Grünstadt Biedesheim: Zwei Frauen leben mit 13 Katzen im Auto

Die beiden Frauen schlafen in einem Golf, der bei der alten Pumpstation geparkt wurde. Bis Montag muss damit aber Schluss sein:
Die beiden Frauen schlafen in einem Golf, der bei der alten Pumpstation geparkt wurde. Bis Montag muss damit aber Schluss sein: Sie wurden von der Gemeinde aufgefordert, den Platz zu verlassen.

Zusammen mit 13 Katzen hausen Gaby und Samirah Schneider seit Monaten in einem alten Golf am Östlichen Burggraben. Nachdem ihr Haus zwangsversteigert wurde, sind sie auf der Suche nach einer neuen Bleibe. Sie wollen sich jedoch von keiner der Samtpfoten trennen, wodurch die Aussicht auf Erfolg verschwindend gering ist.

Das Katzenklo befindet sich im Kofferraum des VW Golf, der ohne Kennzeichen bei der alten Pumpstation am Östlichen Burggraben in Biedesheim steht. Von der Rückbank leuchten einem 13 Augenpaare neugierig entgegen. In dem Wagen hausen insgesamt 13 Katzen und zwei Frauen. Gaby Schneider und ihre Tochter Samirah leben seit einigen Monaten so. Jetzt wurde ihnen ein Ultimatum gesetzt: Bis Montag, 15. Juli, 24 Uhr, müssen sie verschwunden sein. „Die beiden campieren seit Langem illegal auf einem gemeindeeigenen Grundstück“, erzählt Bürgermeister Holger Pradella (parteilos). „Sie haben vorher nicht einmal gefragt, ob das in Ordnung ist.“ Die Kommune müsse den Müll der Obdachlosen regelmäßig abfahren und entsorgen, Anlieger beschwerten sich über die ungewöhnlichen Nachbarn. Immer wieder habe er das Gespräch und nach Lösungen gesucht, berichtet der Ortschef von seinen Bemühungen. Er habe den Frauen Wege aufgezeigt und Geduld bewiesen.

"Den Katzen geht es gut"

Frank Bohlander vom Ordnungsamt der Verbandsgemeinde (VG) Göllheim habe ebenfalls wiederholt vorbeigeschaut. „Die VG hat den Schneiders sogar eine Wohnung angeboten“, sagt Pradella. Einzige Bedingung: Sie hätten nur zwei Katzen mitnehmen dürfen. Das sei von den Damen abgelehnt worden. Vor drei Wochen sei dann die Veterinärin der Kreisverwaltung, Ute Stauffer-Bescher, gekommen und habe die Tiere untersucht. „Den Katzen geht es gut“, fasst der Bürgermeister zusammen. Jetzt sei dennoch Schluss. Am Mittwochabend ließ Pradella den Frauen per Bote ein Schreiben überbringen, in dem die letzte Frist steht – Schwarz auf Weiß. „Das mussten wir unterschreiben“, sagt Gaby Schneider. Aber wohin sie und ihre Tochter nun gehen sollen, weiß sie nicht. Zumal sie sich mit ihren Tieren und den Habseligkeiten ohne Auto schlecht fortbewegen können. „Den Golf können wir aber nicht anmelden, weil wir keinen festen Wohnsitz haben“, erklärt die 64-Jährige das Problem. Viele Leute im Ort verbreiteten Unwahrheiten über sie, aber es gebe auch Einzelne, die helfen würden. „Bei einer Frau können wir duschen, auch kauft sie für uns ein.“

Schulden häuften sich an

Wie ist es zu dieser schwierigen Situation gekommen? Vor einigen Jahren haben die Schneiders ein Haus geerbt. Doch im Lauf der Zeit häuften sich Schulden an, die sie nicht begleichen konnten. Das Anwesen musste zwangsversteigert werden. „Der Käufer hat die zwei Frauen noch ein Jahr darin wohnen lassen“, weiß Bürgermeister Pradella. Gaby Schneider sagt: „Am 8. März war dann die Räumung.“ Dort, wo sie in Kirchheimbolanden den ganzen Hausrat hätten unterstellen können, sei es zu einem Rohrbruch gekommen, sodass es in dem versteigerten Haus bleiben musste. Schließlich habe der neue Eigentümer ihr komplettes Hab und Gut in Container geschmissen. Samirah Schneider klagt: „Dabei war unter anderem mein Korsett. Das kostet 600 Euro. Ich hab das von der Krankenkasse gekriegt.“ Die 35-Jährige leidet an Wirbelgleiten, also einer Instabilität der Wirbelsäule, und bräuchte dieses Hilfsmittel eigentlich. Der Frührentnerin ist klar, dass das Schlafen im Auto in ihrem Fall besonders ungünstig ist. „Aber wir bemühen uns doch, eine Wohnung zu bekommen“, sagt sie. „Wir würden auch renovieren.“ Es scheitere meist an den Katzen. „Wenn die uns nicht mehr hätten, wären sie verloren“, ist die Mutter sicher, die gerade eines der Tiere aus dem Pkw geholt hat und im Arm hält. „Das sind unsere Kinder, die geben wir nicht her“, betont sie.

Corsa rostet vor sich hin

Bei zusammen knapp 900 Euro Rente können sich die Frauen allerdings keine hohe Miete leisten. Vor wenigen Tagen haben sie sich den Golf angeschafft. „Der ist 20 Jahre alt, hat 550 Euro gekostet und ich kann das in Raten abstottern“, erzählt Gaby Schneider. An der Pumpstation rostet noch ein Corsa vor sich hin – das vorherige Domizil der Familie. Damit haben sie nach dem Rausschmiss aus ihrem Haus zunächst auf einem Feldweg in Quirnheim campiert. Der Kleinwagen sei nicht durch den TÜV gekommen, erläutert die 64-Jährige. Sie hätte einiges reparieren lassen und den Wagen dem Prüfer wieder vorführen müssen. Das habe sie versäumt. Daraufhin sei der Opel von Amts wegen stillgelegt worden. „Dafür soll ich jetzt 280 Euro zahlen“, sagt sie, „aber am Monatsende ist doch die nächste Rate für den Golf fällig.“

Von ihren „Kindern“ will sich Gaby Schneider auf keinen Fall trennen.
Von ihren »Kindern« will sich Gaby Schneider auf keinen Fall trennen.
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