Grünstadt Grünstadt: Baumängel im neuen Schwimmbad

Die rasierklingendünnen Zinkplacken sind Abrieb von einer Führungsschiene des Cabriodaches, die auch einen leichten Versatz hat.
Die rasierklingendünnen Zinkplacken sind Abrieb von einer Führungsschiene des Cabriodaches, die auch einen leichten Versatz hat.

Im vor elf Monaten eröffneten Cabriobad Leiningerland sind Baumängel aufgetreten. Um die Schäden zu reparieren, werden Bad und Sauna im April für zweieinhalb Wochen geschlossen. Die Firmen verrichten die Arbeiten zwischen Montag, 9. April, und Mittwoch, 25. April, im Rahmen der Gewährleistung.

CabaLela-Geschäftsleiter Klaus Wasmuth legte der RHEINPFALZ gestern die Mängelliste vor: Der Hubboden im Kursbecken schleift, das 25-Meter-Schwimmerbecken weist Korrosionsflecken auf. Das Cabriodach ruckelt beim Auffahren und es schält sich die Zinkbeschichtung von einer der Führungsschienen ab, die Ablaufkante des beweglichen Daches ist nicht sauber gearbeitet. Und etliche der hochwertigen Steinzeug-Fliesen mussten bereits ausgetauscht werden. •Problem Cabriodach: „Das Cabriodach ruckelt beim Auffahren im hinteren Bereich, macht Geräusche und auf der Terrasse haben wir immer wieder rasierklingendünne, scharfkantige Teile gefunden, die ersten im Juli oder August“, sagt Wasmuth. Zunächst habe man sich keinen Reim darauf machen können. Man habe sich an den Bauleiter gewandt und Fachfirmen befragt. Schließlich ist Wasmuth mit den Placken zur Schweißtechnischen Lehr- und Versuchsanstalt in Mannheim gefahren und hat sie unterm Mikroskop untersuchen lassen. Dann bestand Klarheit: „Es handelt sich um Zink, das sich von einer Führungsschiene des Cabriodaches abschält.“ Solche metallenen Ablösungen könne es am Anfang schon mal geben, sagt der Geschäftsleiter, allerdings nicht in der vorgefundenen Menge. Und: Das Ruckeln ist nicht normal. Festgestellt wurde, dass die Führungsschiene hinter einer Dehnungsfuge einen wenige Millimeter großen Versatz hat und die Rollen, auf denen sich das rund 80 Tonnen schwere Dach an durchschnittlich 45 bis 50 Tagen pro Jahr bewegt, von ihrer schnurgeraden Bahn abkommen. Ob das an dem Versatz liegt oder ob die Rollen nicht ganz in Ordnung sind, müsse erst noch überprüft werden. Wenn das Wetter mitspielt, will er am nächsten Dienstag mit Vertretern der beiden Dachbau-Unternehmen das Dach einmal ganz öffnen, um das Problem zu verdeutlichen. „Der Austausch des betreffenden Schienenteils würde rund 16.000 Euro kosten“, so Wasmuth. Für weitere 4000 Euro muss die nicht sauber gearbeitete Ablaufkante des Dachblechs erneuert werden. „Das ist aber nur ein optisches Problem.“ •Problem Fliesen: „Im Sommer entdeckten wir plötzlich Risse in zwei der italienischen Fliesen, die am Planschbecken lagen“, berichtet Wasmuth. Diese seien schnell von der Fachfirma ausgetauscht worden, die sie verlegt hatte. Als Erklärung hieß es, dass dort wohl ein Hammer drauf gefallen sei. Doch im November mussten 35 weitere Kacheln, vorrangig um das Kleinkinderbecken, aber auch im Umkleidebereich und anderswo, erneuert werden. Jetzt gerade sei wieder eine kaputte Fliese im Schwimmmeisterraum entdeckt worden. Eine Gefahr, sich zu verletzen, habe für die Badegäste nicht bestanden, versichert Wasmuth. Es liege ein Produktionsfehler vor, erläutert er und sagt: „Wir haben mit dem Hersteller und dem Bodenverleger vereinbart, dass die Gewährleistungsfrist von fünf auf 15 Jahre verlängert wird und fordern eine Bürgschaft im sechsstelligen Bereich für eventuell in diesem Zeitraum auftretende Schäden.“ Der Austausch des gesamten Bodenbelags, zu dem es nach Überzeugung des Diplom-Ingenieurs aber nicht kommen wird, würde mit 200.000 bis 300.000 Euro zu Buche schlagen. •Problem Hubboden: „Im laufenden Betrieb haben wir festgestellt, dass der Hubboden am Rand des Kursbeckens schleift“, erzählt Wasmuth. Im November seien deshalb Mitarbeiter der Firma, die den Hubboden eingebaut hat, im CabaLela gewesen. Diese hätten die Ursache für das Schleifen aber beim Beckenbauer gesehen. Dieser kam am 20. Dezember nach Grünstadt. Der stellte fest, dass der seitliche Abstand des Hubbodens zum Beckenrand unten im Becken größer ist als oben. Das ist allerdings nicht erlaubt, weil es zu Unfällen kommen kann. Der Abstand darf höchstens acht Millimeter betragen, unten sind es aber zehn. Die Lösung: Ein zwei Millimeter dickes Blech, das unten an den Beckenrand geschweißt wird soll den Abstand verringern. Und wenn der Hubboden danach immer noch schleift? „Dann muss das Unternehmen wiederkommen, das ihn eingebaut hat“, sagt Wasmuth. •Problem Schwimmerbecken: Nicht nur aus dem Kursbecken wird nach Ostern das Wasser abgelassen, sondern auch aus dem Schwimmerbecken. „Eigentlich müssten wir das erst tun, wenn der Chloridgrenzwert von 500 Milligramm pro Liter überschritten wäre“, sagt der Geschäftsleiter. Derzeit liege er bei 187 mg/l. Aber: Auf dem Edelstahlboden seien Korrosionsflecken entdeckt worden. „Es ist ein Irrglaube, dass Edelstahl nicht rostet“, stellt er klar. Auf den Beckenboden gefallene Haarklammern, Späne von der Dachmontage, Staub aus den Lüftungskanälen – all das könne Rostflecken verursachen. „Auf den Edelstahl wurde zwar eine Schutzschicht aufgetragen, aber diese kann durch Metall, das daraufliegt, beschädigt werden.“ Ist das Becken für die Instandsetzung trockengelegt, wollen die Stadtwerke die Gelegenheit nutzen, die Zulaufrinnen, in die man sonst nicht hineingucken kann, zu kontrollieren. „Außerdem müssen einige Leuchten in den beiden Becken erneuert werden“, so Wasmuth. Insgesamt soll während der Schließung des CabaLelas auch gleich eine vorgezogene Revision stattfinden. Zum Beispiel werden in der Lüftungsanlage die Filter ausgetauscht, die Elektroinstallation überprüft, die Scharniere und Rollen der Alufenster, die im Sommer ganz aufgeschoben werden können, um eine freibad-ähnliche Atmosphäre zu erzeugen, müssen nachgestellt werden. Erneuert wird auch die Dampfkabine in der Sauna für 25.000 Euro. Sie ist seit 2000 in Betrieb und hat damit ihre Lebensdauer von maximal zwölf Jahren deutlich überschritten.

Die Ablaufkante des Dachblechs ist nach den Worten des CabaLela-Geschäftsleiters Klaus Wasmuth „Murks“.
Die Ablaufkante des Dachblechs ist nach den Worten des CabaLela-Geschäftsleiters Klaus Wasmuth »Murks«.
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