Eisenberg Ein Mann der ersten Stunde

Beim Ostereierschießen gern im Einsatz: Gründungsmitglied Walter Dech (daneben Daniela Kasper).
Beim Ostereierschießen gern im Einsatz: Gründungsmitglied Walter Dech (daneben Daniela Kasper).

«RAMSEN.»Lange Schlangen bilden sich derzeit am Clubheim des Schützenvereins Ramsen, wo es gerade wieder heißt: „Feuer frei aufs Osterei“. Mehr als 40.000 hartgekochte Eier sind in den ersten sieben Tagen der 43. Auflage der Großveranstaltung bereits ausgegeben worden. Da wird jede helfende Hand der 250 Mitglieder gebraucht. Auch Vereinsmitbegründer Walter Dech lässt es sich mit seinen knapp 82 Jahren nicht nehmen, mitzumachen. „Ich bin an drei Tagen für jeweils fünf Stunden im Einsatz“, erzählt der Senior. Sein Aufgabenfeld liegt in der Auswertung. Also: Brille auf und die Löcher, sprich Treffer, auf den Zielscheiben zählen, die ihm von den Besuchern vorgelegt werden. Die Leute entwickeln dabei erstaunlichen Ehrgeiz, wie Dech beobachtet hat: „Wenn am Ostersamstag der Opa mit seinem Enkel kommt, geht der nicht eher hier heraus, bis er eine volle Palette Eier beisammen hat – egal, was das kostet.“ Im Durchschnitt gehen laut dem Vorsitzenden Tobias Müller pro Jahr etwa 100.000 Eier über die Theke. Der Rekord lag bisher bei 102.783. Das war 2015. Anfangs gab’s 680 Eier als Gewinn, jetzt sind es 147-mal so viel 680 ovale Trophäen waren es bei der Premiere des Ostereierschießens 1977 unter der Ägide von Walter Dech. Im Folgejahr waren es schon doppelt so viele, zehn Jahre später zählte man 15.840 Eier. Der ehemalige Vorsitzende Felix Blum, der für Rheingönheim im Bogenschießen aktiv war, hatte in Mutterstadt einen Schützenbruder mit einem Gemüsegeschäft. „Von dort bezogen wir die Eier“, erinnert sich Dech. Die wurden damals noch daheim gekocht und von Hand gefärbt. Heute werden die Eier fix und fertig von einem Großhändler aus Worms geliefert. Wie entstand die Idee zu dieser äußerst erfolgreichen und weit über die Region bekannten Veranstaltung? Dech erklärt: „Das haben wir uns von der Schützengesellschaft Ruppertsberg abgeguckt.“ Während der Schießspaß bei der SGR durch einen Felsrutsch 2012, wobei ein Teil des Vereinsheims beschädigt wurde, ein jähes Ende fand, hat sich der fröhliche Wettbewerb in Ramsen zur wohl bundesweit größten Aktion dieser Art gemausert. „Das ist eine wesentliche finanzielle Stütze für unseren Verein“, sagt Dech, der 41 Jahre lang den Vorsitz innehatte. Auch bringe das Ostereierschießen immer wieder Nachwuchs. Kinder bis einschließlich elf Jahre, die noch nicht mit Luftgewehr und -pistole hantieren dürfen, schießen sich mit der Armbrust bunte Eier. Dech ist stolz auf den SV Ramsen, bei dem er jeden Freitag vorbeischaut. Der Verein sei ein Aushängeschild für das Dorf. Gegründet worden sei er am 20. Oktober 1962 aus einer Bierlaune heraus „bei Mayers“, der einstigen Gaststätte „Zum Löwen“. „Bei einer Schnupperstunde beim SV Tell in Kirchheimbolanden hatten wir den Spaß an diesem Sport entdeckt und dann beschlossen, auch einen Schützenverein ins Leben zu rufen“, blickt Dech auf die Anfänge zurück. Wir, das waren 13 Männer und zwei Frauen. Den Vorsitz übernahm die ersten drei Jahre Hans Ludwig Rösel. Trainiert wurde zunächst im Tanzsaal des „Löwen“, ab 1967 in den Kellerräumen des AGTSV. „Da hatten wir etwa 50 Mitglieder“, sagt Dech, der ab 1972 unter Bürgermeister Fritz Weiß im Ortsgemeinderat saß. Er machte sich dafür stark, dass der Schuttabladeplatz an der Schleifmühle an den Verein verpachtet wurde und für das geplante Schützenhaus eine Landesförderung floss. Im Frühjahr 1973 war Spatenstich für das Clubheim, das maßgeblich in Eigenleistung errichtet und seither stetig erweitert wurde. „Beim ersten Bauabschnitt war mein kleiner Sohn Gunther dabei, heute ist er Bauunternehmer“, erzählt Dech, dessen Maler- und Lackierer-Firma 2010 Sohn Andreas übernommen hat. Seither ist der dreifache Vater und fünffache Opa, der auch 25 Jahre für die SPD im Verbandsgemeinderat Eisenberg saß und von 1981 bis 1993 Kreishandwerksmeister war, im Unruhestand. „Ich kann nicht nichts tun“, beschreibt er sich schmunzelnd. Und so lässt er sich nicht nur gern von seiner Familie einspannen, sondern auch als Helfer beim Ostereierschießen. Vereinschef Müller sagt: „Viele ältere Besucher fragen gezielt nach Herrn Dech.“ TERMIN Noch drei Tage geht das Ostereierschießen: Heute, Samstag, 10 bis 19 Uhr, morgen, Ostersonntag, 11 bis 19 Uhr, und Ostermontag, 22. April, 11 bis 18 Uhr.

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