Eisenberg Aufräumen mit falschen Bildern

So wie hier beim Eisenberger Römerfest sah früher wahrscheinlich ein Gladiatorenkampf aus.
So wie hier beim Eisenberger Römerfest sah früher wahrscheinlich ein Gladiatorenkampf aus.

Geschichte zum Anfassen, zum Erleben, zum Eintauchen in eine Welt, die längst untergegangen ist. Aufräumen mit Irrglauben und falschen Klischees, die von Hollywood geprägt werden. Dazu Wissenswertes in Bild und Ton erfahren. Probieren wie das Essen in der Antike geschmeckt haben könnte: Das alles und noch viel mehr war möglich beim Römerfest in Eisenberg am Samstag und Sonntag.

„Wir sind zufrieden mit dem Zuspruch“, sagt Thomas Hauck, der Vorsitzende des Fördervereins Römischer Vicus. Am Samstag sei es allerdings sehr heiß gewesen, was den einen oder anderen sicher vom Besuch abgehalten habe. Gestern war gleich zu Beginn deutlich mehr los, die Besucher standen um die Stände, sahen sich die Vorführung der Gladiatoren an oder nutzten die Gelegenheit, um selbst bei einer der vielen Mitmachaktionen zu probieren, wie im Römischen Reich Handwerker arbeiteten. Bei angenehmeren Temperaturen konnten Kinder Bastelarbeiten erledigen oder Leder punzieren. Neben militärischen Darstellungen von Legionären waren es vor allem viele zivile Tätigkeiten, die Besucher faszinierten. Auch eine medizinische Ausstellung mit den verschiedensten chirurgischen Geräten, von der Knochensäge bis zum Wundspreizer waren zu sehen. Am Stand nebenan köchelte Wolle in einem Sud aus Birkenblättern, was einen gelblichen Farbton ergibt, wie Nina, die hier das Färben vorführte, berichtete. „Das ist tierisches Gewebe, also eine reine Wolle, die Farbstoffe viel leichter annimmt, als pflanzliche Gewebearten“, wusste sie zu erzählen. Am Stand mit Repliken römischer Lampen schauten sich gerade römische Offiziere in Begleitung ihrer Frauen um. Die hochwertigen Darstellungen waren es, die das Römerfest zu einem besonderen Erlebnis machten. So trug Valeria Tercia handgefertigten Schmuck einer Frau vom Volk der Noriker, einem ursprünglich keltischen Volk, das von den Römern in ihren Vielvölkerstaat aufgenommen wurde. Der Schmuck war mit enormer Liebe zum Detail hergestellt worden. Hingucker schlechthin waren dieses Mal die Gladiatoren von Armor Mortis, die unter der Führung von Stefan Heres angereist waren, um ihre Kampfkunst zu zeigen. Gladiatoren des Römischen Reiches hatten ihre Fans und kämpften in festgelegten Begegnungen. Damit räumt Heres mit den falschen Bildern, die vor allem in sogenannten Sandalen-Filmen aus Hollywood verbreitet werden, gründlich auf. „Sandalen beispielsweise wären immer hinderlich, weil im Sand gekämpft wird“, erklärt er. Es gibt keine Darstellung aus der Zeit um 79 nach Christus, auf die sich die Gruppe bezieht, in der Gladiatoren mit geschnürtem Schuhwerk gezeigt werden. „Wir machen das seit 2003, stellen das Leben einer Gladiatorenschule dar“, sagt Heres. Kämpfe auf Leben und Tod habe es sicher gegeben, allerdings selten, denn Gladiatoren sollten in erster Linie eine Schau liefern. „Auf die Wettbewerbe wurde gewettet, Glücksspiel hatte eine große Bedeutung in der Zeit. Durch das Ausprobieren haben die Mitstreiter von Armor Mortis sich der Technik, die regelmäßig trainiert wird, angenähert. „Nicht jeder, der sich bei uns bewirbt, ist geeignet, den Gladiator zu spielen, den er möchte. Wenn wir merken, dass Vorstellung und Möglichkeiten nicht zusammenpassen, dann ordnen wir einen Kämpfer auch einer anderen Darstellen zu. Nicht jeder kann ein Thraker sein, der mit Schild und Kurzschwert kämpft, mancher kommt mit dem Netz des Retiarius nicht zurecht“, erklärt Heres, der auch die Kämpfer dem Publikum beim Römerfest näherbrachte. Besonders war auch der Stand von Astrid Dingeldey, die sich auf archäologisches Knochenhandwerk spezialisiert hat vor allem auch für Museen arbeitet. Aus Fundstücken rekonstruiert sie römisches Kunsthandwerk. Sie präsentierte ihre Erzeugnisse, die vom Griff für eine römisches Schwert (Gladius) bis zur Dose für Kosmetik reichten. Mittlerweile ist das Römerfest deutlich gewachsenen und in der Region für Eisenberg ein absolutes Alleinstellungsmerkmal.

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