Eisenberg Aschermittwoch für Anita

Blau behütet: So kannte man Anita Rieder 26 Jahre lang.
Blau behütet: So kannte man Anita Rieder 26 Jahre lang.

Nach 26 Jahren ist Schluss: Anita Rieder hört als Sitzungspräsidentin bei der Kolpingfamilie auf. Eine Nachfolgeregelung gibt es zwar schon. Wer zukünftig die Fasnachter durch die Sitzung begleiten wird, das bleibt aber vorerst noch geheim. „Mein Nachfolger als Sitzungspräsident möchte das noch nicht öffentlich machen. Das akzeptieren wir“, sagt die 51-Jährige, die sich auch mit einer gehörigen Portion Wehmut vom Präsidentensessel verabschiedet.

„Dass ich das einmal so lange machen werde, das hätte ich nie gedacht“, sagt Rieder, die sich selbst nicht einmal als Fasnachterin sieht. „Wenn die Kolpingprunksitzung vorbei ist, dann ist das mein persönlicher Aschermittwoch“, sagt sie, und fügt an: „Ich bin nicht der Typ, der über die tollen Tagen feiert, der außerhalb von Ramsen andere Veranstaltungen besucht oder sogar selbst auswärts in die Bütt steigt.“ Mehr zufällig sei sie ins Amt hineingerutscht. Bei der Kolpingfasnacht war seinerzeit Paul Thoni der Präsident. Er musste sich bei den Sitzungen aber wegen verschiedener Auftritte, unter anderem mit den Stumpfwaldkrischern, auch umziehen, und konnte dann nicht moderieren. „Da ich früher bei der Kolpingfamilie Theater gespielt habe, fragte mich Paul, ob ich dann einen Teil der Moderation übernehmen könne. 1994 habe ich dann sogar einmal allein die Sitzung geführt, dann folgten drei Jahre, in denen ich mit Paul Thoni gemeinsam moderiert habe. Als er ausstieg, bliebt ich dabei“, fasst Rieder ihre karnevalistische Laufbahn zusammen. 22 Jahre in Folge stand sie dann dem rein weiblichen Elferrat vor, hatte den blauen Hut auf, während die zehn übrigen Räte meist Rot trugen. Als Präsident müsse man in der Lage sein, mit dem Sitzungsbeginn den Schalter auf die Einstellung „Gute Laune“ einzustellen, ist Rieder überzeugt. „Klar es gab Jahre, in denen ich hochzufrieden von der Bühne bin, aber auch Momente, in denen ich dachte: Heute ist nicht alles optimal gelaufen“, sagt sie. Doch der Präsident habe in jedem Fall Gute-Laune-Pflicht. Gereizt habe sie stets, dass sie in den Stunden auf der Bühne der Kolpingfamilie den Alltag vergessen konnte. Dafür hat sie stets im Oktober bereits mit den Vorbereitungen begonnen, die passenden Worte für die Begrüßung geschrieben, sich die Tänze angesehen, die im jeweiligen Jahr anstanden. Die 51-Jähre nutzte oft die Reimform, klassisch fasnachterisch eben. Von den Büttenbeiträgen kannte sie oft auch die Inhalte. „Mit Conny Nicklas beispielsweise telefonierte ich immer nur einmal im Jahr. Das dauert dann meist eine Stunde lang, aber ich wusste dann genau, wie ich unseren Gast aus Kaiserslautern anzukündigen hatte.“ Diese Aufgaben wird sie jetzt in jüngere Hände legen. „Klar gehe ich auch mit viel Wehmut und nach der Sitzung war das schon schwer, sich bewusst zu machen, dass da nun ein Abschied anstand. Kolpingfasnacht war mehr als die Hälfte meines Lebens ein fester Bestandteil jeden Jahres. Aber ich bin froh, loslassen zu können, zu wissen, einen Nachfolger zu haben, dem ich 2019 bei seinem ersten Auftreten auf der Bühne unter die Arme greifen kann. Die Kolpingfamilie kann da schon auf mich rechnen“, verspricht Rieder, dass es einen fließenden Übergang geben wird. Zur Person Anita Rieder wurde 1966 geboren. 22 Jahre leitete sie die Prunksitzung der Kolpingfamilie. Die Steuerfachangestellte wohnt in Ramsen und widmet sich in ihrer Freizeit mittlerweile in kleinem Stil der Schafzucht.

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