Grünstadt Grünstadt: Immer noch Rätsel um Unverzagts Erbe

Anlässlich des 100. Geburtstages von Karl Unverzagt stellte das Heimatmuseum Grünstadt vor zwei Jahren rund 20 Werke des Künstle
Anlässlich des 100. Geburtstages von Karl Unverzagt stellte das Heimatmuseum Grünstadt vor zwei Jahren rund 20 Werke des Künstlers aus. Keramikkünstler Reiner Gehrig (links) und der Asselheimer Ortschronist Uwe Christiansen gehörten zu den Besuchern der Ausstellung.

Vor zehn Jahren ist Karl Unverzagt im Alter von 92 Jahren gestorben. Der Grafiker und Maler hat ein umfangreiches Werk hinterlassen.

Die Familie hüllt sich in Schweigen, Anfragen bleiben unbeantwortet. Vor sieben Jahren, als die RHEINPFALZ zum ersten Mal nachfragte, hatte der Sohn Carlo Unverzagt dann eine Anwaltskanzlei in Neunkirchen beauftragt, Nachfragen zu beantworten. In schöner Regelmäßigkeit kam über Jahre die Antwort, dass die Erbauseinandersetzung noch nicht abgeschlossen sei. In diesem Jahr war selbst vom Anwalt nichts mehr zu erfahren, Mails blieben ohne Antwort. Selbst eine schriftliche Anfrage bei Carlo Unverzagt, Professor an der Uni Bayreuth, hatte keinen Erfolg. Auch der Stadtverwaltung und dem Altertumsverein Grünstadt-Leiningerland ist nicht bekannt, ob der Nachlass gesichert ist, oder noch immer im früheren Atelier Unverzagts schlummert. Schon in der Vergangenheit gab es immer wieder Zweifel, ob der barackenähnliche Bau der geeignete Ort ist, um das umfangreiche Werk aufzubewahren. Siegfried Zimmermann, seit April Vorsitzender des Altertumsvereins, hat festgestellt, dass zwar noch immer Arbeiten von Unverzagt, besonders Druckgrafiken, auf dem Kunstmarkt angeboten werden. Aber er fürchtet, dass der weit über die Grenzen der Region anerkannte Künstler in Vergessenheit geraten könnte, wenn das umfangreiche Werk nicht bald öffentlich zugänglich gemacht werde.

Verein will Werke ausstellen

Der Verein würde sich sehr freuen, wenn sich die Familie entschließen könnte, einige Arbeiten des Maler und Grafikers dem Heimatmuseum als Leihgaben zur Verfügung zu stellen. „Wir würden gerne eine Ausstellung machen“, sagt Zimmermann. Doch er hat wenig Hoffnung, denn schon vor zwei Jahren, zum 100. Geburtstag Unverzagts, habe sein Vorgänger Otmar Jotter keinen Erfolg gehabt, als er den Kontakt zur Familie suchte, weil er für eine Präsentation im Heimatmuseum Leihgaben erbitten wollte. So hätten bei der Ausstellung nur rund 20 Bilder gezeigt werden können, die Grünstadter Bürger zur Verfügung gestellt hatten. In rund sechs Jahrzehnten hat Unverzagt gut 10.000 Werke geschaffen hat. Nicht nur die Schönheit seiner Heimatstadt und der Region hielt er in unzähligen Zeichnungen fest, sondern er war auch stets offen für Neues. Vom gegenständlichen Zeichnen ausgehend arbeitete Unverzagt mit vielfältigen Techniken und Materialien: Neben Aquarell- und Acrylbildern schuf er Holz- und Metallschnitte, fertigte großformatige Wandteppiche und Mosaike, entwickelte Glasuren für Natursteinplatten. Auch als Buchillustrator hat er sich einen Namen gemacht, sein Edith-Stein-Zyklus gilt als herausragend.

Umfangreiche Sammlung

Neugierig wie Unverzagt war, galt sein Interesse auch dem Kunstschaffen in fernen Ländern: In Südeuropa und Afrika, später in China, ließ er sich inspirieren und brachte von seinen Reisen viele Objekte mit, so dass im Lauf der Jahre eine umfangreiche Sammlung entstand. Unverzagt war ein anerkannter Künstler: 1953 hatte der gebürtige Grünstadter den neu geschaffenen Pfalzpreis für Grafik erhalten und 1961 den Grafikpreis des Deutschen Evangelischen Kirchentages. Das Bundesverdienstkreuz bekam er 1976, zehn Jahre später den Verdienstorden des Landes Rheinland-Pfalz. Beim Aufbau der grafischen Sammlung der Pfalzgalerie war er Berater, und er wirkte als Dozent an der Ingenieurschule und der damaligen Pädagogischen Hochschule in Kaiserslautern. 1985, zum 70. Geburtstag des Künstlers, ernannte ihn die Stadt Grünstadt zum Ehrenbürger. Dem „unbequemen Streiter“ für den Erhalt alter Bausubstanz zollte sie Respekt, auch wenn sie selten seinem Rat folgte. Zum 90. Geburtstag gab es zudem im Hambacher Schloss eine Ausstellung mit Werken des Grafikers und Malers, und das Heimatmuseum im Alten Rathaus zeigte Arbeiten aus den vergangenen 40 Jahren. Die damalige Landrätin Sabine Röhl zollte zum runden Geburtstag seiner Vielseitigkeit und Schaffenskraft Respekt: „Nicht nur die Stadt Grünstadt, sondern auch der Kreis ist stolz, dass Sie hier leben.“ Bis zu seinem Tod hatte Unverzagt dann weiter in seinem Atelier von morgens bis abends unermüdlich gearbeitet. Nun droht er in Vergessenheit zu geraten.

Der Maler Karl Unverzagt kurz vor seinem 80. Geburtstag in seinem Atelier.
Der Maler Karl Unverzagt kurz vor seinem 80. Geburtstag in seinem Atelier.
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