Grünstadt Ein Kunstwerk für die Ewigkeit

Clown Filou, der bei der Enthüllung hilft, Ortsbürgermeister Edwin Gaub hält ihm den Schirm, vorn links: Wolfgang Thomeczek.
Clown Filou, der bei der Enthüllung hilft, Ortsbürgermeister Edwin Gaub hält ihm den Schirm, vorn links: Wolfgang Thomeczek.

Parallel zu der Enthüllung ist eine Schad-Ausstellung im Kunstkabinett von Wolfgang Thomeczek eröffnet worden. Zu sehen sind dort handlichere Statuen, Zeichnungen mit Lack auf Stahlblech und mit Wachskreide auf Papier. Alle Arbeiten zeigen dicke geschwungenen Linien. Zur Bewunderung des Schad`schen Lieblingsmotivs haben sich dort schon lange vor Beginn der Veranstaltung zahlreiche Menschen versammelt. Bernd Roeger, ein regelmäßiger Besucher der Galerie zwischen Kirche und Pfarrhaus, ist voll des Lobes für die Exponate. „Ich bewundere das Handwerkliche, wie man Vierkantstahl in solche Formen bekommt“, sagt der Battenberger, der sich gern eine Miniaturausgabe aufs heimische Sideboard stellen würde. Roeger findet es bedauerlich, dass es einst nicht geklappt hat, eine Schad-Skulptur auf dem Sausenheimer Kreisel zu installieren. Jetzt hat eben Tiefenthal die landesweit erste frei zugängliche Großskulptur des Künstlers, wie Thomeczek betont. Bevor er das Wort ergreift, schlägt er mit einem Hammer gegen ein in einem Gestell hängendes Riesensägeblatt. Kurz darauf dient es, ebenso wie Rohrstücke, Hufeisen und Tonnen aus der Werkstatt des Obrigheimer Metallbauers Peter Werle als Instrument für das Percussionstrio Forester, das aus den Profi-Solo-Paukern Marcus Walder und Geza Huba vom Pfalztheater Kaiserslautern sowie Steffen Welsch aus der Bigband der Bundeswehr besteht. Was die drei spielen, ist beeindruckend. Den Umstehenden und den Besuchermassen, die sich am Hoftor drängen und doch größtenteils davor in der Bahnhofstraße stehen bleiben müssen, werden ungewöhnliche Klangerlebnisse beschert. Etwa wenn mit dem Stick rhythmisch übers Sägeblatt gekratzt wird oder große Bleche, Donnergrollen gleich, in Schwingungen versetzt werden. Der Beifall ist entsprechend groß. Höhepunkt ihres Parcours mit drei Akten vom Kunstkabinett zur „Neuen Mitte“ ist die Interpretation von „Trio per Uno“ des Serben Nebojša Jovan Živkovic, der in Deutschland lebt, auch eine Weile in Sippersfeld wohnte. Mit ansprechenden Stücken umrahmen zudem Silke Egeler-Wittmann und Christl Marley auf Saxophonen als Duo Two Reed die Feier. Der Vorsitzende des Kulturausschusses im Mainzer Landtag, Manfred Geis (SPD), hebt das hohe Niveau der durch Thomeczek gebotenen Kunst in Tiefenthal hervor, die deshalb seit Jahren durch den Kultursommer Rheinland-Pfalz gefördert wird. Das diesjährige Motto „heimat/en“ sei ein Statement für Offenheit. „Kultur steht an erster Stelle, wenn es um Demokratie geht“, sagt er. Und Kunstwerke könnten ein Gefühl von Heimat vermitteln. Er dankt Thomeczek für die Beharrlichkeit, Risikobereitschaft und Kreativität, die nötig waren, um die Skulptur im Ortszentrum zu installieren. Sie ist maßgeblich finanziert durch Spenden sowie den Verkauf von Modellen des „Malog“ und von Stahlfragmenten, die bei der Herstellung der Statue übrigblieben. Ortsbürgermeister Edwin Gaub (CDU) erinnerte daran, dass man für die „Neue Mitte“ 65 Prozent Zuschuss aus dem Dorferneuerungsprogramm erhalten habe, ohne die sich die Gemeinde das 483.000 Euro teure Projekt nicht hätte leisten können. Schads Werk sei bewusst nicht exakt mittig auf den Platz gesetzt worden, „denn wir Tiefenthaler feiern gern und müssen ein Festzelt stellen können“. Weshalb die Skulptur aber nun von Neuleiningen weggerückt wurde, erschließt sich Frank Rüttger (CDU), Bürgermeister der Verbandsgemeinde Leiningerland, nicht, wie er augenzwinkernd anmerkt. Unter den 21 Ortsgemeinden erhebt er Tiefenthal zur Metropole, die nun auch ihr Wahrzeichen habe. Aus einem bestimmten Blickwinkel bildeten die beiden umeinander tanzenden Stelen ein Kreuz wie es sich auf dem Ortswappen wiederfinde. Nach der Segnung durch die Pfarrer Monica Minor und Joachim Voss und vor der Laudatio durch die stellvertretende Direktorin des Museums Pfalzgalerie Kaiserslautern, Annette Reich, wird das Kunstwerk enthüllt. Dabei muss Günter von der Linde aus Nierstein, der als Clown Filou auf Stelzen daherkommt, mithelfen. „Wenn wir in Urlaub fahren, gucken wir uns so etwas an. Ich finde es toll, dass wir jetzt so etwas hier haben“, sagt Andrea Agrikola. Gerade die Rostpatina gefalle ihr gut. Für Minor ist die „nach oben gerichtete, Himmel und Erde verbindende“ Statue ein Symbol der Hoffnung. Brigitte Bamberg, die in ihrem Küchenstudio in Grünstadt eine Miniatur davon stehen hat, meint: „Das Werk ist gewöhnungsbedürftig, wird aber irgendwann ganz selbstverständlich dazugehören.“ Kai Mohrhagen, der mit Martina Stern aus Frankfurt angereist ist, schwärmt: „Dieses Aufstrebende, diese Leichtigkeit. Die Arbeit gehört für mich zu den schönsten, die Robert Schad geschaffen hat.“ BERICHT FOLGT IN DER HAUPTKULTUR AUSSTELLUNG Die Werke von Robert Schad sind noch bis zum 16. Juni im Tiefenthaler Kunstkabinett zu sehen: jeweils samstags und sonntags, 11 bis 16 Uhr, oder nach Vereinbarung unter Telefon 06351/124021.

Robert Schad
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