Speyer Die Saat ist aufgegangen

Blühende Landschaften: Zwei Verkehrsinseln haben die Naturschützer insektenfreundlich gestaltet.
Blühende Landschaften: Zwei Verkehrsinseln haben die Naturschützer insektenfreundlich gestaltet.

«DUDENHOFEN.» Die Saat ist schnell aufgegangen: Im April starteten 23 Mitglieder des Natur- und Vogelschutzvereins (NVV) Dudenhofen die Aktion „Dudenhofen blüht“ mit der insektenfreundlichen Umgestaltung von zwei Verkehrsinseln. Schon Ende Juli stellten die Beteiligten nach Auskunft der Vereinsvorsitzenden Christiane Brell fest, dass die Flächen „wunderschön blühen“ und von der „Zielgruppe“ genutzt werden. Obendrein gab es im September einen Preis von einer Stiftung (wir berichteten).

In ganz Deutschland wird der Rückgang von Fluginsekten, allen voran Wildbienen und Schmetterlinge, beklagt. In Dudenhofen wird jedoch nicht mit dem Artenschwund gehadert, sondern dort schaffen Naturschützer für die bedrohten Insekten Flächen mit Blühpflanzen, auf denen es „summt und brummt“, wie es NVV-Vorsitzende Christiane Brell formuliert. Ortsbürgermeister Peter Eberhard (CDU) lobt den Verein dafür, dass er „nicht nur mahnt“, sondern sich mit „sichtbaren Aktionen“ ins Gemeindeleben einbringe. Wie Brell erinnert, hat der NVV 2017 bei der Feier seines 60-jährigen Bestehens der Ortsgemeinde die Anlage einer „Verkehrsbuntfläche“ zugesagt. Die Beschenkte hat personelle und maschinelle Hilfe bei der Unternehmung angeboten, wenn zwei Querungshilfen angelegt würden. So kam es dann auch. An der Grundschule und im Neubaugebiet Im Bolig sind im April von NVV-Mitgliedern und Bauhof-Mitarbeitern die 61 und 16 Quadratmeter großen Flächen mit „naturnahem Verkehrsbegleitbunt“ versehen worden, blickt Brell zurück. Nach der Entfernung des von Unkraut durchzogenen Bodens wurden die Verkehrsinseln mit Kies und Kompost aufgefüllt. Auf diese Unterlage pflanzten die Naturschützer einheimische Stauden und säten Blühpflanzen aus – an der Grundschule wurde eine Mischung für Mager- und Sandrasen, Im Bolig Dachbegrünungssaatgut ausgebracht. Mitarbeiter des Bauhofs begannen nach Auskunft der NVV-Vorsitzenden am 30. April mit der Bewässerung der beiden Flächen. Im Juni und Juli gab es dann mehrere „Unkrautjättermine“ auf den Querungshilfen. Geplant sei für Ende Oktober die Pflanzung von circa 500 Blumenzwiebeln an der Grundschule und von 100 Zwiebeln Im Bolig. Dafür habe man besonders früh und ausgesprochen spät blühende Sorten ausgesucht, um bestäubenden Insekten lange Nahrung zu bieten – etwa Traubenhyazinthen, Wildtulpen, Krokusse und Wildlauch. „Außerdem ist geplant, auf einer circa 50 Meter von der Querungshilfe an der Grundschule entfernt liegenden Fläche einige Totholzstämme aufzustellen, um Nistplätze für Wildbienen zu schaffen“, informiert Brell. „Nun hoffen wir sehr, dass unser Beispiel Schule macht. Es gibt noch viele eintönige Verkehrsbegleitgrünflächen in Dudenhofen, die darauf warten, bunt zu werden“, teilt sie mit. Die Naturschützer säten übrigens Blühpflanzen auch auf einer circa 1700 Quadratmeter großen Fläche in der Feldflur aus. Bürgermeister Eberhard findet, dass die Fläche an der Grundschule „sehr gut geworden ist“. Man müsse jetzt die weitere Entwicklung der beiden Querungshilfen mit den einjährigen Blühpflanzen und den mehrjährigen Stauden abwarten. Er wünscht sich größeres Verständnis der Bürger für Flächen, die sich naturnah entwickeln. „Die Pflanzen dort dürfen nicht so schnell abgeräumt werden, damit ihre Samen ausreifen können“, erklärt er. Das sehe mitunter nicht besonders aufgeräumt auf, sei aber notwendig. Die Aktionsgruppe „Dudenhofen blüht“ des NVV hat mit der Neuanlage der beiden Querungshilfen, dokumentiert mit Vorher-Nachher-Fotos und einer Konzeptbeschreibung, den zweiten Preis in der Kategorie „Kommunale Flächen, Parks, Baumscheiben“ beim Pflanzenwettbewerb „Deutschland summt!“ der Stiftung Mensch und Umwelt zuerkannt bekommen. Christiane Brell hat die Auszeichnung, eine Urkunde und eine Skulptur, gemeinsam mit ihrem Mann Mitte September in Berlin entgegengenommen. Laut der Stiftung nahmen fast 300 Gruppen mit knapp 3100 Menschen aus Kommunen aller Bundesländern an dem Wettbewerb mit insgesamt sechs Kategorien teil. Eine fünfköpfige Jury suchte die „jeweils besten Projekte im Sinne der (Wild)Bienen und der Multiplikation für das Thema aus“. Der NVV organisierte auch Fachvorträge und verkaufte Stauden. Auf fast 150.000 Quadratmeter summieren sich die Flächen, die die Wettbewerbsteilnehmer anlegten. Die Rubrik Unter dem Titel „Dienstagsfrage“ beantworten wir Fragen, die im Alltag im Speyerer Umland auftauchen.

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