Grünstadt Erst Architektin, jetzt Autorin

Gut aufgelegt: Autorin Monika Geier in der Buchhandlung Frank in Eisenberg.
Gut aufgelegt: Autorin Monika Geier in der Buchhandlung Frank in Eisenberg.

„Was du einmal werden willst? Nichtraucherin, in einem Körper, der sauber ist“, denkt Manga. „Und nun bist du hier in der Drecksbude bei den Losern aufgewacht.“ Mitten hinein in ihren neuen Krimi „Alles so hell da vorn“ warf Monika Geier ihr rund 25-köpfiges, vorwiegend weibliches Publikum, das sich am Donnerstagabend in der Buchhandlung Frank in Eisenberg versammelt hatte. Es hing ihr an den Lippen, denn es war äußerst spannend, was die Autorin da vortrug.

Die Gedanken des Mädchens in dem Frankfurter Bordell, das sich als Anime-Figur bezeichnet und „seit zweieinhalb Monaten nichts mehr genommen hat“, ergriffen vom ersten Wort an: „Mach die Augen zu und die Welt ist weg. Mach die Löcher zu und die Männer sind weg.“ Zum Glück steht der rotgesichtige, schwitzende Typ auf reifere Frauen. Der Bulle aber, der will immer zu ihr. „Er ist grob, aber ein guter Kunde, weil er unter Strom steht. Du musst ihn nicht mühsam hochkitzeln.“ Mitten im rasanten Sexspiel ergreift sie in einer schnellen Handbewegung seine Dienstwaffe, zieht den Schlitten und denkt: „Schieß!“ So wird Polizist Ackermann zum siebten Fall der Teilzeit-Kommissarin Bettina Boll. Auf die RHEINPFALZ-Frage, wie sie die Idee zu dieser Geschichte entwickelt hat, erklärte Geier: „Der Fall hat mich gefunden.“ Als sie mit einem ihrer Söhne, dem achtjährigen Roman, in Wien war, sei sie einer Prostituierten begegnet, maximal 15 Lenze alt und dick geschminkt. „Das eine Kind ging in den Schönbrunner Schlosspark, das andere ging anschaffen. Was hätte ich machen sollen?“ Die Antwort auf diese hilflose Frage hat die Schriftstellerin gefunden, als sie einen Bekannten traf, der mit der Polizei-Puppenbühne in der Suchtprävention arbeitet. Dieser habe gesagt: „Wir müssen alle etwas tun.“ Daraufhin habe sie so viel Wut wie möglich in sich gesammelt und sich an den Schreibtisch gesetzt. Alle ihre Romane entstünden so, indem sie „etwas vom Wegesrand mitnehme“. Auf dem Weg von Bettina Boll liegt schon bald der nächste Tote – in einem kleinen südpfälzischen Kaff. Diesmal ist es Schuldirektor Gutvatter, der wohl alles andere war als ein „guter Vater“, niedergestreckt vor mehr als 100 Zeugen von einem aufreizend gekleideten jungen Mädchen. Vor einigen Jahren ist aus dem Dorf eine Sechsjährige verschwunden. Gibt es da einen Zusammenhang? Ist es das Mädchen aus dem Bordell? Kunstleder – Kunstholz – Kunstdruck. Monika Geier malt Atmosphäre mit Wortspielen. Und sie erzeugt Spannung mit prägnanten Sätzen, derart: „Schießerei im Schulhaus. Die Hölle. Da kommen alle. Sofort.“ Sie kann aber auch anders, wie eine auflockernde Szene zeigt, die im Pirmasenser Gasthaus „Goldene Grumbeer“ spielt. In Pfälzer Dialekt ließ die aus Ludwigshafen stammende alleinerziehende dreifache Mutter ihre Charaktere über das Preis-Leistungs-Verhältnis und den Geschmack von Lewwerknepp mit Sauerkraut diskutieren. Die Besucher der Lesung lachten herzhaft. Mit guter Laune ging es in die Pause, aus der das Publikum in eine Passage des Krimis geführt wurde, die auch Teil einer Gruselgeschichte hätte sein können. Sie bringt Abwechslung in die Story. Warum sie ihren einträglicheren Job als Architektin 2009 zugunsten des Autorinnen-Daseins aufgegeben hat? Geier lächelt. „Weil Schreiben mehr Spaß macht“, sagte sie zur RHEINPFALZ. Wenn man Häuser errichte, müsse man eigentlich mit der Natur ringen, ihr Geheimnis fassen, doch mit den Bauherrn, Behörden und Gesetzen im Nacken mache man letztlich alles platt. „Ich lasse einem Raum lieber seine Ausstrahlung“, sagte die 48-Jährige, die bereits über ihren achten Fall mit der Ermittlerin Boll nachdenkt.

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