Grünstadt Gleich in Ingrid und die Pfalz verliebt

Ingrid und Robert Bolton heute: Die Deutsche und der Amerikaner haben am 20. August 1966 in der Martinskirche geheiratet. Die Pu
Ingrid und Robert Bolton heute: Die Deutsche und der Amerikaner haben am 20. August 1966 in der Martinskirche geheiratet. Die Puppe Inge (oben) erinnert Ingrid Bolton an ihre Kindheit.

„For Ingrid, Ilse and Gudrun, who left everything behind, just for us.“ Diese berührende Widmung an drei Frauen, „die alles nur für uns zurückgelassen haben“, findet sich im Buch „US Air Force Tactical Missiles“ von George Mindling und Robert Bolton, in dem es Informationen zur Stationierung von nuklear bestückten Flugkörpern auf dem Grünstadter Berg gibt, über die wir am 1. September berichteten. Das Buch ist den deutschen Frauen der Autoren und des Generals gewidmet, der das Vorwort verfasst hat. Der Kalte Krieg zwischen Ost und West, in dem die Pfalz zum waffenstarrenden Kernland wurde, hatte im privaten Bereich auch eine romantische Seite, so mancher US-Soldat fand hierzulande sein Glück. So verzeichnen die alten Standesamtsbücher der Stadt Grünstadt 38 Hochzeiten mit US-Soldaten im Zeitraum von 1960 bis 1966. Nicht alle Ehen hielten, aber für einige Paare war es die Liebe fürs Leben. Robert Bolton, der als 21-Jähriger 1962 nach Deutschland kam und bis 1966 auf dem Grünstadter Berg stationiert war, hat im August 1966 Ingrid Wöltje in der Martinskirche zum Traualtar geführt. Aber bis ihm die junge Frau das Jawort gab, bereit war, mit ihm in die USA zu gehen, musste er sich gedulden. Kennengelernt hatte sich das Paar gleich nach der Ankunft Boltons an der Unterhaardt im Februar 1962, wo sich der junge Zeitsoldat in das Land und seine Leute verliebte, wie er jetzt berichtet. Bei einem Maskenball im Obrigheimer Rosengarten, den Ingrid Wöltje mit Freundinnen besuchte, sah man sich zum ersten Mal. Der gut aussehende junge Mann habe ihr zwar gefallen, aber Liebe auf den ersten Blick sei es nicht gewesen, obwohl „Bob außerordentlich nett gewesen war“, teilt die 77-Jährige nach einer E-Mail-Anfrage mit. Das Gefühl sei erst im Laufe der Zeit entstanden, nachdem sie gespürt habe, dass sie gut zueinander passten, es Vertrauen und gegenseitigen Respekt gab. „Natürlich war es dann auch Liebe, und ist es heute noch.“ Die Beziehung habe sich sehr langsam entwickelt, erinnert sich Ingrid Bolton. Ein Grund dafür sei auch gewesen, dass sie zu jener Zeit nicht mehr in Grünstadt wohnte, da sie bei einer Krankenkasse zuerst in Wiesbaden und dann in München arbeitete. Nur an den Wochenenden sei sie in Grünstadt bei ihren Eltern gewesen. Zuvor hatte die Familie in Frankenthal gelebt, wo die kleine Ingrid mit ihrer Mutter beim Bombenangriff im September 1943 verschüttet und erst nach zweieinhalb Tagen aus den Trümmern gerettet wurde. Die beiden sind dann aus dem zerstörten Frankenthal nach Grünstadt evakuiert worden, und als der Vater, der aus Potsdam stammte, aus dem Krieg zurückgekommen war, blieb die Familie in dem „schönen Städtchen“, schreibt Ingrid Bolton. Die Eltern haben hier dann einen Tabakladen betrieben. Vater und Mutter seien anfangs überhaupt nicht einverstanden gewesen, dass sie einen Amerikaner als Freund hatte. Sie hätten nicht gewollt, dass ihr einziges Kind so weit wegziehen würde, erzählt Ingrid Bolton. Aber als sie Robert näher kennenlernten, wären sie verständnisvoller geworden. Vier Wochen nach der Heirat ging es dann in die USA, wo die damals 25-Jährige mit offenen Armen von der Familie ihres Ehemannes aufgenommen wurde. „Es war eigentlich einfacher als vorgestellt, sich hier einzuleben“, erzählt Ingrid Bolton. Noch 14 Jahre habe ihr Ehemann bei der Air Force gedient, was viele Umzüge im Land, aber auch nach Island und auf die Philippinen zur Folge hatte. Sie sei oft einsam gewesen, da man bei jedem Umzug Freunde und Bekannte zurückgelassen habe. Nach der Militärzeit habe ihr Mann dann bei der amerikanischen Niederlassung von Philips in New York gearbeitet und nach der Verlegung des Unternehmens dann in Atlanta im US-Bundesland Georgia, wo die Boltons nun seit 29 Jahren wohnen. Drei Kinder haben die beiden, zwei Töchter, 48 und 43 Jahre alt, und einen 45-jährigen Sohn. Seit zehn Jahren sind sie auch Großeltern, drei Enkel gehören zur Familie. Der Kontakt zu Deutschland ist nie abgerissen. In der Regel alle 18 Monate geht es über den Großen Teich, wird Grünstadt besucht oder in Europa gereist. Fast 40 gemeinsame Urlaube in Übersee kamen dabei zusammen. Zuletzt war das Paar 2016 hier, mit einem seiner Kinder und zwei der Enkel. Robert Bolton, der eine gute Position bei Philips hatte, war zudem noch 15 Mal in Eindhoven, der niederländischen Zentrale des Unternehmens. Bei all den Reisen hat Ingrid Bolton immer ihre Malutensilien dabei. Ihr Hobby wurde, als die Kinder groß waren, zum Beruf. Sie absolvierte dafür ein vierjähriges Kunststudium an einer Universität. Mit 61 Jahren hatte sie ihren Bachelor-Abschluss. Wer sich durch ihren Internetshop klickt, findet viele Landschaftsbilder, darunter auch eine Ansicht von Tiefenthal mit der Kirche. Internet Onlineshop von Ingrid Bolton im Internet unter www.ingridbolton.com

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