Mitarbeiter im Kundenservice sind zusätzlich damit beschäftigt, kritische Anzeigen durchzusehen. Das sind Anzeigen, bei denen uns der Preis unrealistisch erscheint oder bei denen wir aus irgendeinem anderen Grund skeptisch geworden sind. Es hat auch jeder Nutzer die Möglichkeit, eine Anzeige zu melden, die ihm verdächtig erscheint. Das nehmen wir extrem ernst und prüfen genau, ob sie unseren Richtlinien entspricht. Wie hoch ist die Quote der aussortierten Anzeigen? Eine Zahl kann ich nicht nennen. Aber wir filtern schon sehr vieles. Wie konnte es trotzdem zu diesem Betrugsfall kommen? Bei 200.000 pro Jahr erfolgreich vermittelten Tieren wittern natürlich auch Kriminelle ein Geschäft, und man muss leider sagen, dass sie immer kreativer werden. Weil wir diese Qualitätsstandards haben, ist für mich ein solcher Fall ärgerlich. Ich kann es mir nur so erklären, dass wir dem potenziellen Käufer unsere Hinweise, woran man einen seriösen Tierhändler erkennt, nicht vermitteln konnten. Und in der Anzeige stand sicher nicht, dass Tiere per Flugzeug versandt werden, denn da hätte unser Tool gegriffen. Wir wissen nicht, was die beiden User im persönlichen Austausch vereinbart haben. Darauf haben wir dann keinen Einfluss mehr. Sie werben damit, der seriöseste Tiervermittler im Netz zu sein. Wie begründen Sie das? Wir arbeiten mit Partnern wie dem Verband für das Deutsche Hundewesen (VDH) zusammen. Und wir forcieren eben nur das Anbieten von Tieren, die gesund sind und Papiere haben. Natürlich sollen sich Käufer und Verkäufer dann persönlich treffen – Hunde zu verschicken geht gar nicht. Außerdem haben Züchter die Möglichkeit, sich durch umfassende Profile sowie das Siegel „geprüfter Züchter“ deutlich von unseriösen Anbietern abzuheben. Können Sie für das Frankenthaler Betrugsopfer noch irgendetwas tun? Mir tut das sehr leid, was passiert ist. Der junge Mann wollte ja nur einen Hund kaufen. Ich biete ihm an, dass wir gerne Kontakt zu einem sehr guten, seriösen Züchter in der Nähe herstellen, bei dem er einen Hund erwerben kann, mit dem er sehr viele Jahre lang Spaß haben wird. Außerdem sind wir dazu bereit, 169 Euro zu übernehmen, wenn der Herr einen passenden Hund für sich findet.

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