Grünstadt Arbeiten wie in der Studenten-WG

Mitarbeiter aus verschiedenen Branchen arbeiten unabhängig voneinander, können sich aber treffen und miteinander austauschen: Da
Mitarbeiter aus verschiedenen Branchen arbeiten unabhängig voneinander, können sich aber treffen und miteinander austauschen: Das ist die Idee von Co-Working-Plätzen, die Inqbate in Grünstadt anbietet. Vorn sitzen Robin Stracke (links) und Tobias Oberländer. Im Hintergrund am Besprechungstisch (von links): Mirco Langhorst, Christian und Andreas Oberländer.

«GRÜNSTADT.» Es hat schon so ein bisschen was von einer Studenten-WG: An dem großen Tisch in der Mitte des Büros unterhalten sich mehrere Mitarbeiter. In einem mit einer halbhohen Mauer abgetrennten Nebenraum arbeiten zwei junge Männer an ihren Computern. Ab und zu kullert ein Fußball durch den Flur. Hintendran ein Mitarbeiter mit einem Handy am Ohr – Kundengespräch in Bewegung sozusagen. „Ganz ruhig ist es hier nicht. Das ist aber für uns in Ordnung so“, sagt Christian Oberländer und grinst. Der 34-Jährige ist Mitarbeiter von Inqbate Workspace, einem Unternehmen, das am Verladeplatz 3 in Grünstadt sogenannte Co-Working-Plätze vermietet. Doch was ist co-working (englisch zusammenarbeiten) eigentlich? Das Angebot richtet sich an Angestellte, Freiberufler und Kreative, die einen Platz zum Arbeiten benötigten, aber nicht allein zu Hause sitzen wollen, oder dort nicht den Platz und die Ruhe hätten. Im Workspace kommen verschiedene Branchen zusammen. Geschäftsführer Christopher Gibbons hat das Start-Up-Unternehmen im Februar zusammen mit Christian Oberländer, Robin Stracke (23 Jahre) und Aysa Spahic (20) gegründet. Für 200 Euro im Monat kann man in dem Büro für zwei bis drei Tage pro Woche einen flexiblen Arbeitsplatz mieten. 300 Euro im Monat kostet ein fester Schreibtischplatz, den der Kunde jeden Tag nutzen kann. Inklusive seien die technische Ausstattung, Nutzung der Infrastruktur, Reinigung, Kaffee, Obst und Süßigkeiten, erklärt Oberländer. Ideal sei die Lage am Verladeplatz mit der Nähe zu Kaufland, der Apotheke, Post und dem Bahnhof in Laufnähe. „Auch wenn die Mieter unabhängig voneinander an verschiedenen Projekten und für unterschiedliche Firmen arbeiten, kann jeder von dem anderen profitieren. Jeder hilft jedem“, erläutert Oberländer das Konzept. Diese neue Arbeitsform sei in Großstädten schon seit einiger Zeit etabliert. Auch wenn es in Grünstadt keine große Start-Up-Gründer-Szene gebe wie in Großstädten, werde auch hier die Nachfrage immer größer. „Wir leben in einer neuen Zeit. Warum sollen Pendler jeden Tag so viel Zeit verschwenden, um sich durch den Verkehr nach Mannheim oder Ludwigshafen zu quälen?“, sagt Gibbons. Und im Homeoffice zu arbeiten, sei auch nicht für jeden die ideale Lösung, ergänzt Oberländer. Einen sechsstelligen Betrag hat Gibbons nach eigenen Angaben investiert, um das ehemalige Architekturbüro in dem Hinterhof des Verladeplatz zu dem Workspace umzubauen und mit der entsprechenden Technik auszurüsten. Umsatzzahlen könne man noch keine nennen. Dazu sei es zu früh, so Gibbons. Geplant sei aber, die Vermietung von Co-Working-Plätzen auszuweiten. Daher sehe man sich nach weiteren geeigneten Räumen in Grünstadt um. Zwei der Workspace-Nutzer sind Christian Oberländers Bruder Andreas und Mirco Langhorst, Mitarbeiter der Xeptum Consulting AG, die Firmen zur Anwendung des Computerprogramms SAP berät. Die beiden Männer haben sich mit einem Becher Kaffee in dem offenen Meeting-Raum zusammengesetzt. Er sei erst im November aus Finnland zurückgekommen, erzählt Andreas Oberländer. An drei Tagen in der Woche arbeite er fest angestellt in einer Firma. Die restliche Zeit verbringe er im Workspace, um ein Projekt zu realisieren: Mit anderen Mitarbeitern, die über den ganzen Globus verteilt seien, will der 36-Jährige einen Bildband herstellen, der später in verschiedenen Sprachen erscheinen soll. „Ich mag die offene Atmosphäre und kann hier auch verschiedene spezielle Computerprogramme, die ich für mein Buch brauche, nutzen.“ Auch wenn er Unterstützung in Marketingfragen benötige, könne er auf die Mitarbeiter von Inqbate zurückgreifen. Denn das ist neben der Vermietung von Workspace ein weiteres Standbein des Start-Ups. „Wir bieten Firmen Unterstützung beim Wachstum und Social Media an“, erläutert Christian Oberländer. Allerdings sei man keine Marketingfirma im eigentlichen Sinn, sondern biete lediglich Partnerschaften an, ergänzt Geschäftsführer Gibbons. Zu den Kunden gehörten unter anderem das Grünstadter Modehaus Jost, die Druckerei Rico, Brauart Sausenheim und die Technischen Werke Ludwigshafen. „Wir können in unserem Büro die Tür zumachen und ganz in Ruhe arbeiten. Aber es ist schön, auch mal Leute aus ganz anderen Branchen zu treffen“, sagt Mirco Langhorst. Sein Arbeitgeber, die Xeptum Consulting AG, hat einen eigenen Raum im Workspace gemietet. Sein Unternehmen, das seinen Sitz im gut 100 Kilometer entfernten Neckarsulm hat, plane, sein Einzugsgebiet in die Metropolregion Rhein-Neckar hinein zu erweitern, so Langhorst. Daher sei die Lage von Grünstadt an der A6 ideal. Sein Chef habe zunächst nach „klassischen“ Büroräumen gesucht und sei dann auf Inqbate aufmerksam geworden. Jetzt treffe er seinen Chef und seine Kollegen hier mehrmals in der Woche zu Absprachen. Die Räume seien aber auch dazu geeignet, hier Kunden zu empfangen und sich auszutauschen, sagt Langhorst.

x