Grünstadt Einer, der anpackt, wenn Hilfe gebraucht wird

Heinz Schönhofer mit der Dankesurkunde der bayrischen Staatsregierung.
Heinz Schönhofer mit der Dankesurkunde der bayrischen Staatsregierung.

„So lange ich gesund bin und Zeit habe, ist es für mich kein Problem zu helfen“, sagt Heinz Schönhofer. Der 70-Jährige, der seit 1995 in Grünstadt wohnt, ist überall aktiv, ob beim Sozialverband VdK, als Behindertenfahrer beim ASB oder als Wahlhelfer. Nach 2013 schon zum zweiten Mal hat er im Sommer 2016 in seiner Heimat Bayern mitangepackt, als es darum ging, Unwetterschäden zu beseitigen. Jetzt bekam er dafür eine Dankesurkunde von der Staatsregierung.

Die Anerkennung erhielt der Oberstabsfeldwebel der Reserve „für die außergewöhnliche Hilfeleistung bei der Bekämpfung der Hochwasserkatastrophe“, die am 1. Juni vergangenen Jahres unter anderem über den Landkreis Rottal-Inn hereingebrochen war. Einige Menschen verloren damals ihr Leben, rund 500 Häuser sind schwer beschädigt, 200 Brücken zerstört worden. Viele Existenzen wurden vernichtet. „Ich kriege heute noch Gänsehaut, wenn ich daran denke“, sagt Schönhofer, der in der Kreisstadt Pfarrkirchen geboren wurde. Am 2. Juni 2016 ist vom Reservistenverband ein Rundruf gestartet worden, tags drauf ließ sich der Grünstadter bereits von der Feuerwehrzentrale Simbach als Helfer einem Straßenzug in Anzenkirchen zuweisen. „In Kleingruppen haben wir die Häuser geräumt, darunter auch Neubauten: Möbel rausgeschleppt, Türen ausgehängt, Fußböden herausgerissen, den Putz von den Wänden geklopft“, blickt er zurück. Teilweise mussten Gebäude bis auf die Grundmauern abgetragen werden. Am Ende lagen überall Berge von Schutt. Schönhofer hat noch das Schreien von Leuten im Ohr, die sich in die oberen Stockwerke ihrer Häuser gerettet hatten und verzweifelt auf Befreiung aus ihrer misslichen Lage warteten. In Triftern ging es plötzlich nicht mehr weiter, weil die Straße großflächig eingebrochen war. Das Dorf Wittibreut war zweigeteilt, nachdem die Brücke über den Fatzbach eingestürzt war. „Das THW hat eine Behelfsbrücke errichtet“, so der Pensionär, der mit gut 60 weiteren Reservisten sowie zahlreichen Freiwilligen täglich bis zu 16 Stunden am Stück hart gearbeitet hat. Acht Tage war er dort. „Ich bin ja im Ruhestand. Andere haben sich Urlaub genommen oder Überstunden abgefeiert.“ Viele Dankesbriefe und E-Mails hat der ausgebildete Bau- und Möbelschreiner, Sanitäter, Krankenpfleger und Medizinisch-technische Radiologieassistent erhalten. Das Schlimme an dieser Katastrophe sei der Schlamm gewesen, den die von den Hängen herabstürzende Flut mitbrachte und der alles verstopfte, sodass nichts mehr abfließen konnte. „Wenn man den Matsch nicht sofort beseitigt, wird er hart und man muss mit einem Kompressor ran“, erklärt Schönhofer. In Deggendorf, wo er 2013 ehrenamtlich im Einsatz war und mehr als 5000 Menschen evakuiert werden mussten, sei es „nur“ Wasser gewesen. „2014 fand dort schon wieder die Landesgartenschau statt.“ Im Landkreis Rottal-Inn, wo der 70-Jährige vor wenigen Wochen vorbeigeschaut hat, „ist man noch lange nicht fertig mit der Bearbeitung der Überschwemmungsfolgen“. „Mir hat es Spaß gemacht, meinen Beitrag zu leisten“, sagt Schönhofer, der sich im September 2014 freiwillig für den Einsatz im Kampf gegen Ebola in Westafrika gemeldet hat und sich ein Jahr darauf bei der Bundeswehr für die Arbeit in der Flüchtlingshilfe anbot. In beiden Fällen war die Verstärkung durch Reservisten allerdings nicht nötig. Der Grünstadter appelliert an seine Mitmenschen, stets anzupacken wenn es erforderlich ist. „Wenn jeder jedem hilft, kann niemand auf den anderen böse sein. Hass und Aggression können gar nicht erst entstehen.“

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