Grünstadt Ein verschenktes Jahr

Fast makellose Bilanz: Daniel Weber gewann in der vergangenen Saison 25 seiner 24 Spiele für den TVC.
Fast makellose Bilanz: Daniel Weber gewann in der vergangenen Saison 25 seiner 24 Spiele für den TVC.

«Colgenstein-Heidesheim.» Für das Team war es eine Pflichthürde, für die zu Statisten degradierten Konkurrenten dagegen frustrierend: Der TV Colgenstein-Heidesheim II stürmte mit der Traumbilanz von 43:1-Punkten zum Meistertitel der Tischtennis-Bezirksklasse Vorderpfalz Nord. Überraschend war diese Dominanz aber nicht – Rückblick auf die Folgen einer Teamauflösung.

Am Anfang stand die Wut. Wut über die Verbandsbosse, die „den Knall noch nicht gehört“ haben, Wut über die pingeligen Mühlen pfälzischer Tischtennis-Bürokratie, wie der Colgensteiner Abteilungsleiter Joachim Scheu zürnt. Im Sommer 2017 war das. Er und der TV Colgenstein-Heidesheim waren da gerade tief in die Rundenplanung verstrickt. Der TVC war zuvor lange im Erfolgsmodus unterwegs gewesen. Eine pfälzische Hoffnung sozusagen, berufen für höhere Aufgaben, für die Klassen des DTTB. Er kratzte an der Oberliga. Etablierte Spieler wie Ralf Neumaier, Daniel Tremmel oder Konstantin Gramchev hatte Scheu an die Unterhaardt gelotst. Bis die Blase platzte. 2015 stieg er, trotz Platz drei, freiwillig aus der Ersten Pfalzliga ab, um im Jahr darauf noch mal den Aufstieg in die höchste pfälzische Klasse zu schaffen – aber auch das blieb nur eine Momentaufnahme. 2017 dann die Abmeldung, weil das halbe Stammpersonal zuvor den Abschied verkündet hatte. Schlicht und einfach, sagt Scheu, habe die Qualität für das Oberhaus gefehlt. „Das hätte ja keinen Sinn gehabt, wenn nur noch drei Leute da sind, die das Niveau spielen können“, erklärt Scheu heute. Doch einen im Mai 2017 eingereichten Antrag auf eine Herabstufung verwarf der Pfälzische Tischtennisverband (PTTV). Warum, das fragt man sich rund um die Colgensteiner Hans-Stein-Turnhalle immer noch. „Sportlich wäre der TVC der Qualität entsprechend in die Erste Pfalzliga einzuordnen gewesen. Deshalb wurde der Antrag damals abgelehnt“, heißt es dazu beim PTTV. Der TVC stellte im vergangenen Sommer also eine reine Strohmannschaft mit „irgendwelchen Leuten aus dem Verein, die nie gespielt hätten“, quasi Karteileichen, so der Abteilungsleiter. Am 6. Juli, noch vor dem Auftaktspieltag, löste sich der TVC I auf und stand damit als Absteiger in die Zweite Pfalzliga fest. Wer nun in der Bezirksklasse den überragenden Lauf hinlegte? Klar, der TVC II. Zumindest ist er das offiziell, auf dem Papier. Eigentlich spielten in der Reserve aber die Pfalzliga-Überbleibsel um Dirk Eichholdtz, Tobias Reißenweber und Thorsten Stumpf. Im Laufe der Meistersaison 2017/18 wich Scheus Wut dann einem müden Lächeln. Der Langeweile, dem Warten. „Wenn der Verband das so will, dann müssen wir das eben machen“, sagt er. Wenn der Abteilungsleiter aber heute eines weiß, dann, dass es ein verschenktes Jahr war. „Wir haben uns gesagt, dass wir die Saison irgendwie rumkriegen“, blickt er zurück. „Natürlich muss man abwarten. Aber es hat sich schnell herauskristallisiert, dass es einseitig wird.“ Wurde es, ganz und gar. Ein 8:8 gegen den SV Kirchheimbolanden, und das am Rundenende in B-Besetzung, als alles gelaufen war, bedeutete den Colgensteiner „Tiefpunkt“. Ansonsten: 9:0, 9:1, 9:2, 9:3, maximal mal ein 9:4. Manifestation der Dominanz. Meister. 43:1-Zähler. Und die ambitionierte Liga-Konkurrenz, nun ja, die war zur falschen Zeit eben am falschen Ort. Die Meisterkrone war also keine Sensation. „In der Bezirksliga wird das schon wieder anders“, mahnt Scheu vor zu viel Leichtsinn. Immerhin stünden da vorne Spieler mit Pfalzliga-Niveau. Übrigens: Auch dort muss das Team um Führungsfigur Dirk Eichholdtz als Zweite auflaufen – den Antrag, die im Vorjahr abgemeldete Mannschaft, die laut Regel nun in der Zweiten Pfalzliga aufschlagen müsste, zu streichen, hat der PTTV in den Papierkorb geworfen. Mal wieder. „Der TV Colgenstein ist schlichtweg zu stark für einen Rückzug. Da Colgenstein im Vorjahr schon als zu gut eingeschätzt wurde, war die Entscheidung in diesem Jahr nur konsequent“, heißt es seitens des PTTV. Die vom TVC vorgetragenen Gründe seien lediglich „privater Natur“ gewesen. Scheu wird, zum zweiten Mal, eine Strohmannschaft melden. An den Ball schlagen wird sie wohl nicht. Der Kader 1. Dirk Eichholdtz (39 Spiele/39 Siege/0 Niederlagen), 2. Thorsten Stumpf (22/20/2), 3. Tobias Reißenweber (16/13/3), 4. Daniel Weber (25/24/1), 5. Herbert Kleemann (18/8/10), 6. Michael Schön (21/15/6), 7. Frank Hotz (6/6/0), 8. Günter Sohn (11/7/4), 9. Joachim Scheu (3/0/3), 10. Sascha Urban (2/2/0), 11. Marco Seitz (1/0/1).

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