Grünstadt Grünstadt: Stadt bevorzugt neue Wohnungen in Innenstadt

Deutlich höher, als die Wohnhäuser in der Saarlandstraße sind, wird im Bereich der Alten Gesangbuchfabrik gebaut.
Deutlich höher, als die Wohnhäuser in der Saarlandstraße sind, wird im Bereich der Alten Gesangbuchfabrik gebaut.

Das Gesicht der Stadt verändert sich. Über 100 Wohnungen sind zurzeit im Bau oder in der Planung. Lücken werden geschlossen und bislang grüne Flächen bebaut. Die Stadtverwaltung ist der Ansicht, dass es besser ist, die Bebauung in der Innenstadt zu verdichten als neue Baugebiete auszuweisen.

Das aktuellste Vorhaben, das die Gemüter erhitzt, sind die Bauten im hinteren Bereich der Alten Gesangbuchfabrik. Hier entstehen zurzeit 26 Wohnungen in zwei Mehrfamilienhäusern und drei Einzelhäuser, für die ein Frankenthaler Architekturbüro die Pläne gemacht hat. Was verwundert ist, das hier zwei viergeschossige, rund 12.50 Meter hohe Häuser gebaut werden dürfen, obwohl in der Nachbarschaft, an der Saarlandstraße, Ein- und Zweifamilienhäuser dominieren. Im RHEINPFALZ-Gespräch informierten Bürgermeister Klaus Wagner (CDU) und Stadtplaner Dirk Theobald, dass als Maßstab für die Höhe der Bebauung die Gesangbuchfabrik genommen wurde. „Sie hat als Erstes hier gestanden“, erläuterte Theobald und verwies zudem darauf, dass in der Nachbarschaft auch ein dreistöckiges Gebäude steht, das vor Jahren von dem Pharmakologie-Unternehmen CSR errichtet worden war. Der städtische Planungsausschuss hat sein Einvernehmen mit der Planung mehrheitlich erteilt, nachdem die im Landesbaugesetz vorgeschriebenen Abstände eingehalten werden. Trotzdem sehen direkte Anwohner ihre Wohnqualität beeinträchtigt. Aber Widerspruch gegen das Vorhaben wurde nicht eingelegt, nachdem es sowohl von der städtischen Bauabteilung als auch vom Bauamt des Kreises die Auskunft gegeben habe, dass rechtlich alles in Ordnung sei, berichtete ein Nachbar. Bislang gibt es auch keinen Widerspruch gegen den zweiten Bauabschnitt auf dem Areal der Alten Gesangbuchfabrik, informierte auf Anfrage die Kreisverwaltung. Für das Vorhaben, das vom selben Planungsbüro betrieben wird, ist die Baugenehmigung noch nicht erteilt. Der städtische Bauausschuss hat aber schon mehrheitlich sein Einvernehmen erteilt. Vorgesehen ist im Süden des Areals ein viergeschossiger Gebäuderiegel und ein zweigeschossiger Verbindungsbau an der Sausenheimer Straße. Hier sind elf Wohnungen und vier Praxen geplant. Zudem ist in der Alten Gesangbuchfabrik, die saniert wird, der Ausbau von 19 Wohnungen vorgesehen. Ursprünglich sollten die Neubauten höher sein, doch der Planungsausschuss verweigerte dieser Bauvoranfrage die Zustimmung, so dass der Planer das Vorhaben abspeckte. In einem anonymen Brief von „Nachbarn“ wird an alle Stadtratsfraktionen appelliert, das „herrliche Stück Natur“ auf dem Gelände zu erhalten. Dazu informierte Stadtplaner Theobald, das eine Randbebauung des Areals geplant sei, gruppiert um den Baumbestand im Innenbereich. Die sechs hier stehenden Blutbuchen seien durch die Kreisverwaltung vorläufig als Naturdenkmal unter Schutz gestellt worden. „Diese Unterschutzstellung geht dem Anspruch des Bauherrn vor.“ Beim Bauen im Bestand, wo es keinen rechtsgültigen Bebauungsplan gebe, sei die Rechtslage aber in der Regel anders, erläuterte Theobald. Die Stadt könne keine Vorschriften zur Begrünung machen, und den Erhalt von Bäumen durchzusetzen sei schwierig. Zudem müssten die Bauherren auch auf ihrem Grundstück die vorgeschriebene Anzahl von Parkplätzen anlegen. Pro Wohnung seien ein bis 1,5 Stellplätze vorzuhalten. Besser ist die Ausgangslage, wenn bei einem Bauvorhaben Bäume im öffentlichen Raum beschädigt und dann entfernt werden. Für die beiden gefällten Zierkirschen, die den Bau des Wohn- und Bürogebäudes im Östlichen Graben nicht überlebten, werde eine Ersatzpflanzung vorgenommen und die Kosten dem Bauherrn in Rechnung gestellt, informierte Bürgermeister Wagner. Der Stadtchef machte auch grundsätzliche Anmerkungen zum Bauen im Stadtbereich, wo an der Asselheimer Straße und in zweiter Reihe der Bitzenstraße weitere Vorhaben mit rund 50 Wohnungen geplant sind. Die Stadt müsse sich jetzt entscheiden, „wohin sie wolle.“ Er sei dafür, den Spielraum bei der Höhe der Bebauung zu öffnen, da das Grundstücksangebot begrenzt und die Nachfrage nach barrierefreien Wohnungen hoch sei. Dazu komme, dass der Einbau eines Aufzugs sich erst bei vier Stockwerken rechne. Über die Ästhetik der Bauten lasse sich zwar streiten, aber die innerstädtische Verdichtung trage auch zur Belebung der Stadt bei und die Infrastruktur werde besser genutzt. Zudem stoppe dies den Flächenverbrauch und sei damit besser als Neubaugebiete zu planen. Wagner verwies auch darauf, dass die Stadt schon einiges für das Grün in der Stadt getan habe. Er nannte den Luitpoldplatz, wo heute mehr Bäume ständen als früher, und die Alla-Hopp-Anlage, mit der die Bahnbrache begrünt worden sei.

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Schlecht fürs Stadtklima: Kein Baum und kein Strauch, nur Betonpflaster gibts auf dem Parkplatz der neuen Häuser zwischen Westlichem Graben und Neugasse.
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