Grünstadt Bockenheim: Tausende Sportler kommen zum Großereignis Marathon

Was für ein Anblick! Noch eng beieinander ist das Teilnehmerfeld kurz nach dem Start in Bockenheim.
Was für ein Anblick! Noch eng beieinander ist das Teilnehmerfeld kurz nach dem Start in Bockenheim.

Das Leiningerland ist am Wochenende wieder Ziel von tausenden Sportlern und Sportbegeisterten gewesen. Der elfte Marathon Deutsche Weinstraße am Sonntag war wieder ein Großereignis für die Region. Wir haben uns mit Läufern, Fans und Helfern unterhalten.

Hinter den Kulissen

250 Kuchen und Torten, 40 Kilo Käsewürfel, 2500 Brötchen, 1000 Bratwürste, 100 Kilo Pommes frites, 800 Kilo Nudeln und 1800 Gläser Soße: Es sind beeindruckende Mengen, die Hedwig Ackermann nennt. Sie ist Chefin in der Küche des Festzeltes in Bockenheim, wo über die zwei Tage 170 Helfer im Einsatz sind. Die maßgeblich von Aldi Süd spendierten Lebensmittel (und noch viele andere) werden zur Verpflegung der Teilnehmer und Gäste benötigt. Allein mehr als 3700 Läufer sind es inzwischen. Bei der Premiere der Veranstaltung 1998 seien es 800 Sportler gewesen, blickt Ackermann zurück. Damals seien die Nudeln noch direkt vor Ort gekocht worden. Mittlerweile macht das das Kreiskrankenhaus Grünstadt. Der dortige Küchenleiter Bernd Jonas werde von der TSG-Blaskapelle unterstützt. 38 große Kisten, randvoll mit Spaghetti, werden für die Nudelparty am Samstag geliefert. „Bevor sie auf kompostierbaren Tellern ausgegeben werden, tauchen wir sie exakt drei Sekunden lang in kochendes Wasser“, erläutert Ackermann und lobt Udo Happersberger als den „Ober-Nudel-Tunker“, der das seit 20 Jahren mit Bravour meistere. Dieser lacht: „Es macht mir Spaß.“ Die drei verschiedenen Soßen erreichen Bockenheim heiß in Eimern. „Für die Helfer, die am Montag aufräumen, koche ich auch immer noch“, erzählt Ackermann, die schon in der Aufbau-Woche für die Freiwilligen am Herd steht. Eines gibt es aber zum Abschluss bestimmt nicht: Nudeln. Aus dem Rheinland in die Pfalz „Wir sind jetzt das fünfte Mal dabei“, berichtet Dirk Schulze. Der Hobbysportler kommt seit 2010 regelmäßig mit einer rund zehnköpfigen Gruppe aus Köln nach Bockenheim zum Weinstraßenmarathon. Auf das große Laufereignis aufmerksam wurde er durch einen Artikel im Magazin Runners World. „Es gefällt uns hier“, sagt Schulze, „wir fühlen uns sehr gut aufgehoben, es ist landschaftlich reizvoll und auch sportlich eine Herausforderung wegen der Höhenmeter.“ Bei ihm zu Hause „ist alles flach“. Der 51-Jährige, der Mitte der Achtziger mit dem Laufen begann, hat sich für den Halbmarathon angemeldet und bereits im September eine Ferienwohnung in Mühlheim gebucht. Rolf Küster (68) erzählt: „Eigentlich wollten wir beide einen Duo-Marathon absolvieren, aber aus gesundheitlichen Gründen musste ich kurzfristig absagen.“ Nun werde er nur zuschauen, aber Tochter Anja auf die Strecke schicken. „Ich laufe seit 2006 und habe 2009 meinen ersten Marathon hinter mich gebracht“, so die 40-Jährige. Ihr Ehrgeiz beschränke sich dabei auf das Durchhalten. „Beim Walken hört`s bei mir auf“, winkt Schulzes Partnerin Ute Schneider lachend ab. Sie werde sich aufs Anfeuern beschränken. Sie lobt die „liebevolle Organisation“ des Sportevents und das große Programm für die Nichtläufer. Besonders gut seien der Wein und das Pfälzer Essen. „Das Gesellige ist uns wichtig“, sagt Küster, der auch seine Marathons in New York oder Athen als Familien-Kurzurlaub gestaltet hat. Mit Kind und Kegel „Ja, Guido!“ rufen im Chor rund 20 Kindenheimer, die an der B 271 an der Brücke bei der Abzweigung nach Asselheim stehen. „Eigentlich gehört hier ein Schorlestand hin“, findet Mike Meisinger. Der Standort ist laut Tina Mitschke ideal. Sie deutet auf den Tisch und die Bänke am Rand der Weinberge. „Wir verbinden das Zuschauen mit einem Picknick.“ Sie lobt das große Laufereignis, das gut für die Region sei, „denn es lockt viele Leute an“. Thomas Christ berichtet, dass sich die Gruppe schon hier an der Strecke versammelte, „als wir noch keine Kinder hatten“. Jetzt sind etliche Jungen und Mädchen dabei. Der jüngste Zuschauer ist eineinhalb Jahre alt. Mona findet es schön, die Sportler anzufeuern. Am Samstag ist die Achtjährige selbst gelaufen. „Das war total anstrengend, denn der Radler ist zu weit gefahren“, erzählt sie. So seien aus 1000 unfreiwillig 1600 Meter geworden, ist von den Erwachsenen zu hören. Wieder zieht ein größerer Pulk schwitzender, aber fröhlich winkender Läufer vorbei. Die Kindenheimer applaudieren. „Hut ab vor allen, die da mitmachen“, drückt Catherina Mattern ihre Anerkennung aus. Tanja Mahlerwein fordert zum Spaziergang gen Haus der Deutschen Weinstraße auf: „Wir sollten langsam los, sonst verpassen wir den Zieleinlauf.“ Marco (sechs) freut sich. „In Bockenheim werden wir Eis essen, und ich geh` in die Hüpfburg“, kündigt der Knirps an. Im Ziel Und noch ein Schritt: geschafft! Anne Butthof ist im Ziel. Nach gut zwei Stunden hat die Chemnitzerin den Halbmarathon beendet. Strahlend lässt sie sich am Weinstraßenhaus die Finisher-Medaille umhängen. „Das war der letzte Trainingslauf für den Marathon an der Oberelbe, den ich in zwei Wochen absolvieren werde“, keucht sie. Das wäre dann nach dem in Bremen 2017 ihr zweiter Lauf über 42,195 Kilometer. Da ihre Schwester in der Nähe von Bockenheim wohne, habe sie sich erstmals für den Weinstraßenmarathon angemeldet. Verbunden hat sie das mit einem Kurzurlaub. „Es ist landschaftlich wunderschön hier“, findet die 30-Jährige. Das habe sie schon im vergangenen Jahr festgestellt, als sie 16 Kilometer beim Pfalztrail Leiningerland in Hertlingshausen hinter sich gebracht hat. Meldet sich nicht zwischendurch – vor allem an Steigungen – der innere Schweinehund und fragt, was das Ganze soll? Butthoff lächelt und sagt: „Den Schweinehund setze ich vor einem Lauf stets im Wald aus. Ich habe ein großes Kämpferherz.“ Sie läuft erst seit knapp drei Jahren und trainiert pro Woche über eine Distanz von mindestens 50 Kilometern. 2016 hat sie am Halbmarathon in Berlin teilgenommen. „Wenn ich ins Ziel einlaufe, verschafft mir das totale Glücksgefühle und ich bin stolz auf mich“, erklärt die Hobbysportlerin. Sie sei immer auf der Suche nach neuen Strecken. „Es ist toll, viele verschiedene Gegenden und Menschen kennenzulernen“, sagt Butthof. Und jetzt? „Eine kalte Cola!“

Im Dauereinsatz: Christel Findt, Magdalena Griebel und Barbara Jägle (von links) an der Ausgabe bei der Nudelparty.
Im Dauereinsatz: Christel Findt, Magdalena Griebel und Barbara Jägle (von links) an der Ausgabe bei der Nudelparty.
Mit „Kind und Kegel“ feuert diese Fan-Gruppe aus Kindenheim an der Hesselbrücke die Läufer an.
Mit »Kind und Kegel« feuert diese Fan-Gruppe aus Kindenheim an der Hesselbrücke die Läufer an.
Bereits zum fünften Mal dabei sind Dirk Schulze, Ute Schneider, Rolf und Anja Küster aus Köln (von links).
Bereits zum fünften Mal dabei sind Dirk Schulze, Ute Schneider, Rolf und Anja Küster aus Köln (von links).
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