Grünstadt Grünstadt: Stammgäste weg, neue Gäste da

Jürgen Bender im umgestalteten Restaurant: das neue Innenleben des Grünstadter Lokals wurde vom Fernsehsender ausgesucht und bez
Jürgen Bender im umgestalteten Restaurant: das neue Innenleben des Grünstadter Lokals wurde vom Fernsehsender ausgesucht und bezahlt. Wie viel das alles gekostet hat, weiß der Koch nicht.

Der Grünstadter Gastwirt Jürgen Bender hatte sich von Sternekoch Frank Rosin Tipps für sein Restaurant geholt - aus seiner Sicht hat es sich gelohnt.

Frank Rosin hat Ihre Küche als „seelenlos“ bezeichnet – am Faschingsdienstag haben eine Millionen Fernsehzuschauer das gehört. Fühlen Sie sich bloßgestellt?

Nein, ganz und gar nicht. Ja, das stimmt, Frank ist sehr direkt, aber vor allem sagt er, was er denkt und das ist gut so. Das hat er übrigens über unser Testessen gesagt und dies war berechtigt. Aber bloßgestellt wurden wir niemals. Ich habe mich auch nicht verstellt, um zu gefallen. Ich war einfach so, wie ich immer bin, das ist wichtig, dass man authentisch bleibt. Rosin würde das auch sofort merken, schließlich war das Team sechs Tage im Restaurant. Und für die reale Situation schäme ich mich nicht. Verstehe ich Sie richtig: Sie würden Rosin und das Fernsehteam wieder einladen? Absolut ja. Das war die richtige Entscheidung und eine tolle Erfahrung. Ich habe viel gelernt, beispielsweise richtig zu kalkulieren, oder auch tolle Tipps in der Küche bekommen. Natürlich muss man kritikfähig sein, aber das bin ich zum Glück. Und man muss die Dinge auch annehmen und vor allem die Realität sehen. Wie war es für Sie, sich selbst im Fernsehen zu sehen? Eigentlich ganz normal. Ich habe natürlich auch viel gelacht. Die Stimme im Fernsehen zu hören, ist schon komisch. Wie gesagt, ich war authentisch und habe mich nicht verstellt. Klar − der erste Drehtag war besonders aufregend, aber das Team war super hilfsbereit. Übrigens wusste ich nicht, wann das Team und Frank kommen. Das machen die extra so, damit sie dich eiskalt erwischen. Das finde ich auch gut so, somit kann man sich nicht vorbereiten. Frank will ja die Realität sehen und nichts Geschöntes. Wie haben die Leute auf die Sendung reagiert? Ich habe fast ausschließlich positive Resonanz bekommen. Die Leute kommen sogar aus Stuttgart, weil sie die Sendung gesehen haben. Und Kritik, beispielsweise an den neuen Stühlen? Ja, ich habe auch schon gehört, dass die Stühle unbequem seien. Aber schließlich sitzt man ja nur zwei Stunden darauf. Kommt die vormalige Stammkundschaft noch? Immerhin bieten sie jetzt mediterrane Speisen statt deutscher Küche an. Spanische Gerichte, mediterrane mit Pfälzer Einschlag, das machen wir. Das Publikum hat sich komplett geändert. 95 Prozent der ehemaligen Stammkunden kommen nicht mehr. Sie sagen, wir seien zu teuer oder es liege am Speisenangebot − weil wir halt keine deutsche Küche mehr anbieten. Die Mittagsgäste von früher kommen eigentlich so gut wie gar nicht mehr. Dafür sind wir aber jetzt abends immer ausgebucht − mindestens drei Tage im Voraus. Früher kamen an einem Abend geschätzt zehn Gäste unter der Woche, heute sind es 30 bis 50. Hat das, was im Fernsehen zu sehen war, auch wiedergegeben, wie die sechs Tage verlaufen sind? Schließlich werden ja aus vielen Stunden Filmmaterial nur zwei Stunden Film. Die Sendung ist zusammengeschnitten, ganz klar. Aber die Situation, wie sie im Fernsehen zu sehen war, stimmte mit der Situation überein. Am Anfang hat man natürlich Bedenken, wie das sein wird, aber es war alles authentisch. So authentisch, dass Ihr Sohn sagte, Grünstadt sei „ein Kaff“. Wie war die Reaktion darauf? (Lacht) Da gab es gar kein Feedback. Mein Sohn sagt halt, was er denkt. Im November wurde aufgezeichnet, vergangene Woche ausgestrahlt. Durften Sie über die Dreharbeiten reden? Man hat eine Schweigepflicht von den Dreharbeiten bis zum Ausstrahlungstermin. Ich habe dazu einen Vertrag unterschrieben. Aber in Grünstadt kennt jeder jeden, und da war das schnell bekannt. Einige Restaurants, die Rosin besucht hat, konnten sich nicht halten. Das stimmt, die sind ganz oft wieder gekippt. Nachdem Rosin weg war, haben sie ihr altes Konzept wieder gemacht, wahrscheinlich um die Stammgäste zu besänftigen. Und genau das haben wir nicht. Ehrlich gesagt gab es bei uns von Stammgästen auch extremen Gegenwind, aber ich wollte das alte Konzept nicht mehr. Es macht nun alles viel mehr Spaß. Bringt es auch mehr Umsatz? Ja, der Umsatz ist deutlich gestiegen.

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