Grünstadt und Leiningerland Hexen machen die Region unsicher

20 Jahre auf der Gass und in der Bäckerei Schmidt zu Gast: Die Kerzenheimer Hexen haben Grund zum Feiern. Unser Bild entstand im
20 Jahre auf der Gass und in der Bäckerei Schmidt zu Gast: Die Kerzenheimer Hexen haben Grund zum Feiern. Unser Bild entstand im Jahr 2005.

Morgen klopft es wieder an der Autoscheibe , und nicht nur dort. Im Eistal und im Leiningerland gehen die Hexen auf die Straße und sammeln von gewillten Autofahrern, Passanten, Gewerbetreibenden und Freiberuflern kleine Spenden ein, um Großes zu bewirken. Mit welchen Hexen morgen an welcher Stelle zu rechnen ist, darüber soll diese Übersicht Ihnen, liebe Leser, Aufschluss geben.

Hexen gibt es einige im Eistal und im Leiningerland, doch nicht überall gehen die närrischen Frauen an Weiberfasnacht auf die Straße. Manche Gruppen haben sich mittlerweile zurückgezogen, andere sind aufgelöst worden, so wie in Tiefenthal. Doch wo keine Hexen mehr ihr Unwesen treiben, wachsen Deiwelsweiwer nach. Manche Gruppen feiern dieses Jahr Jubiläum, andere haben vergessen, seit wann sie überhaupt schon unterwegs sind. Aber sie alle eint eines: der Wille Gutes zu tun, eine große Menge kleiner Spenden zu sammeln, um diese dann als möglichst üppigen Betrag für einen guten Zweck weiterzugeben. Unsere Umfrage unter den bislang bekannten Gruppen und deren Oberhexen gibt Aufschluss darüber, was an Weiberfasching in der Region abgeht und vor allem wo. Und noch eine Bitte der Redaktion: Wenn Sie keine Zeit haben oder lieber auf andere Weise spenden, seien Sie trotzdem nett zu den Frauen, die bei ihrem Einsatz auf der Straße ungefährdet Spaß haben wollen.

Albsheimer Hexen

Aus der Straßenfasnacht am Schmutzigen Donnerstag haben sich die Albsheimer Hexen komplett zurückgezogen. Wie im Vorjahr verzichten sie auf die Straßensammlung. Trotzdem gibt es die Hexen in Albsheim noch, und sie sammeln weiter Spenden. „Unser Problem ist nach wie vor, dass wir alle arbeiten müssen“, sagt Petra Barz. Die Albsheimer Hexen haben am Adventszauber im örtlichen Landcafé Christel im November teilgenommen und wollen die Aktion dieses Jahr wiederholen. „Gespendet haben wir noch nicht, den Zweck werden wir erst bei unserer nächsten Sitzung in etwa vier Wochen festlegen“, sagt Barz.

Altleininger Waldhexen

Auf mittlerweile 34 Frauen angewachsen ist die Gruppe der Altleininger Waldhexen, die eine Abteilung der Gogeljodler sind. Ruth Kröhler hat den närrischen Einsatz am morgigen Donnerstag wieder geplant und weiß daher, dass 26 Frauen dabei sein wollen. Ab 9 Uhr werden die Frauen auf den Straßen des Orts unterwegs sein, Geschäfte und Praxen überfallen, den kleinen Altleiningern in der Kindertagesstätte einen Besuch abstatten und vor allem Spenden von vorbeikommenden Autofahrern einsammeln. Das Dorf ist schon geschmückt, wer durchs Eckbachtal muss, der wird an der Mautstation kaum vorbeikommen. Das Geld ist für einen Defibrillator bestimmt, der im Gemeindesaal in Altleiningen aufgehängt werden soll. Das Wiederbelebungsgerät, das auch Laien bedienen können, ist den Hexen im wahrsten Wortsinn eine Herzensangelegenheit. Außerdem wollen sie für die Beschilderung des Waldlehrpfads spenden.

Asselheimer Grotte-Hexe

Wie fast überall sind die Grotte-Hexe in Asselheim Frühaufsteherinnen. Ab 8.30 Uhr werden die sechs bis sieben Frauen am Kreisel im Grünstadter Ortsteil zu finden sein. „Unsere Gruppe besteht aus zehn Frauen, aber nicht alle können dabei sein“, sagt Johanna Lampert. Etwa zur Mittagszeit ziehen die Grotte-Hexe in Richtung der Kindertagesstätte. Am Nachmittag wollen sie in den Geschäften und Winzerhöfen Spenden sammeln. Geplant ist, dass das Geld in diesem Jahr an das Kinderheim in Stauf fließen soll. Außerdem wollen die Grotte-Hexe örtlichen Jugendorganisationen und Gruppen kleinere Beträge für ihre Arbeit zukommen lassen.

Bockenheimer Wingertshexen

Noch früher als die Asselheimerinnen legen Bockenheimer Hexen los, denn das Tagesprogramm ist stramm, wie Dagmar Weber berichtet. Die Frauen treffen sich um 6.30 Uhr am Morgen, um sich gemeinsam auf ihre Tour durch Bockenheim und das Leiningerland vorzubereiten. Ab 8 Uhr machen sie dann Bockenheim unsicher und stürmen Geschäfte, Praxen, Bankfilialen und Weingüter. Um 12 Uhr geht es ins Rathaus, um den neuen Ortsbürgermeister Gunther Bechtel (SPD) um ein bisschen Geld zu erleichtern. „Der werd sich nett lumbe losse“, ist Weber überzeugt. Später werden die Frauen in Grünstadt bei der Verwaltung der Verbandsgemeinde Leiningerland aufschlagen, um dort die Krawatten einzukürzen und eine Spende vom Bürgermeister einzufordern. Am Nachmittag ab 15 Uhr werden die Wingertshexen die Weinstraße am Weinstraßenhaus unsicher machen. Außer an Altweiberfasching beteiligen sich die Bockenheimerinnen wieder am Fasnachtsumzug des VfR in Grünstadt am kommenden Dienstag. Das gesammelte Geld wird erneut zum Teil an das Kinderhospiz Sterntaler in Dudenhofen gespendet, einen Teil geben die Wingertshexen aber auch an lokale Projekte weiter.

Diefedahler Deiwelsweiwer

Die Hexen aus Tiefenthal gibt es nicht mehr. Die frühere Gruppe hat sich aufgelöst, aber adäquate Nachfolgerinnen gefunden. Die nennen sich Diefedahler Deiwelsweiwer und wollen die Spenden, die sie am morgigen Schmutzigen Donnerstag sammeln, für Kinder im Ort einsetzen. Wie ihre Vorgängerinnen wollen die Deiwelsweiwer ab 8 Uhr auf der Straße am Weedplatz unterwegs sein. Von den zehn Frauen, die zur Gruppe gehören, machen sechs mit. Geplant ist auch, am Abend gemeinsam die Weiberfasnacht in Ramsen zu besuchen. Die Halloweenveranstaltungen in der Feldscheune von Ortsbürgermeister Edwin Gaub (CDU) haben die Deiwelsweiwer bereits von den Hexen übernommen und einmal organisiert. Dort ist für dieses Jahr auch ein „Tanz in den Mai“ geplant. „In jedem Fall werden wir mal bei den Landfrauen vorbeischauen, die zum närrischen Frühstück ab 10 Uhr ins Dorfgemeinschaftshaus eingeladen haben“, kündigt Saskia Bartsch an.

Hettrumer Grubehexen

Sie wissen es genau: Dieses Jahr ziehen sie zum 26. Mal durchs Dorf. Morgen ab 8 Uhr sind die närrischen Frauen unterwegs. Ab 9.30 Uhr werden sie zunächst die drei Kindergärten besuchen. Für 11.11 Uhr ist die Stürmung des Rathauses und danach ein Banküberfall geplant. Anschließend dürfen sich die Hexen auf ein Mittagessen bei der Metzgerei Speeter freuen. Später, also nach 13 Uhr, wird dann die übrige Hettenleidelheimer Geschäftswelt heimgesucht. Dem Seniorenheim Sonnenhof Atrium wollen die Grubehexen gegen 15 Uhr einen Besuch abstatten. Für ihre Spenden bekommen Passanten und Autofahrer wie jedes Jahr selbst gebackene Fasnachtskichelcher. 99 Stück soll jede Hexe beisteuern, so will es die Tradition in Hettenleidelheim. Das Geld, das morgen zusammenkommt, geht in diesem Jahr an den Karnevalverein Feuerio, an die an Leukämie erkrankte Amara aus Mörsfeld im nördlichen Donnersbergkreis und an die Friends of Children Nepal, die seit vielen Jahren unterstützt werden.

Matzeberjer Berghexen

Auf der Straße sind die Matzeberjer Berghexen nicht mehr aktiv, sie haben ihr Hexentreiben ins Hertlingshauser Bürgerhaus verlegt. Die acht Frauen wollen mit allen Hexen und Partyfans ab 19.31 Uhr gemeinsam feiern, informiert Ortsbürgermeister Werner Majunke. Für Musik sorgt ein DJ. Gesammelt wird bei der Veranstaltung für einen guten Zweck in Carlsberg.

Quirnheimer Hexen

Kein Termin ist für die Quirnheimer Hexen der Schmutzige Donnerstag. Schon einige Jahre nicht mehr. Dafür gehen die närrischen Frauen am Faschingsdienstag wieder singen. Die Hexen haben eine alte Tradition wiederbelebt, denn früher gingen Kinder an diesem Tag zum Singen auf die Straße. Kleine Spenden sind der Lohn für den Gesang, das soll auch in diesem Jahr wieder so sein. Ihr gesammeltes Geld wollen die Quirnheimerinnen für die Kinderkrebshilfe spenden, verrät Petra Goger vorab.

Sausrummer Hexen

Schon mal warm anziehen kann sich Bürgermeister Klaus Wagner (CDU), denn der muss morgen um 9.11 Uhr in Grünstadt im Rathaus mit den Sausrummer Hexen rechnen. Das kündigt Oberhexe Andrea Hoffmann-Schulze an. Die Geschäftswelt und die Banken im Ortsteil seien vor einem närrischen Besuch genauso wenig sicher. Eine Mautstelle werden die Hexen ab etwa 10.30 Uhr auf der Leiningerstraße einrichten. Das Geld, das an Weiberfasching zusammenkommt, wollen die Sausenheimerinnen an das „Haus der Jugend“ in Grünstadt spenden. Eiligen Autofahrern empfehlen die Hexen „bekannte Schlupflöcher“.

Wattrumer Gugguxhexen

Die Wattenheimer Gugguxhexen sind auf 14 Frauen angewachsen, verrät Gabi Schott. Von 9 Uhr am Morgen bis 18 Uhr am Abend wollen sie ihre Heimatgemeinde unsicher machen. „Wir sind erst in der Leininger Straße unterwegs, werden später einen Rundgang durch den Ort unternehmen, dabei auch in der Kindertagesstätte vorbeischauen – alles so wie jedes Jahr“, sagt Schott. Am Nachmittag seien die Frauen in der Carlsberger Straße anzutreffen. Das Geld, das gesammelt wird, soll dieses Mal für die Kinder der Grundschule bereitgestellt werden, denn das Schulhaus wird saniert. „Eventuell wollen wir einen Kino-Tag für die Kinder auf die Beine stellen, das steht noch in den Sternen“, so Schott. Gefeiert haben die Gugguxhexen schon am Wochenende. Gemeinsam mit den Kerweborsch wurde in der gut besuchten Gemeindehalle erstmals eine Fasnachtsveranstaltung auf die Beine gestellt. „Wir haben den Termin übernommen, da die Landfrauen nichts mehr machen“, so Schott.

REGION EISENBERG

Eisenberger Hexen

Die Eisenberger Hexen, eine Abteilung der TSG, werden morgen ab etwa 8.30 Uhr von Passanten und Autofahrern Spenden erbitten. Auch vor Betrieben und Geschäften werden sie nicht Halt machen. Tradition hat der Überfall auf das Rathaus um 11.11 Uhr. Die Stadtoberen werden dann auf den kleinen Marktplatz gegenüber der katholischen Kirche verschleppt, wo Helfer der Hexen bereits warten. Die Bevölkerung ist derweil zu Suppe und Würstchen eingeladen. Wer zuschlagen will, wird aus ökologischen Gründen gebeten, sich seine Teller und Löffel sowie Gefäße zum Abtransport der Suppe selbst mitzubringen. Am Nachmittag stehen die restlichen Hausbesuche der Hexen an – in der Fußgängerzone und rund um den Marktplatz werden sie dann anzutreffen sein. Weitere Infos im Netz unter www.eisenberger-hexen.de.

Biedesheimer Hexen

Erste Station der sieben Biedesheimer Hexen wird nach dem Treffen im Dorfgemeinschaftshaus gegen 10 Uhr die benachbarte Kindertagesstätte sein. Anschließende wollen die Frauen auf der Straße unterwegs sein. Sie ziehen mit ihrem Bollerwagen durch den Ort und sammeln von Autofahrern Spenden ein. Das gesammelte Geld soll erneut an die Donnersberger Initiative für Menschen in Not gehen, informiert Elke Eckert, eine der Biedesheimer Hexen. Am Abend ab etwa 17.30 Uhr seien die Frauen im Dorfgemeinschaftshaus anzutreffen. Wer sie besuchen will, der sei wie immer willkommen.

Kerzenheimer Echse-Hexen

Zum 20. Mal belagern die Kerzenheimer Echse-Hexen in diesem Jahr den Römer in der Ortsmitte. Die 15 närrischen Damen wollen dort ab etwa 7.30 Uhr Autofahrer anhalten und Spenden einsammeln. „Überfallen“ wollen sie den Kindergarten und die örtlichen Geschäfte. Die Schule hat Ferien, weshalb der Besuch dort flachfällt. Erstmals auf närrischen Besuch einstellen muss sich Ortsbürgermeisterin Andrea Schmitt (CDU). Sie wird um 11 Uhr im Bürgermeisteramt „verhaftet“ – für die hauptberufliche Kripo-Beamtin sicher eine neue Erfahrung. Nach einem Jahr Pause wieder im Angebot ist die Hexensuppe am Römer zur Mittagszeit. Die Echse-Hexen wollen ihrer Devise treu bleiben und das gesammelte Geld für Kinder im Donnersbergkreis zur Verfügung stellen.

Ramser Stumpfwaldhexen

Ein Foto-Shooting auf dem Parkplatz an der Eistalhalle um 8 Uhr ist der erste große Termin der Ramser Stumpfwaldhexen nach dem gemeinsamen Schminken und Ankleiden in der Halle. „Die närrischen Frauen in Ramsen haben einen strammen Zeitplan“, informiert Kathrin Franke. Nach dem Shooting „überfallen“ die erfahrensten Hexen der Region die Autofahrer. Später geht es zum katholischen Kindergarten und zum Seniorenheim, dann zum Büro des Ortsbürgermeisters. Ab 12 Uhr wird an der Eistalhalle gefeiert, wo es Suppe gibt. Anschließend machen die Hexen in Ramsen erneut die Straßen und Geschäfte unsicher. Zum großen Hexentanz ab 20.11 Uhr laden sie in die Eistalhalle ein. Mehr als 30 Jahre lang geht das schon so, denn die Ramser Hexen waren die ersten in der Region, die zum Spendensammeln auf die Straße gingen. Importiert wurde der Brauch von Bruno Rörig, damals Vorsitzender des TuS, der den Altweiberfasching in dieser Form im Urlaub in Süddeutschland erlebt hatte. Heute sind die Stumpfwaldhexen das ganze Jahr über engagiert. Als Abteilung des Sportvereins TuS 05 bringen sie sich in der Gemeinde ein, beispielsweise beim Maibaumstellen oder bei Veranstaltungen, für die ein Kuchenbüfett aufgebaut werden muss. Das Geld, das dieses Mal zusammenkommt, ist für das Frauenhaus im Donnersbergkreis bestimmt.

Immer gut drauf: die Bockenheimer Wingertshexen, hier Heike Nödling beim Winzerfestumzug.
Immer gut drauf: die Bockenheimer Wingertshexen, hier Heike Nödling beim Winzerfestumzug.
Die selbstgemachten Fasnachtskichelcher der Hettenleidelheimer Grubenhexen kommen bei den Grundschülern jedes Jahr gut an.
Die selbstgemachten Fasnachtskichelcher der Hettenleidelheimer Grubenhexen kommen bei den Grundschülern jedes Jahr gut an.
Wetterfest eingetütet: eine Altleininger Waldhexe.
Wetterfest eingetütet: eine Altleininger Waldhexe.
Der Überfall aufs Rathaus hat in Eisenberg Tradition. Bei diesem Schlüsselträger (Altbürgermeister Adolf Kauth) ist für die Hexe
Der Überfall aufs Rathaus hat in Eisenberg Tradition. Bei diesem Schlüsselträger (Altbürgermeister Adolf Kauth) ist für die Hexen aber nix mehr zu holen. Sie müssen sich schon den Nachfolger schnappen.
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