Eisenberg Erinnerungen an Bombenhagel

Eleonore Riedel
Eleonore Riedel

Heute wird Eleonore Riedel 90 Jahre alt. Seit drei Jahren lebt sie im Azurit-Seniorenzentrum in Eisenberg im Bereich Betreutes Wohnen. In ihrem Leben ist sie viel herum gekommen.

Geboren wurde sie in Nordrhein-Westfalen in dem kleinen Ort Lennep, der 1928 noch eigenständig war, inzwischen aber ein Stadtteil von Remscheid ist. Während der Schulzeit zog sie mit ihrer Familie nach Wuppertal, wo sie im Krieg viele Bombenangriffe erlebt hat. „Am schlimmsten war das Flammenmeer aus Phosphorbomben“, erzählt sie. Wuppertal sei die Einflugschneise nach Berlin gewesen. „Jeden Abend kam der ,Eiserne Gustav’, wie wir ihn nannten, ein Flugzeug, das mit Bomben Leuchtsignale am Himmel setzte, um den nachfolgenden Geschwadern den Weg zu weisen – es sah immer aus wie ein Christbaum am Himmel.“ Trotz des Krieges habe sie ihr Pflichtjahr im Haushalt und danach eine Lehre zur Miedernäherin gemacht. Zu ihrer Ausbildungsstätte habe sie mit der Straßenbahn fahren müssen, die aber öfter wegen Bombenalarms ausfiel. „Dann habe ich mich zu Fuß auf den Weg gemacht, und wenn es Alarm gab, habe ich mich versteckt, bis Entwarnung kam und bin dann erst weitermarschiert“, erinnert sie sich. Zunächst hat sie in ihrem Beruf gearbeitet und dann ihren späteren Mann kennengelernt. „Da mein Freund erst 19 war und man erst mit 21 Jahren volljährig wurde, benötigten wir die Einwilligung des Jugendamtes zum Heiraten“, sagt sie. Bald darauf wurde ihre Tochter geboren. Bereits sechs Wochen nach der Geburt habe sie wieder gearbeitet. Nach einem Umzug zurück nach Remscheid gab sie ihre Berufstätigkeit zunächst auf, hat dann aber in der Kantine der Firma ausgeholfen, in der ihr Mann arbeitete und zusätzlich als Näherin dazu verdient. „1960 wurde unser Sohn geboren, und wir haben unser Haus in Hückeswagen bei Remscheid gebaut“, so Riedel. 46 Jahre lang habe sie dort gelebt. „Auch nachdem mein Mann vor fünf Jahren verstorben ist, blieb ich noch dort wohnen“, erzählt sie. Als sie vor drei Jahren schwer erkrankte, habe sie ihre Tochter, die in Eisenberg wohnt, ins Azurit geholt. Bei ihren täglichen Spaziergängen erkunde sie gern die Umgebung. Riedel liebt Pflanzen und Puzzle. Viele selbstgenähte Plüschtiere sitzen in einem Korb. Der Geburtstag wird im engen Kreis der Familie gefeiert, zu der ihre beiden Kinder, drei Enkel und ein Urenkel zählen. Riedel sagt: „Ich wünsche mir, dass mein Leben noch ein bisschen weitergeht – so ist alles gut.“

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