Grünstadt Hervorragende Aufklärungsquote der Polizei Grünstadt

Trotz der Handschuhe hatten „Fensterbohrer“ Spuren hinterlassen. Durch einen DNA-Abgleich konnten Einbrüche in unserer Region ei
Trotz der Handschuhe hatten »Fensterbohrer« Spuren hinterlassen. Durch einen DNA-Abgleich konnten Einbrüche in unserer Region einer überregional tätigen Gruppe zugeordnet werden. Das Bild ist gestellt.

Hintergrund: Geldbeutel, Handys, Fahrräder oder Navis – statistisch gesehen wird fast jeden zweiten Tag etwas gestohlen. Im vorigen Jahr musste die Grünstadter Polizei bei 609 Diebstählen im Leiningerland ermitteln. Oft erfolgreich. So wurde die Einbruchsserie in Kitas aufgeklärt. Ermittler müssen wissen, wo man sucht.

Grünstadt: Für die Meisterdetektive Hercule Poirot oder Sherlock Holmes mag die Aufklärungsquote der Polizeiinspektion (PI) Grünstadt armselig sein. Für die im echten Leben ermittelnden Experten dagegen sind die 62,9 Prozent „excellent“ oder „magnifique“, um in der Sprache der Romanfiguren zu bleiben. Im Jahr 2018 haben Grünstadter Kripobeamte immerhin 1065 Fälle der insgesamt 2110 registrierten Straftaten im Leiningerland aufgeklärt. Auch dank moderner Verfahren wie des DNA-Abgleichs, wie das Beispiel der Einbrüche in Kindertagesstätten zeigt.

Die am Kindergarten gefundene Kippe war ein Volltreffer

Da hatte ein Beamter im Umfeld einer Kita eine Zigarettenkippe gefunden und sie ans Landeskriminalamt zur DNA-Untersuchung geschickt. Solche Anträge sind nicht nur mit Arbeit und viel Bürokratie, also Papier- und Zeitaufwand, verbunden, sondern oft auch erfolglos. Schließlich hätte die Kippe vorm Kita-Eingang ja auch von jemand anderem, etwa von einem wartenden Vater, dort hingeschnippt worden sein können. Oder die durch den Speichel an der Kippe gefundene DNA ist gar nicht in der Datenbank des Landeskriminalamts gespeichert. Das war im Falle der tüchtigen Ermittler aber zum Glück nicht der Fall. Es gab einen Volltreffer: Der genetische Fingerabdruck am Zigarettenstummel stammte von einem „einschlägig bekannten“ Mann aus der Region. Hausdurchsuchungen und Verhöre bestätigten den Verdacht, der Mann wurde dingfest gemacht, die Kindergartenserie war damit beendet. „Diese Leistung sollte man mal nicht unter den Scheffel stellen: Unsere ermittelnden Beamten sind voll motiviert bei der Sache; sie lassen sich auch von Rückschlägen und von dem größeren Zeit- und Arbeitsaufwand nicht entmutigen und gehen auch den kleinsten Hinweisen nach“, betont Sigfried Doll, Leiter der PI Grünstadt, dass „unsere Aufklärungsquote nicht von ungefähr über dem Bundes- und Landesdurchschnitt sowie über der in ähnlich ländlich geprägten Inspektionen liegt“.

Beim Auspusten minimale Speichel-Spuren hinterlassen

Engagement allein macht aber noch keine erfolgreiche Tätersuche aus. Wie bei Poirot oder Holmes gehört auch ein gewisses Maß an kriminalistischem Spürsinn dazu. Bestes Beispiel: die Aufklärung einer ganzen Reihe der 241 im vorigen Jahr verübten Einbrüche in Geschäfte, Büros, Wohnungen oder Fahrzeuge. Da sei zwar in erster Linie die Zentralisierung der überregionalen täterorientierten Ermittlungen der Vater des Erfolgs, so Doll. Dass Fälle aus der Region dann jedoch einer bestimmten, später überregional dingfest gemachten Tätergruppe zugeordnet werden konnten, sei den DNA-Abgleichen zu verdanken. Bei den so genannten „Fensterbohrern“ – dabei bohren die Täter Löcher in Fenster oder Terrassentüren, greifen durch und hebeln sie von innen auf – hatten Grünstadter Beamte vorsichtig Proben aus den kleinen Bohrlöchern genommen und das DNA-Material ans LKA geschickt. Die Täter trugen zwar Handschuhe, doch hatten sie beim Auspusten der Löcher minimale Spuren ihres Speichels hinterlassen – für eine Bestimmung der DNA hat’s gereicht. So konnte zwar nicht direkt festgestellt werden, wer eingebrochen ist, aber immerhin, dass es derselbe Täter wie andernorts war. Und als dieser dann ins Netz der Ermittler gegangen ist, konnten dem Fensterbohrer auch diese Fälle zur Last gelegt werden.

Alarmanlagen schlagen Einbrecher 24 Mal in die Flucht

Grund zum Ausruhen auf den Ermittlungserfolgen sieht Doll natürlich nicht. So ist wohl auch der nicht nur bundes- und landesweite Rückgang von Wohnungseinbrüchen nur eine Momentaufnahme. Leider. Denn in der Stadt Grünstadt und der VG Leiningerland – vorwiegend in Gemeinden entlang der A 6 – hat sich die Anzahl der Wohnungseinbrüche von 147 im Jahr 2015 auf „nur“ noch 67 Fälle im Jahr 2018 verringert. Der Rückgang ist sicherlich auch Folge der Aufklärung über Schwachstellen an Wohnungen und Einfamilienhäusern, verstärktem Einbruchschutz und der Installierung von Alarmanlagen: 24 Mal blieb 2018 der Einbruch im Versuchsstadium stecken. Allerdings macht es sich auch gleich in den Statistiken bemerkbar, wenn eine große, europaweit tätige Bande außer Gefecht gesetzt worden ist, wie es voriges Jahr der Fall war. Irgendwann aber wird das Gebiet von anderen Langfingern „bearbeitet“. Außerdem lernen auch Verbrecher dazu und stellen sich auf neue Sicherheitskonzepte ein. Nach wie vor schadet es also nicht, wenn die Bürger aufmerksam bleiben, gerade wenn der Nachbar weg ist. Es ist nach wie vor für einen in Urlaub fahrenden Hauseigentümer sinnvoll, wenn in der Zeit ein Bekannter den Briefkasten leert, die Rollläden hoch und runter zieht und abends das Licht anmacht. Bei einem seit Tagen dunklen Haus mit überquellendem Zeitungskasten müssen Langfinger kein Sherlock Holmes sein, um zu erkennen, dass der Hausherr nicht da ist. Denn in der realen wie in der Romanwelt trifft es nach wie vor zu: Gelegenheit macht Diebe.

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