Grünstadt Ex-Galeristin feiert „Video-Erfolg“

Kisten voller Dias im Regal: Shakti Paque verarbeitet die Geschenke im Sandwich-Verfahren zu neuen Bildern. Doch ausgerechnet ih
Kisten voller Dias im Regal: Shakti Paque verarbeitet die Geschenke im Sandwich-Verfahren zu neuen Bildern. Doch ausgerechnet ihr erster Ausflug in die Welt der Videographie hat ihr einen Preis beschert.

Sie ist gebürtige Hamburgerin, studierte Innenarchitektur und zuletzt Kunst an der Hochschule für Bildende Künste Saar in Saarbrücken – und mischte bereits als Studentin die Lauterer Kulturszene auf: Shakti Paqué hat unter ihrem Mädchennamen Richter einst mit dem Kuseler Künstler Andreas Becker mit der temporären Galerie Je länger je lieber für Aufsehen gesorgt. Jetzt hat Paqué den renommierten Peter-und-Luise-Hager-Kunstpreis gewonnen.

Das Thema des Peter-und-Luise Hager-Kunstpreises 2019 lautete „Widerstand“. Shakti Paqué reichte unter dem Titel „Lektion 8 (für Fortgeschrittene)“ eine Videoarbeit ein, obwohl sie partout nichts mit dieser Kunstsparte zu tun haben wollte. Was dabei herauskam und bereits in Saarbrücken und Berlin der Öffentlichkeit präsentiert wurde, liest sich auszugsweise in der Jurybegründung so: „Ihr gelingt es, das psychische und mimisch-körperliche Erleben von Widerstand in die von ihr gefilmten Personen hinein zu verlegen. (...) Paqués filmisch-performatives Nachdenken über die seelische Basis allen Widerstandes in jedem von uns kann als sehr gelungene künstlerische Grundlagenforschung verstanden werden.“ So weit die Bewertung der Jury, die sich dabei auf eine Serie der Darstellung menschlichen Verhaltens bezieht. Inszeniert wird – kurz gefasst – Nein zu sagen und zeitgleich ein Ja zu nicken. Das entscheidende Momentum dabei ist der Gegensatz des Verbalen kontra Mimik und Gestik. Nur mit dem Bewegungsablauf deckt die Künstlerin den jeweils inneren Widerstand auf, jenen sich widersprechenden Stolperstein, den die rund 40 mitspielenden Models vor sich liegen hatten. Paqué entschied sich für das Medium Video. „Ich hatte keine Ahnung davon, musste mir Technik und Handhabung erst mal beibringen“, sagt sie. Würdigung erfährt ihre künstlerische Leistung andererseits mit einem herausragenden Abschluss ihres Studiums. Und so kennzeichnen gleich zwei Höhepunkte eine Lebensphase, in der plötzlich wieder alles auf Anfang steht. Wenngleich auf fruchtbarem. Denn sowohl ihre Werke, die regelmäßig auch in Ausstellungen zu sehen sind, als auch ihr Part als Sängerin im Duo „Mon Mari et Moi“ überzeugen mit charakteristischer Paqué-Handschrift. In der Kunst ist es die sogenannte Duo-Show mit Dias fremder Menschen, die sie – ähnlich dem Sandwich-Verfahren – zu eigenständigen Bildgeschichten kreiert. Noch immer bekommt sie paketweise Urlaubs- und Familienbilder zugesandt. Dies ist Folge ihres Aufenthalts in Obermoschel, wo ihr ein Stipendium des Kunstvereins Donnersbergkreis zu intensivem Arbeiten verhalf. In Kaiserslautern gewann sie bereits als Galeristin mit ihrer begeisterungsfähigen Art die Sympathien der Kunstszene. Längst lebt und arbeitet sie mit ihrem Ehemann, dem Musiker Mathias Paqué, in der Barbarossastadt. Beide gehören der Künstlerwerkgemeinschaft an. Und mit derlei Rückendeckungen startet sie eine Zukunft, in der sie sich den Luxus erlaubt, ohne Auftraggeber freie Kunst zu leben. „Das ist das Gegenteil von einem sicheren Job,“ sagt die frisch gebackene Preisträgerin strahlend.

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