Eisenberg Ein Pionier des Rettungsdienstes

Nicht nur von den Kollegen geschätzt: Bernhard Brauer (Zweiter von links). Lange Jahre war er Leiter des Rettungsdienstes Donner
Nicht nur von den Kollegen geschätzt: Bernhard Brauer (Zweiter von links). Lange Jahre war er Leiter des Rettungsdienstes Donnersbergkreis. Auf dem Foto zudem von links: Axel Gilcher, Brauers Frau Birgit, Ralf Marco Prinz, Geschäftsführer der DRK-Rettungsdienst Westpfalz GmbH, Julian Herrbruck, Jörg Albicker und Jürgen Krone.

Los ging eigentlich alles bei der Firma Gienanth in Eisenberg. 1968 hatte Brauer bei der Gießerei als Modellbauer angefangen. „Ich hatte Glück, dass Baron von Gienanth Vorsitzender des DRK war“, erzählt der 65-Jährige. So war auch das Verständnis des Chefs da für Brauers Leidenschaft, die später nicht nur zu einem Beruf, sondern zu einer Berufung werden sollte. Die Anfänge beim Deutschen Roten Kreuz (DRK) machte Brauer ebenfalls 1968, war über viele Jahre hinweg Leiter des Jugendrotkreuzes. Von 1972 bis 1975 war er dann ehrenamtlich als Rettungssanitäter im Einsatz – dafür freigestellt von der Firma Gienanth. Zeiten, die Brauer noch gut in Erinnerung hat. So erinnert er sich beispielsweise an den ersten Rettungswagen in Eisenberg, im Jahr 1974. Die langen Haare, der Wechsel von der grauen Uniform in die DRK-Kleidung zu den Einsätzen. „Oft waren es Krankentransporte“, erzählt er. Der doppelte Glücksfall Dann kam das Jahr 1975. Ein Glücksfall für Brauer in doppelter Sicht. Da war der berufliche Wechsel in den Rettungsdienst. „Das lief alles unproblematisch“, ist er seinem damaligen Arbeitgeber heute noch dankbar. Im selben Jahr heiratete er seine Frau Birgit. Eine, die die Leidenschaft ihres Mannes für den Rettungsdienst, für das Deutsche Rote Kreuz nicht nur zu spüren bekam, sondern diese auch teilte, selbst aktiv war. „Ohne meine Frau hätte ich das vermutlich nicht geschafft. Sie hat das alles mitgemacht“, sagt Brauer. Auch in der Anfangszeit, als bei Brauers in Eisenberg ein Telefon des DRK stand. Sozusagen die Rettungswache im Haus. Birgit machte Telefondienst, Bernhard rückte aus zum Einsatz. Andere, vergangene Zeiten. Eine Rettungswache wurde in Eisenberg erst ein Jahr später gebaut. Deren Leiter war Brauer von 1989 bis 1996. Dann folgte der Wechsel nach Kirchheimbolanden, wo der heute 65-Jährige Leiter des Rettungsdienstes Donnersbergkreis wurde. Auch war er der organisatorische Leiter für den Katastrophenschutz. Und natürlich waren die Brauers auch ehrenamtlich beim DRK aktiv. So bauten sie etwa den Blutspendedienst in Kirchheimbolanden mit auf. Seit 1970 ist Bernhard Brauer zudem Ausbilder bei Erste-Hilfe-Kursen. „12.000 Menschen habe ich ausgebildet“, rechnet er vor. Weitere folgen. Diesen Part will er auch im Ruhestand übernehmen. Notarztsystem in Rockenhausen Brauer, der längst in Kerzenheim lebte, baute zudem ein Notarztsystem in Rockenhausen mit auf, half, Spenden für ein Notarzteinsatzfahrzeug zu sammeln. Erzählen könnte der Vater zweier erwachsener Kinder über all das so vieles. Etwa über seinen ersten Tag als Leiter des Rettungsdienstes. Kaum war er da, bekam er auch schon die Mitteilung, dass das Notarzteinsatzfahrzeug auf dem Weg zu einem Einsatz einen Unfall hatte und auf dem Dach liegt. „Es war erst 5000 Kilometer gefahren. Die Notärztin hatte sich verletzt, den Arm gebrochen.“ Das hielt sie nicht davon ab, mit Hilfe eines Privatfahrzeuges zu der Unfallstelle zu kommen und die verletzten Personen zu versorgen. Und dann sind da unheimlich viele Rückmeldungen von Patienten, die sich bei ihm bedankten. Etwas, das sich im Laufe der Jahre gewandelt hat. „Dass die Leute dankbar sind, hat nachgelassen“, sagt Brauer. „Es wird als selbstverständlich angesehen, dass zu jeder Tages- und Nachtzeit jemand vor der Tür steht.“ Besonders positiv sind Bernhard Brauer auch Geburten in Erinnerung, die er bei seinen Einsätzen miterlebte. An Ostern vergangenen Jahres war das bei einer Hausgeburt der Fall. Dann sind da aber auch die schrecklichen Erlebnisse. Etwa ein schlimmer Unfall vor vielen Jahren bei einem Bergrennen in Ramsen mit Toten und Schwerverletzten, auch war er 1988 bei dem Flugtagunglück in Ramstein mit 70 Toten im Einsatz. „Ich war damals beim Kerweumzug in Kerzenheim, bin alarmiert worden. Vor Ort wusste man zunächst gar nicht, was da los war. Es wurde nur gesagt: ,Mach, was Du kannst.’ So etwas vergisst man nie.“ Die Frau als wichtiger Halt Auch Todesfälle mit Kindern haben Brauer oft lange beschäftigt. Ein wichtiger Halt war da stets seine Frau. „Damals gab es noch keinen Kriseninterventionsdienst. Sie war das für mich. Wir haben immer gesprochen.“ Oft bei Spaziergängen und Wanderungen. Sein letzter Einsatz war ein häuslicher Notfall in Orbis. Übrigens nicht mehr in leitender Funktion. Diese hatte Brauer bereits vor fünf Jahren abgegeben, war aber weiter im Rettungsdienst tätig. Und das natürlich als bekanntes Gesicht – für Patienten, aber auch Ärzte. Was kommt nun? Seine Frau Birgit schmunzelt. Sie wird schon so manche Aufgabe haben – das scheint sicher. Und dann ist da ja auch noch seine große Leidenschaft, das Singen im Kerzenheimer Gesangverein, wo er selbst jahrelang im Vorstand aktiv war. Und schließlich bleibt er dem DRK noch als Ausbilder erhalten. Dass Bernhard Brauer nicht irgendein Mitarbeiter war, das betont auch Ralf Marco Prinz, der Geschäftsführer der DRK-Rettungsdienst Westpfalz GmbH, zu deren Gebiet auch der Donnersbergkreis gehört. „Diese Leistung ist wirklich besonders“, sagte Prinz in dieser Woche bei der Verabschiedung. Keine Frage: Bernhard Brauer ist nicht nur für den Geschäftsführer ein Pionier des Rettungsdienstes im Donnersbergkreis.

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