Grünstadt AUS DER GESCHICHTE: Der Heilige Philipp als Helfer

«GRÜNSTADT.»Der Altertumsverein Grünstadt-Leiningerland plant für heute, Freitag, 19.30 Uhr, im Ratssaal des Alten Rathauses in Grünstadts Hauptstraße 84 einen Vortrag von Pfarrer Mathias Köller vom Bistumsarchiv Speyer. Er befasst sich mit dem Thema „Philipp von Zell, das Philippsstift in Zellertal und seine vielfältigen Beziehungen zu Grünstadt“. Der Heilige Philipp von Zell war einer der frühen Glaubensboten der Pfalz und des Wormsgaues. Zell und das Zellertal leiten ihren Namen ab von jener „Cellula“, der Zelle des Heiligen Philipp von Zell, eines Angelsachsen, der sich um 760, auf dem Rückweg von Rom, wo ihn der Papst zum Priester geweiht hatte, als Einsiedler niederließ. An Stelle einer heidnischen Kultstätte errichtete er eine dem Heiligen Michael geweihte Kapelle mit Klause. Philipp wurde schon zu Lebzeiten als heiligmäßig verehrt, viele Wunder sind von ihm überliefert. Ein Pilgerstrom zu ihm setzte ein, der auch nach seinem Tod nicht mehr aufhörte. Am dem Ort entstand ab dem 10. Jahrhundert das älteste Kollegiatstift der Pfalz. Seine Stiftskirche mit dem Grab des Heiligen besaß drei Schiffe und neun Altäre. Nachdem 1447, unter Stiftsdekan Peter von Grünstadt, eine persönliche Wallfahrt des kinderlosen Pfälzischen Kurfürstenpaares zur Geburt des ersehnten und nach St. Philipp benannten Thronfolgers Philipp des Aufrichtigen führte, erlangte der Kult überregionale Bedeutung. Deutschlandweit wurde Zell als Wallfahrtsort bei Kinderwünschen berühmt und viele Herrscher – wie etwa Kurfürst Friedrich II. von Brandenburg – ließen sich in das Zeller Bruderschaftsbuch eintragen, um ihre Anliegen auch aus der Ferne vorbringen zu können. 1480 kamen Graf Schweickhart VIII. von Sickingen und seine Frau Margarethe hierher und beteten um einen Sohn, der ihnen 1481 als Franz von Sickingen geboren wurde. Stift und Kult gingen in der Reformationszeit unter, Grab und Gebeine von St. Philipp sind heute verschollen. Es blieb eine reiche Geschichte und eine ab 1749 in bescheidenerem Umfang wiederbelebte Wallfahrt, zu der sich 2013 sogar Fürst Alois Konstantin zu Löwenstein, der direkte Nachfahre des Pfälzer Kurfürsten Friedrich I., einfand.

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