Grünstadt und Leiningerland Coronakrise: Hilfsangebote für Senioren im Leiningerland

Den Einkauf für andere zu übernehmen, solche Angebot gibt es mittlerweile in vielen Gemeinden. Mancherorts werden sie gerade auf
Den Einkauf für andere zu übernehmen, solche Angebot gibt es mittlerweile in vielen Gemeinden. Mancherorts werden sie gerade aufgebaut.

Senioren und Menschen mit Vorerkrankungen, die zur Risikogruppe derjenigen gehören, für die das neuartige Virus Covid-19 eine besondere Gefahr darstellt, können in einigen Orten auf die Unterstützung ihrer Mitbürger setzen. Anlässlich der Corona-Krise haben sich Hilfsinitiativen gebildet.

Kerzenheim

30 Kerzenheimer und Rosenthaler, die sich bereiterklärt haben, Einkäufe und andere Dienste zu übernehmen, haben sich bis zum Montagnachmittag bei Ortsbürgermeisterin Andrea Schmitt gemeldet. Die Christdemokratin hatte am Wochenende eine Initiative „Kerzenheimer helfen Kerzenheimern“ ins Leben gerufen. Dabei gehe es um folgende Fragen: „Wie organisiere ich den Alltag?“, „Wer kauft für mich ein?“, „Wer besorgt die Medikamente aus der Apotheke?“. Schmitt will das Hilfsangebot mit ihrem Ehemann Leno sowie Lisa und Bernhard Hebich und Karsten Bessai koordinieren. „Wir werden jetzt Plakate verteilen, Mitbürger in der Altersgruppe über 70 Jahre gezielt informieren, wie sie diese Hilfe in Anspruch nehmen können“, sagt sie.

Die Initiative habe sie ergriffen, nachdem im Internet im Umfeld ähnliche Angebote unterbreitet wurden, auch teilweise auf privater Basis organisiert. „Für Kerzenheim und Rosenthal war mir wichtig, dass dies über die Gemeinde läuft, sodass das auch auf einer möglichst großen Vertrauensbasis ablaufen kann“, sagt Schmitt. Mit dem jetzt bereits gebildeten Pool von Helfern hofft sie, die Nachfrage decken zu können. Derweil habe die Gemeinde das komplette öffentliche Leben in ihren Räumen auf Eis gelegt. Die Mehrzweckhalle, das Hirtenhaus sowie das Haus der Vereine sind für Vereine und private Zusammenkünfte gesperrt. Bei Bestattungen dürfen sich nur noch maximal 15 Personen in der Aussegnungshalle aufhalten. Der Außenbereich stehe allerdings nach wie vor zur Verfügung, sagt Schmitt.

Asselheim

Das gleiche Ziel wie Schmitt verfolgt Asselheims Ortsvorsteher Norbert Schott (SPD). „Es geht mir darum, Menschen aus Risikogruppen eine Hilfestellung zu geben. Vor allem jenen, die nicht raus können, weil sie eventuell eh schon ein Lungenleiden haben oder sonst gehandicapt sind. Ich hoffe, dass sich eine Gruppe jüngerer Mitbürger findet, die bereit ist, die Einkäufe oder andere wichtige Erledigungen zu übernehmen“, sagt Schott, der koordinieren möchte, dass Hilfesuchende und potenzielle Helfer zusammenfinden. Deshalb bittet er darum, mit ihm unter der Telefonnummer 06359/1219 Kontakt aufzunehmen.

Carlsberg

Auf privater Ebene organisiert das Sharon Pfister aus Carlsberg ebenfalls, sie bietet ihre Hilfe im Internet an, will Menschen unterstützen, die selbst nicht Einkaufen gehen oder Besorgungen erledigen können. Helfen wollen ist nicht immer ganz so einfach, wie die 50-Jährige feststellen musste. Ihren Vorschlag, sich an sie zu wenden, hatte sie bei Ebay-Kleinanzeigen unterbreitet, woraufhin das Portal prompt die Annonce gelöscht hat. „Ich hatte in der ersten Kleinanzeige noch die Namen zahlreicher Supermärkte aufgelistet, die ich bereit wäre anzufahren. Das hat wohl die Löschung verursacht. Deshalb hab’ ich das Ganze noch mal ohne die Namen abgeschickt. Diese Anzeige blieb im Portal dann erhalten. Auf meine Beschwerde hin wurde dann auch das erste Hilfsangebot am Montagabend wieder reaktiviert“, berichtet Pfister, die sich auch an die RHEINPFALZ gewendet hatte.

Übernehmen will sie kleinere Einkäufe bis zu einer Summe von maximal 50 Euro. Unter 0179/2156420 sollen Hilfebedürftige sie zwischen 7.30 und 9 Uhr anrufen und ihren Bedarf beziehungsweise ihre Einkaufsliste durchgeben. „Die Rechnung wird gegen Vorlage des Kassenbons an der Haustür beglichen“, so Pfister, die ihr Angebot Menschen in Carlsberg und Altleiningen unterbreitet. Sie schreibt zudem: „Misstrauen ist angebracht: Referenzen meiner Integrität kann ich den Leuten, die meine Hilfe beanspruchen wollen, vorab gerne zukommen lassen.“

Kirchheim

Eine Hilfe-Hotline soll in Kirchheim eingerichtet werden. Bürgermeister Kay Kronemayer (FWG) fragt auf der Homepage der Ortsgemeinde, wer anderen unter die Arme greifen möchte: „Sie möchten Menschen, die aufgrund der aktuellen Situation noch stärker belastet sind, helfen? Dann rufen Sie unsere Hotline an. Wir freuen uns über jede Art von Unterstützung.“ Die Telefonnummer 06359/5358 könne montags bis freitags zwischen 8 und 14 Uhr ebenso anrufen, wer Dienste in Anspruch nehmen möchte. „Wir koordinieren Hilfsangebote und Hilfsgesuche unter dem Motto ,Kirchheimer helfen sich’“, sagt Kronemayer.

Wattenheim

Maike Moex, die seit mehr als zwei Jahren mit ihrem Mann Hans-Joachim Nachbarschaftshilfe unter dem Motto „Wattrumer für Wattrum“ anbietet, hat derzeit besonders viel zu tun. „Der Bedarf an Unterstützung hat sich durch die Corona-Pandemie merklich erhöht“, berichtet sie. Persönlich kümmert sich Moex gerade mehrmals täglich um eine 89-Jährige mit einer Ohrenentzündung. „Sie konnte plötzlich nichts mehr hören. Da sich kein Arzt in der Lage fühlte, zu ihr zu kommen, habe ich sie halt ins Krankenhaus gebracht.“

Die 55-Jährige beobachtet, dass gegenwärtig die Hilfsbereitschaft und die Rücksichtnahme insgesamt zunehmen. „Die Menschen bieten sich an, in unmittelbarer Nachbarschaft zu helfen, und wenn sie irgendwo Schlange stehen müssen, halten sie großen Abstand.“ Nachdem nun der Bürgerbus im Leiningerland eine Zwangspause einlegen muss, haben sich ein Fahrer aus dem ehrenamtlichen Team sowie zwei Wattenheimer bei Moex gemeldet und ihre Fahrdienste angeboten.

Grünstadt

Die protestantische Kirchengemeinde will für Sausenheim, Grünstadt und Neuleiningen einen Hilfsdienst einrichten. „Wir werden das mit der Nachbarschaftshilfe koordinieren, dazu gibt es am Dienstagabend ein Treffen. Vorgesehen ist, eine gemeinsame Facebookseite aufzubauen“, so Pfarrer Christopher Markutzik von der protestantischen Kirchengemeinde am Dienstagnachmittag. Wer sofort Unterstützung brauche, der könne sich direkt an ihn im Pfarramt (Telefon 06359/961020) wenden.

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