Eisenberg „Auch Gienanth im Blick behalten“

Fast durchgehend einstimmig haben die Mitglieder von Bündnis 90/Die Grünen am Freitagabend in der Jahnstube die Kandidatenlisten für die Wahl zum Eisenberger Stadtrat und zum Verbandsgemeinderat Eisenberg aufgestellt. Spitzenkandidat für beide Kommunalparlamente ist Karsten Schilling, Tierarzt aus Steinborn. Erklärtes Ziel der Partei ist es, mehr Sitze in den Gremien zu besetzen als bisher.

Gegenwärtig vertritt Ernst Groskurt die Grünen im VG-Rat zusammen mit der Kerzenheimerin Stephanie Burkhardt, im Stadtrat ist er Einzelkämpfer. „Ich habe immer wieder den Zeigefinger erhoben“, sagte er, und das habe sogar Wirkung gezeigt. Etwa als es um das im Römischen Vicus geplante Streifenhaus ging. Er und die SPD hatten wegen des 750.000 Euro teuren Projektes gegen den Haushalt 2019/20 gestimmt. Inzwischen sei die andere Seite des Ratstisches „eingeknickt“ (wie berichtet, wurde die Umsetzung des Vorhabens verschoben). Beim Thema Rewe hat Groskurt allerdings nicht viel ausrichten können, der Supermarkt wurde gebaut. Mit Blick auf die Geschäftswelt in der Innenstadt war er gegen die Ansiedlung, sieht sich auch in seinen Befürchtungen zum Beispiel durch die Schließung der M.S. Drogerie bestätigt. „Das Einzelhandelskonzept und die Verträglichkeitsanalyse waren ein Witz, zumal das vom Investor bezahlt wurde“, so Groskurt. Eingesetzt habe er sich stets auch für das Landschaftsschutzgebiet Erdekaut und für den sozialen Wohnungsbau. Letzterer müsse forciert und die fortwährende Ausweisung weiterer Neubaugebiete verhindert werden. Für die Kommunalwahl am 26. Mai hat sich Groskurt aber bewusst auf mittleren Plätzen beworben. „Ich denke, es wird Zeit, dass mal jemand anderes mein Mandat übernimmt“, sagte der Eisenberger. Karsten Schilling, der dieser Nachfolger werden könnte, betonte, dass man auch Gienanth im Blick behalten müsse: „Die Schlacke der Eisengießerei ist überall im Boden. Diese Stadt hat eine Menge Altlasten.“ Mit dem Hinweis auf den Klimawandel will sich der 59-Jährige zudem für die Entsiegelung von Flächen einsetzen, Gestaltungssatzungen müssten die Anlage von Steingärten verhindern, Ackerrandstreifen seien zu erweitern, und „die Heckenabholzung muss aufhören“. Auch wünsche er sich, dass die Stadt und die VG vorbildlich auf den Einsatz glyphosathaltiger Spritzmittel verzichten. Da die Grünen nur eine kleine Gruppe sind – in Eisenberg sind es laut der Kreisvorsitzenden Doris Hartelt, die die Sitzung leitete, sechs Mitstreiter, im Verbandsgemeindegebiet insgesamt zehn – kam man bei der Erstellung der Kandidatenlisten nicht um Nominierungen von Nichtmitgliedern und Mehrfachnennungen herum. „Auch haben wir leider nicht genügend Frauen, um die Plätze paritätisch zu besetzen“, sagte Groskurt. Von den elf Bewerbern für den Stadtrat sind drei weiblich, von den 15 Personen für den VG-Rat fünf. Hinsichtlich Alter und Beruf sind die Listen gut durchmischt. Vom Auszubildenden bis zur Rentnerin ist alles vertreten: Jüngster Kandidat ist für beide Gremien Peter Groskurt mit 23 Jahren. Die älteste hat ihren 75. Geburtstag schon gefeiert. Es finden sich Unternehmer und Beamte, Handwerker und Ingenieure, Arbeiter und Ärzte, Lehrer und Leute mit anderen sozialen sowie kaufmännischen Berufen. KANDIDATEN STADTRAT 1./2./3. Karsten Schilling, 4./5./6. Albert Hess, 7./8. Gerold Stulz, 9./10. Bärbel Drynda, 11./12. Kirsten Hoch-Groskurt, 13./14. Stephan Finger, 15./16. Ernst Groskurt, 17./18. Peter Groskurt, 19./20. Michael Schneidt, 21./22. Yasar Cimsit und 23./24. Anette Brand. KANDIDATEN VG-RAT 1./2./3. Karsten Schilling (Steinborn), 4./5./6. Stephanie Burkhardt (Kerzenheim), 7./8./9. Heiko Geil (Kerzenheim), 10./11./12. Kirsten Hoch-Groskurt, 13./14. Stephan Finger (Eisenberg), 15./16. Ernst Groskurt (Eisenberg), 17./18. Bettina Geil (Kerzenheim), 19./20. Albert Hess (Eisenberg), 21./22. Gerold Stulz (Steinborn), 23. Bärbel Drynda (Eisenberg), 24. Horst Spieß (Kerzenheim), 25. Peter Groskurt (Eisenberg), 26. Yasar Cimsit (Eisenberg), 27. Michael Schneidt (Eisenberg) und 28. Anette Brand (Eisenberg).