Grünstadt Das Wahrzeichen bröckelt

Die Finanzierung der Sanierungsarbeiten werde zum Kraftakt, sagt Dekanin Sieglinde Ganz-Walther.
Die Finanzierung der Sanierungsarbeiten werde zum Kraftakt, sagt Dekanin Sieglinde Ganz-Walther.

Die beiden Türme der Dreifaltigkeits- und Zwölf-Apostel-Kirche sind prägende Elemente der Stadtmitte, so etwas wie die Wahrzeichen von Frankenthal. Die protestantische Stadtkirche wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört, nach dem Krieg wieder aufgebaut und 1952 eingeweiht. Der Turm selbst wurde erst zwei Jahre später vollendet. Er steht auf den Fundamenten der alten Vorgängerkirche. Die Laterne als Turmspitze wurde erst nach dem Krieg konzipiert, allerdings schon da mit dem Gedanken an ein Glockenspiel. Mehr als 20 Jahre dauerte es aber noch, bis eine solche Anlage dort wirklich installiert wurde. Eine Schenkung des Frankenthaler Modellbaumeisters Max Carius, Inhaber der gleichnamigen Metallgießerei, die Am Rosengarten beheimatet war, machte dies möglich. Auch Tiefgarage im Blick Im Spätjahr 2016 sei erstmals festgestellt worden, dass Sandsteinbrocken an der Turmspitze abplatzen, sagt Dekanin Sieglinde Ganz-Walther im Gespräch mit der RHEINPFALZ. Mit einem Hubsteiger seien erste Sofortmaßnahmen getroffen, alle losen Gesteinsbrocken entfernt und kleinere Reparaturen ausgeführt worden. Schon damals sei das eine recht aufwendige Aktion gewesen. Denn man habe auch prüfen müssen, ob dies mit der Statik der darunterliegenden Tiefgarage vereinbar sei. In der Folge seien verschiedene Untersuchungen in Auftrag gegeben worden. Unter anderem habe die Technische Universität in Kaiserslautern Bohrkerne entnommen und sie untersucht. Demnach ist die Standsicherheit des Turmes nicht gefährdet. Für diese Vorarbeiten habe die Gemeinde schon rund 17.500 Euro aufwenden müssen. „An einer Sanierung der Laterne kommen wir nicht vorbei. Das muss gemacht werden“, sagt Dekanin Ganz-Walther. Deshalb war die Entscheidung im Presbyterium alternativlos. „Der Beschluss ist durch“, so Ganz-Walther. Korrosion an Stahlstreben Die Laterne steht auf acht Säulen, die mit Sandsteinplatten verkleidet sind. Neben dem üblichen Alterungsprozess – der Sandstein ist auf der Spitze des Turmes dem Wetter extrem ausgesetzt, es dringt Feuchtigkeit in den Stein ein, das Material arbeitet – sind es laut der Architektin Bärbel Röder aus Lambsheim aus heutiger Sicht betrachtet bauliche Mängel, die zu den Schäden beitragen. Die Stahlverstrebungen lägen zu dicht unter dem Sandstein und seien deshalb korrodiert. Die Betonschicht darüber sei nach heutigem Wissen zu dünn ausgefallen. „Das war allerdings damals Baustandard. Heute ist man da auf einem anderen Stand“, sagt Röder. Oft seien Schäden am Sandstein auch durch starke Verschmutzungen bedingt. Dies sei aber bei der Zwölf-Apostel-Kirche nicht der Fall. Die korrodierten Stahlteile sollen laut Röder herausgefräst, die Schadstellen mit einem Spezialmörtel repariert werden. Mit der Denkmalbehörde sei das alles abgestimmt, ergänzt Ganz-Walther. „Müssen an Rücklagen gehen“ Ein finanziell dicker Brocken ist allein schon das Erstellen des Gerüsts. Rund 60.000 Euro sind dafür in der Kostenschätzung veranschlagt. Rund um das Gerüst müsse ein ausreichender Sicherheitsabstand gewährleistet sein. Deshalb könnten die Arbeiten in diesem Jahr, in dem in der Erkenbertruine die Feierlichkeiten rund um „900 Jahre Augustiner-Chorherrenstift“ stattfinden sollen, nicht mehr angegangen werden. „Nach unseren Vorstellungen werden wir gleich Anfang des nächsten Jahres, wenn es frostfrei ist, loslegen“, sagt Ganz-Walther. Finanziell werde die Sanierung der Laterne am Turm der Kirche ein Kraftakt für die Gemeinde. „Wir müssen an unsere Rücklagen gehen.“ Mit Spenden seien aber inzwischen rund 210.000 Euro zusammen. Die Zwölf-Apostel-Kirchengemeinde habe eine eigene Stiftung für die Bauunterhaltung. „Dann sind wir allerdings blank“, meint Ganz-Walther. Die Gemeinde hofft jedoch noch auf Zuschüsse der Stadt und der Denkmalpflege sowie auf weitere Spenden. SPENDENKONTO Vom evangelischen Verwaltungsamt wurde für die Sanierungsarbeiten ein Spendenkonto bei der Sparkasse Rhein-Haardt eingerichtet: IBAN DE23 5465 1240 0000 0229 88, Kennwort „Turmsanierung ZAK“.

So sieht die sogenannte Laterne mit dem Glockenspiel von unten betrachtet aus.
So sieht die sogenannte Laterne mit dem Glockenspiel von unten betrachtet aus.
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