Grünstadt Abschiedsgeschenk eines alten Lama-Herren

Noch wackelig auf den Beinen: Lama-Baby Sancho mit Mutter.
Noch wackelig auf den Beinen: Lama-Baby Sancho mit Mutter.

Frank Tettenborn, Juniorchef der Ponyfarm, staunte nicht schlecht, als er das Lama-Gehege öffnete und von Flecki, einem der Hoflamas, aufgebracht empfangen wurde. Was war mit dem Tier los? Dann die Überraschung: Ein Lama hatte auf der Ponyfarm das Licht der Welt erblickt.

„Flecki war völlig aus dem Häuschen, stellte sich auf die Hinterfüße und spuckte wild um sich“, erinnert sich Frank Tettenborn. Dann hörte er ein leises Schreien, öffnete die Tür noch etwas weiter und fand dort die Erklärung für Fleckis ungewohntes Verhalten. Da lag hinter der Tür, im weichen Stroh, eine neugeborenes Lama. Neben der großen Freude über den jüngsten Zuwachs, der auf den Namen Sancho getauft wurde, herrschte zunächst Verwunderung, denn niemand hatte etwas von Fleckis Trächtigkeit bemerkt. Solche Geschichten kann wohl nur das Leben schreiben. An eine „unbefleckte Empfängnis“ glaubte Seniorchef Ulrich Tettenborn natürlich nicht: „Um das Rätsel zu lösen, muss ich weit ausholen. Brigitte Probst war viele Jahre eines unserer ,Hofkinder’, und auch als sie älter wurde, brach der Kontakt nicht ab“, erzählt er. Sie habe später den Sohn eines Zirkusdirektors geheiratet. „Irgendwann erhielt ich einen Telefonanruf. Brigitte fragte mich, ob wir zwei oder drei Ponys hätten, die wir ihnen für das Ponyreiten nach den Vorstellungen des Zirkus überlassen könnten“, so Ulrich Tettenborn. Da zu dieser Zeit mehrere zweijährige Hengste auf dem Hof standen, beschloss er mit seinem Sohn, einige von diesen abzugeben. „Ich habe die komplette Zirkusmannschaft zu einem schönen Abend zu uns eingeladen und die Gelegenheit genutzt, ihr vier der Hengste vorzuführen, damit sie sich welche aussuchen kann.“ Brigitte Probst habe die Hengste jedoch für viel zu schade für die zugedachte Aufgabe gehalten. Es seien echte Dressurpferde, und diese daher für sie unerschwinglich, erinnert sich Ulrich Tettenborn, der längst beschlossen hatte, ihr die vier Hengste zu schenken. „Brigitte konnte es gar nicht fassen und weinte vor lauter Freude“, erzählt er weiter. Am Abend klingelte dann erneut das Telefon bei den Tettenborns. Brigittes Ehemann Reinhard Probst, der an diesem Abend nicht auf der Ponyfarm dabei gewesen war, meinte, ihr Zirkus könne dieses großzügige Geschenk nur annehmen, wenn man seinerseits den Tettenborns ein Geschenk mache. So kam Lama Jenny auf den Hof. Ein Tier alleine sei jedoch sehr einsam, uns so holte man Lama Flecki als Gesellschaft dazu. Einige Zeit später kam Manuel Weisheit vom gleichnamigen Zirkus mit dem Anliegen zum Seniorchef der Ponyfarm, ob dieser nicht ein altes Lama-Männchen bei sich aufnehmen könne. Für das alte Tier seien die Tourneen von „Weisheits Weihnachtszirkus“ einfach zu anstrengend geworden. „So erhielt Jakobi bei uns sein Gnadenbrot. Sorgen wegen der Weibchen bräuchte ich mir nicht zu machen, meinte Manuel: Für solche Geschichten sei Jakobi einfach zu alt“, erzählt Ulrich Tettenborn. Ja – aber da hatten die beiden Männer die Rechnung wohl ohne den guten Jakobi gemacht. „Dieser ist zwar leider vor sieben Monaten verstorben, aber offensichtlich nicht, ohne vorher für Nachwuchs zu sorgen“, so Tettenborn schmunzelnd. „Das kam für uns alle hier natürlich völlig überraschend und ist absolutes Neuland.“ Deshalb sei auch eine auf solche Tiere spezialisierte Tierärztin zurate gezogen worden, ergänzt der Seniorchef. Dem kleinen Sancho geht es offensichtlich gut, auch wenn er noch etwas wackelig auf den Beinen steht und verschüchtert dreinschaut.

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