Grünstadt Auto-Kennzeichen: Nicht alle Kombinationen erlaubt

Der Ebertsheimer Steffen Alleborn mit seinem Nummernschild: Seine Initialen „SA“ sind als Wunschkennzeichen nicht erlaubt, also
Der Ebertsheimer Steffen Alleborn mit seinem Nummernschild: Seine Initialen »SA« sind als Wunschkennzeichen nicht erlaubt, also hat er sich »AS«, Alleborn Steffen, ausgesucht.

Hintergrund: Nicht nur der Ex-Bundestagsabgeordnete Norbert Schindler hat Pech – auch Fußballtrainer Steffen Alleborn

Sie würden sich nichts dabei denken, wenn sie ein Auto erblicken, bei dem nach „DÜW“ oder „KIB“ die Kombination „HH 88“ steht? Glückwunsch, dann sind Sie kein verkappter Nazi. Denn in der rechtsextremistischen Szene stehen sowohl HH als auch 88 (für den achten Buchstaben im Alphabet) als Abkürzung für „Heil Hitler“, 18 dementsprechend für „Adolf Hitler“. Für den rheinland-pfälzischen Landesgesetzgeber sind das absolute No-Go-Schilder. Genauso wie alle anderen Kennzeichen, die an die NS-Zeit erinnern, also „HJ“, „SA“, „SS“ oder „KZ“. Und natürlich „NS“ selbst – genau deshalb darf und durfte Norbert Schindler nie seine Initialen als Wunschkennzeichen umsetzen. „Das Verbot war mir so gar nicht bewusst“, sagte der 68-jährige Schindler. Er habe von sich aus schon bei der ersten Zulassung eines Fahrzeugs statt seiner Initialen „NS“ Vor- und Nachnamen getauscht und stattdessen „SN“ auf dem Nummernschild: „Ich fand das damals anstößig“, sagte der langjährige Präsident der Landwirtschaftskammer und CDU-Bundestagsabgeordnete aus Bobenheim am Berg und erinnert sich noch gut an das Gespräch mit dem damaligen Landrat Georg Kalbfuß, als er vor der Kreisverwaltung in Bad Dürkheim das SN-Schild schraubte. „Ich selbst hätte damit aber kein Problem“, so Schindler, der betont: „Wir müssen uns unserer Geschichte sehr bewusst sein – aber auch langsam damit anfangen, normal mit der deutschen Historie umzugehen. So wie das andere Länder mit ihrer Geschichte auch tun.“ Steffen Alleborn, Trainer der Ersten Fußballmannschaft der Spielgemeinschaft Bockenheim/Ebertsheim, muss ebenfalls auf die Abkürzung seines Vor- und Zunamens verzichten: Die „SA“, Sturmabteilung, hatte als paramilitärische Kampforganisation der NSDAP im Nazideutschland eine unrühmliche Rolle gespielt. Der 45-jährige Vollblut-Fußballer hat von seinen gesperrten Initialen bereits bei der Zulassung seines ersten Autos erfahren. Ein großes Problem ist das für ihn nicht: Auch er hat – wie Schindler – die Initialen getauscht und sich bei jeder Zulassung das Kürzel „AS“ geben lassen. „Die meisten sagen sowieso ’Alse’, da passt ’AS’ eh besser als ’SA’“, sieht Alleborn sein persönliches Initialen-Verbot locker. Von den verbotenen und damit gesperrten Kennzeichen wird am meisten „SS“ gewünscht, informieren die befragten Kreisverwaltungen Bad Dürkheim und Donnersbergkreis unisono und: „Das hat allerdings nichts mit dem Nationalsozialismus zu tun.“ Die „SS“, schon in der Weimarer Republik gegründete „Schutzstaffel“ der NSDAP, war gefürchtetes Unterdrückungsinstrument von Hitler und an Holocaust und weiteren Völkermorden beteiligt. Der vermehrte Wunsch nach der „SS“-Kombination auf Kfz-Kennzeichen resultiert ganz einfach daraus, dass viele Namen mit S beginnen: ob Schmidt, Schneider, Schuster, Schäfer oder Schulz bei Nach- oder Stefan, Simon, Sabine oder Sarah bei Vornamen. Hier bringt auch eine geänderte Reihenfolge nichts – SS bleibt SS. Die SS-Initialen-Autofahrer lassen sich halt etwas anderes einfallen. So wie Sandra Stegemann aus Quirnheim/Tal. Ihr Gatte heißt Uwe, also hat sie nun „US“ auf ihrem Nummernschild. Das „SS-Problem“ hat sie übrigens schon immer: Ihr Mädchenname ist Schuck... Apropos Schuck: Mutter Inge Schuck fährt schon seit Jahrzehnten mit ihren Initialen „IS“ auf dem Autokennzeichen durchs Leiningerland. Wer weiß, wie lange noch. Denn andernorts ist man gegen die Abkürzung IS für „Islamischer Staat“ schon tätig geworden. So werden in der Stadt Augsburg und dem Nachbarkreis Aichach-Friedberg seit vorigem Jahr Autokennzeichen mit der Buchstabenkombination „IS“ nicht mehr vergeben. Begründung: Man wolle vermeiden, dass Sympathisanten des Islamischen Staats damit ihre Wertschätzung für die Terrormiliz ausdrücken können. Für Inge Schuck mit ihrem IS trifft das auf gar keinen Fall zu. Insgesamt wollen zirka 80 Prozent der Autofahrer im DÜW-Bereich ein Wunschkennzeichen, schätzen die Mitarbeiter der Zulassungsstelle in Bad Dürkheim. Im Donnersbergkreis sind es sogar geschätzte 90 Prozent. Für den etwas höheren Prozentsatz spielt hier sicher die zusätzlich Auswahlmöglichkeit zwischen „KIB“ und „ROK“ eine nicht unerhebliche Rolle. In beiden Kreisverwaltungen werden für ein Wunschkennzeichen zusätzliche Gebühren von jeweils 10,20 Euro fällig; für eine Vorab-Reservierung 2,60 Euro. Manch einem Zeitgenossen ist das ganz bestimmte persönliche Wunschkennzeichen sogar noch viel mehr wert. So können sich die Mitarbeiter bei der Kreisverwaltung Bad Dürkheim noch gut an den Mann erinnern, der unbedingt ein ganz bestimmtes Motorrad kaufen wollte. Dabei hat ihn der heiße Ofen selbst gar nicht interessiert – er war nur heiß auf das Kennzeichen des Zweirads. Denn darauf waren seine Initialen mit der Ziffer „1“. So viel sei hier verraten: Norbert Schindler war’s nicht. Steffen Alleborn auch nicht. Und schon gar nicht Sandra Stegemann... Eisenberg

Gleiches gilt für Norbert Schindler und das gesperrte „NS“.
Gleiches gilt für Norbert Schindler und das gesperrte »NS«.
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