Frankenthal Zur Sache: Wie die Stiftungen wirtschaften
Riskante Spekulationsgeschäfte, die möglicherweise höhere Erträge bringen, sind Stiftungen verboten. „Das Stiftungsvermögen ist in seinem Bestand ungeschmälert zu erhalten“, heißt es etwa in der Satzung der Kommunalen Bürgerstiftung Frankenthal. „Die Anlagepolitik richtet sich nach den Grundsätzen eines vorsichtigen Kaufmanns.“ Angesichts der Niedrigzinspolitik, die die Europäische Zentralbank zurzeit betreibt, können mittelfristig Stiftungen in Bedrängnis geraten, weil ihre Erträge drastisch sinken. Manche, wie die bundesweit wirkende Herbert-Quandt-Stiftung, haben bereits angekündigt, ihre Aktivitäten einzuschränken. Würden sie nichts mehr ausschütten, könnte ihnen die Gemeinnützigkeit aberkannt werden. Wie Vermögen angelegt wird, entscheiden die Vorstände der Stiftungen. Bei der Neuanlage komme man derzeit um Niedrigzinsen nicht herum, räumt OB Wieder ein. Aber die negativen Effekte seien bisher überschaubar. Denn Stiftungsvermögen werde immer in Teilbeträgen über lange Zeiträume angelegt. Damit sei man bis jetzt gut gefahren. So gehörten zum Beispiel zu den 16 Anlagen der Frankenthaler Bildungsstiftung lang laufende Zertifikate, die noch mit 4,5 und 3,5 Prozent verzinst würden. Ansonsten liege man zwischen 0,3 und 3 Prozent Zinsen. Anderes Beispiel: Das Kapital der Museumsstiftung werde mit 1,4 bis 4,2 Prozent verzinst. Die Stadt Frankenthal greife „zur Liquiditätsversorgung“ auch auf Gelder von Stiftungen zurück, sagte Wieder. Sie verzinse diese den Stiftungen dann „mit über zwei Prozent“. Das sei deutlich mehr, als es derzeit für Festgeld gebe. Wenn es ums Anlegen von Stiftungsgeldern geht, ist die Sparkasse Rhein-Haardt der bevorzugte Geschäftspartner. „Meistens entscheiden wir uns für Festgeld oder Sparkassenbriefe“, sagt Wieder. Bei hohen Beträgen könne man noch ein paar Zehntel Zins mehr bekommen, als der Markt sonst hergebe. Auch die Sparkassenstiftung lege ihr Vermögen in Teilbeträgen verteilt über zehn Jahre an, sagt Thomas Distler, Mitglied des Vorstands des Geldinstituts und der Stiftung. Deshalb wirke sich das tiefe Zinsniveau nicht ganz so dramatisch aus: In den letzten Jahren habe der Ertrag zwischen 2,5 und drei Prozent gelegen. Bei Neuanlagen ließen sich derzeit aber nur etwa 1,2 Prozent an Zinserträgen erwirtschaften. (spi)