Grünstadt „Eine außergewöhnliche Messe“

Hatte Spaß: Kimberley im Karussell.
Hatte Spaß: Kimberley im Karussell.

Der Industriemarkt ist eine außergewöhnliche Messe – da ist sich Bürgermeister Klaus Wagner (CDU), in Personalunion ja auch Vorsitzender des Wirtschaftsforums Grünstadt, mit Blick auf die Größe des Ausstellungsgeländes sicher. Bei der Eröffnung der Gewerbeschau in der Halle der Verbandsgemeinde Leiningerland, die von der TSG-Blaskapelle umrahmt wird, erinnert er daran, dass die Leistungsschau anfangs auf die Industriestraße beschränkt war. Inzwischen sei das Areal viele Hektar groß. Seit neun Jahren sei man dabei, es zu erweitern. „Das dauert definitiv zu lange“, kritisiert er das Genehmigungsverfahren. Als „wesentlichen Baustein für eine positive Entwicklung“ hebt er heraus, dass für die Messe alle an einem Strang zögen: die Firmen, die Verwaltung und die Politik. Die Kooperation lobt auch Daniela Schmitt (FDP), Staatssekretärin im Wirtschaftsministerium. Das stationäre Gewerbe sei aufgrund der Internetkonkurrenz im Umbruch. Doch es gebe ein großes Bedürfnis nach Heimat und Regionalität, und so sei es gut, dass hier der Dienstleistungs- und Servicegedanke im Vordergrund stehe sowie neue Ideen für Schwung sorgten. Der Industriemarkt sei wirtschaftspolitisch und gesellschaftlich von enormer Bedeutung. Mit Blick auf die Terminverschiebung – die Messe darf seit 2017 nicht mehr über Pfingsten stattfinden – bietet sie weiteren Dialog an. „Wir unterstützen Sie bei Ihren Bemühungen, die Gesetze wieder zu ändern“, versichert Simon Becker, Vorsitzender der Abteilung Gewerbegebiet im Wirtschaftsforum Grünstadt. In dem Verbot, die Messe nicht mehr an Feiertagen veranstalten zu dürfen, sieht er eine enorme Benachteiligung gegenüber den Onlinegeschäften. „Aber wir sind hier alles Macher, und ich bin stolz, dazuzugehören“, sagt der Inhaber von Becco Lifetex aus Tiefenthal. „Klappern gehört zum Handwerk“, findet Landrat Hans-Ulrich Ihlenfeld (CDU). Solche Messen seien wichtig für die Entwicklung der lokalen Ökonomie. Das Wirtschaftsforum sei nicht nur eine Werbegemeinschaft für die Unternehmen, sondern betreibe echtes Stadtmarketing. „Grünstadt ist zu einer Marke geworden“, erklärt der Landrat. Der Kreis werde weiterhin alles tun, damit das so bleibt, verweist Ihlenfeld etwa auf den Breitbandausbau. Hinsichtlich der Verkehrsinfrastruktur wünscht er sich kreisübergreifende Konzepte. Grünstadt sei Mittelzentrum und Magnet des Leiningerlandes, betont VG-Bürgermeister Frank Rüttger (CDU). Schon lange vor den Grußworten hat die erste mobile Versteigerung begonnen, die anlässlich des 20. Jubiläums initiiert worden ist. Zugunsten des ASB-Wünschewagens, der Todkranken den Wunsch nach einem Ausflug erfüllt, sollen gespendete Gutscheine, Waren und Kuriositäten unter den Hammer kommen. Becker will seinen Vollbart gegen Höchstgebot abrasieren. Heinz Schönhofer, Vorsitzender der ASB-Kontrollkommission, setzt große Hoffnungen in die Auktion. Wie Nathalie Jerusalem vom Wünschewagen-Team erzählt, wird das vor zwei Jahren angeschaffte Fahrzeug gebraucht: „Wir haben bereits bundesweit 92 Touren gemacht.“ Doch die Versteigerung läuft schleppend, hat aber am Ende 1751 Euro eingebracht. Auktionator Thorsten Keuchel weiß, warum es nicht so gut lief: „Wir hätten vorab feste Standorte und Uhrzeiten festlegen sollen. Auch müssten die Leute die Objekte vorab anschauen können.“ Ingrid Minuth hat die ersten beiden Dinge ersteigert – eine blaue Taucherbrille und einen roten Taucherring: „Für meine Enkel und für den guten Zweck.“ Für sie und ihren Mann Dietrich sei das Gartencenter Ziel, ansonsten wollten sie „einfach mal schauen, was es Neues gibt und eine Kleinigkeit essen“, so die Kirchheimerin. Susanne Friedl-Haarde hat E-Bikes im Visier, weil sie in einer steilen Straße in Grünstadt wohnt, und ihr Mann Wilhelm möchte sich über Dachdämmungen und Solaranlagen informieren. Nur über den Markt schlendern und sich inspirieren lassen wollen Gerhard und Martina Engert aus Frankenthal. Gerade haben sie beim VG-Klimaschutzmanager Pascal Stocké ein kleines Energiequiz absolviert. Er habe bereits einige interessante Gespräche mit Besuchern geführt, sagt Stocké, dem es eine Herzensangelegenheit ist, „dass wir nachhaltiger leben“. Deshalb rühre er auch die Werbetrommel für das Stadtradeln vom 14. August bis 3. September. Besonders viele Menschen zieht die Gewerbeschau am Samstag allerdings nicht an. „Das wird immer weniger“, sagt Tobias Hanetzko, der auf dem Hof von Möbel Gehrmann Crepes bäckt. Dort herrscht nur moderat Betrieb, wobei Kletterturm und Fahrsimulator dennoch fortlaufend Einzelne anlocken. Die kleine Anna-Lena dreht am Stand der Fonlution UG am Glücksrad. Daniel Friederich, Geschäftsführer der Telekommunikationsfirma, kündigt an: „Wir werden zum 1. Juli eine Niederlassung in Grünstadt eröffnen.“ Erstmals am Industriemarkt beteiligt sich das Stoffatelier, das in der Fußgängerzone angesiedelt ist. „Der Trend geht zu teureren, computergesteuerten Nähmaschinen“, berichtet Inhaberin Magdalena Matheis-Kissler. Zum ersten Mal dabei ist auch der ebenfalls in der Innenstadt ansässige Laden Ink Attack. Geschäftsführer Frank Luschnat: „Ich habe die ermäßigte Standgebühr für Neu-Aussteller genutzt.“

Staatssekretärin Schmitt und Bürgermeister Wagner.
Staatssekretärin Schmitt und Bürgermeister Wagner.
Auktionator Keuchel (links), Simon Becker vom Wirtschaftsforum.
Auktionator Keuchel (links), Simon Becker vom Wirtschaftsforum.
x