Eisenberg Ein Mann mit Ideen

Walter Dörring
Walter Dörring

Walter Dörring feiert heute seinen 80. Geburtstag. Der Pädagoge, frühere Leiter der Eisenberger Volkshochschule, Organisator von Bildungsreisen, Universitätsdozent und heutige Vorsitzende der Lebenshilfe kann auf ein bewegtes und bewegendes Leben zurückblicken.

Als „Vorkriegskind“ ein Vierteljahr vor Beginn des Zweiten Weltkriegs in Worms geboren, wuchs Walter Dörring in Osthofen auf. Seine frühe Kindheit: Der Vater im Krieg vermisst, die Mutter dienstverpflichtet. Volksschule und dann Wormser Gaus-Gymnasium mit dem Abschluss Abitur. In Heidelberg studierte Dörring Englisch und Geschichte für das Lehramt und trat 1966 seine erste Lehrerstelle an der Realschule Eisenberg an. Damals der letzte Schrei: Das Sprachlabor, für das Dörring die benötigten Medien selbst herstellte. 1972 wurde er Fachleiter für Englisch am Seminar für Realschullehrer in Kaiserslautern, wo er über 200 Englischlehrer ausbildete. Damals, erinnert sich der Jubilar, fand ein Teil der Ausbildung für Englischlehrer noch in England statt. Nach dem Fall der Mauer war er in der Lehrerausbildung in Thüringen tätig. „Aber nicht als Besserwessi“, wie er betont. Mit Pfälzer Wein im Gepäck und Einfallsreichtum habe er in der zusammengewürfelte Gruppe „das Eis gebrochen“. Neben seinem Beruf leitete Dörring die Eisenberger Volkshochschule von 1977 bis 1993, deren Programmangebot er kontinuierlich erweiterte. Fast unerschöpflich sind die Geschichten aus dieser Ära. So berichtete die Zeitung mit den großen Buchstaben im Kalten Krieg unter der reißerischen Schlagzeile: „VHS trainiert für Atomkrieg“. Sein Telefon habe vor lauter Presseanfragen nicht mehr stillgestanden. Dabei sei der Anlass ganz harmlos gewesen: Ein beliebter Kurs mit dem Titel „Überlebenstraining“ für Väter und Söhne im Wald. Einmal musste Dörring sogar Polizeischutz in Anspruch nehmen, weil er einen Vortrag mit dem Geschichtsprofessor Werner Maser und dem Fälscher der Hitler-Tagebücher Konrad Kujau im VHS-Programm hatte. „Mir wurden Prügel angedroht, weil ich den ,Verbrecher’ Kujau eingeladen hatte“. Passiert ist letztlich nichts. Unzählige Ideen hat Dörring als VHS-Leiter umgesetzt. Dazu gehören über 60 Studienreisen in fast alle Erdteile, der Opernkreis, als Nähkurse „getarnte“ Deutschkurse für türkische Frauen, die Gesundheitswoche, aus welcher der Kneipp-Verein hervorging, und vieles mehr. Immer noch engagiert sich der Jubilar als Vorsitzender der Lebenshilfe Grünstadt-Eisenberg. Auch dazu könnte er eine umfangreiche Geschichte schreiben: von den Anfängen in Altleinigen über das ehemalige Bergkrankenhaus Grünstadt, die heutige Zullinger-Schule bis zu dem integrativen Kindergarten und dem Bistro in der Haarschnur mit angeschlossenem Integrationsbetrieb. Gewürdigt wurde seine ehrenamtliche Arbeit bereits mit der Verleihung der Landesverdienstmedaille. Und trotz all seiner immer noch rührigen Aktivitäten bleibt ihm Zeit für die Hobbys Literatur, Musik und Interesse für die aktuelle Politik.

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