Frankenthal Zu viele Gegentore, zu viele Verletzte

Sandro Reinhard (links, hier im Heimspiel gegen den HC Ludwigsburg) scheint in Frankenthal angekommen zu sein. Der Schweizer glä
Sandro Reinhard (links, hier im Heimspiel gegen den HC Ludwigsburg) scheint in Frankenthal angekommen zu sein. Der Schweizer glänzte als Antreiber und auch an vorderster Front.

«Frankenthal.» Sechs Punkte hat die TG Frankenthal in der Hinrunde der Zweiten Feldhockey-Bundesliga geholt. Das reicht in der Südgruppe mit zehn Mannschaften zu Platz neun. Gründe, warum es nicht zu mehr Zählern gereicht hat, gibt es viele. Trainer Can Yurtseven ist allerdings optimistisch, dass sich das Team in der Rückrunde aus der Abstiegszone rausspielt.

Der Konjunktiv hat im Sport noch keinem weitergeholfen. Hätte, wäre, wenn – damit fängt man ja gerne mal an. Aber unterm Strich zählen nicht die Punkte, die man hätte holen können oder die Tore, die man hätte schießen können. Fakt ist: Die TG Frankenthal überwintert als Neunter. Sie hat in der Offensive (24 Tore) eine ordentliche Leistung abgeliefert. In der Defensive war sie allerdings zu anfällig. 34 Gegentreffer – das ist zusammen mit Dürkheim der schlechteste Wert in der Südgruppe. „Wir bekommen zu viele einfache Gegentore“, sagt Can Yurtseven. Die Chancen, die Hinrunde besser als auf besagtem neunten Platz abzuschließen, waren da. Gegen Ludwigsburg reichte es für die Truppe von Can Yurtseven nach einer 3:0-Führung nur zu einem 3:3. Gegen Limburg lag die TG 3:0 und 4:1 vorne, am Ende sprang mit 4:4 nur ein Zähler heraus. Auch das Heimspiel gegen Charlottenburg (2:2) hätte die Turngemeinde gewinnen können. Und auch bei den knappen Niederlagen gegen Frankfurt (3:4), Dürkheim (2:3) und Zehlendorf (3:4) war jeweils mindestens ein Punkt drin. Richtig chancenlos war Frankenthal nur gegen Blau-Weiss Berlin (1:8). Und so geht die Analyse von Yurtseven auch zuerst in Richtung Kopf. „Die Verarbeitung kleiner Rückschläge bereitet der jungen Mannschaft noch große Probleme, die nur durch Erfahrung zu kompensieren sind“, erläutert er. Und das ist auch schon der Haken. Denn für einige Spieler ist es die erste Saison in der Zweiten Bundesliga. „Und von der Jugend zu den Erwachsenen ist es nun mal ein großer Schritt.“ Dazu komme dann noch die Tabellensituation. „Und dann hat man vielleicht wieder die Angst, Punkte zu verschenken.“ Frei nach dem Motto „Angst essen Seele auf“. Die Folge: „Dann ziehen wir unser einfaches, strukturiertes Spiel nicht mehr von vorne bis hinten durch.“ Was Can Yurtseven aber optimistisch stimmt: „Die schwachen Phasen sind in den Spielen deutlich kleiner als die starken.“ Ludwigsburg habe man bis auf fünf Minuten dominiert. Aber diese fünf Minuten reichten den Schwaben, um aus einem 0:3 ein 3:3 zu machen. Gegen Limburg wurde im letzten Viertel aus einem 4:1 noch ein 4:4. „Wir schaffen es nicht, das Spiel über 60 Minuten zu kontrollieren.“ Und so täten die Unentschieden gegen Ludwigsburg, Limburg und Charlottenburg auch mit einigen Wochen Abstand noch weh. „Zumal wir immer die bessere Mannschaft waren. Das sind sechs Punkte, die uns fehlen.“ Mit zwölf Zählern wäre die TG auf Platz fünf ... Der Hauptgrund, warum es nicht so gut gelaufen ist, ist zweifellos die Verletztenmisere. „So eine Anhäufung von Verletzungen habe ich in meiner Hockeykarriere noch nicht erlebt“, sagt Yurtseven. „Jeden Montag neue Hiobsbotschaften“, hadert der Coach. Zuletzt hat es Kapitän Timo Schmietenknop erwischt. „Wir konnten kein einziges Mal in Bestbesetzung antreten.“ Eine Folge der vielen Verletzungen: Bei vielen Spielern habe die Athletik nicht gestimmt. Da will Yurtseven in der Vorbereitung auf die Hallenrunde und dann speziell auch vor der Feldrückrunde ansetzen. „Wir werden die Umfänge erhöhen!“ Was ihm zusätzlich Hoffnung macht: „Im Sturm haben wir gemeinsam den Verlust von Johannes Gans, Paul Zettler und Christian Trump kompensiert.“ Youngster Marius Haber hat angedeutet, welches Potenzial er hat. Sandro Reinhard scheint in Frankenthal angekommen zu sein, glänzte sowohl als Antreiber als auch an vorderster Front. Er habe viel mit Reinhard gesprochen, sagt Yurtseven. Als Ursache für die Leistungssteigerung führt er dessen „zentrale Rolle auf und außerhalb des Platzes“ an. Das Kernproblem aus Yurtsevens Sicht: Der Nachwuchs fehlt. „Von unten kommt nichts nach“, klagt er. Das sei das Ergebnis davon, dass in den vergangenen 15 Jahren zu wenig in die Jugend investiert worden sei. „Das dauert jetzt zwölf, 13 Jahre, bis sich das wieder erholt hat.“ Eigentlich, sagt Yurtseven, müssten jedes Jahr zwei, drei Spieler vom Kaliber eines Marius Haber oder Noah Frank zu den ersten Herren nachrücken. Der Coach prophezeit: „Es werden harte Zeiten auf die TG zukommen. Auch wenn diese Saison gut ausgeht.“ Zuversichtlich stimmt ihn, dass der Vorstand die Probleme erkannt habe und angehe. Dass die TG Frankenthal die Mission Klassenverbleib erfolgreich abschließt, daran hat Yurtseven keine Zweifel. Denn weit abgeschlagen ist die Turngemeinde in der Tabelle nicht. Nur vier Zähler trennen die Pfälzer vom Fünften, den Stuttgarter Kickers, bei denen der TG auch der einzige Sieg in der Hinrunde gelang (4:3). „Wir haben es in der eigenen Hand. Und da wir in der Rückrunde mehr Auswärtsspiele haben, gehe ich davon aus, dass wir es schaffen“, sagt Can Yurtseven und lacht.

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