Frankenthal Viele scheuen den höheren Aufwand

In der Altenpflege fehlt Personal. Das Hieronymus-Hofer-Haus hat im Herbst deshalb 15 Geflüchtete eingestellt. Hier ein Bild aus
In der Altenpflege fehlt Personal. Das Hieronymus-Hofer-Haus hat im Herbst deshalb 15 Geflüchtete eingestellt. Hier ein Bild aus einem Modellprojekt in Nordrhein-Westfalen.

Das Experiment des Malteser Hilfsdienstes Frankenthal, Arbeitgeber und Emigranten zusammenzubringen, brachte Ergebnisse, wenn auch nur kleine. Zum Integrations-Forum für Arbeitgeber und Geflüchtete im Dathenushaus kamen am Donnerstag 20 Flüchtlinge auf Arbeitssuche, vier Unternehmer und 16 ehrenamtliche Flüchtlingsbegleiter.

Die rechtlichen Rahmenbedingungen und Chancen für Betriebe erläuterte Tim Wiedemann vom Bund der Selbstständigen (BDS). Als einer von fünf für Rheinland-Pfalz und das Saarland zuständigen Willkommenslotsen berät er kleine und mittelständische Firmen bei der betrieblichen Integration von Geflüchteten. Das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie geförderte Projekt ist von April 2016 bis Dezember 2019 angelegt. Beeindruckend sind die Zahlen, die der Kommunikationswissenschaftler nennt: Allein im ersten Halbjahr 2018 haben die 170 Willkommenslotsen bundesweit 1300 Ausbildungsplätze, 2100 Praktika und 600 Arbeitsplätze vermittelt. Zunächst klärte Wiedemann die Frage, welche Emigranten in Deutschland arbeiten dürfen. Flüchtlinge, die länger als drei Monate in Deutschland registriert sind, dürften auch hier arbeiten. Dabei gebe es jedoch Unterschiede im rechtlichen Status, etwa den des anerkannten Flüchtlings mit Aufenthaltserlaubnis und den des geduldeten Flüchtlings, der nur mit Zustimmung der Agentur für Arbeit eine Arbeit aufnehmen darf. Sein Rat: „Entscheiden Sie sich für Geflüchtete aus Ländern mit der höchsten Anerkennungsquote, also Syrien, Eritrea, Somalia, Irak und Iran.“ Mindestens dürfe der Flüchtling nach bestandener dreijähriger Ausbildung noch zwei weitere Jahre in Deutschland in seinem Beruf arbeiten. Im nächsten Schritt sollten Betriebe abklären, inwieweit die Qualifikationen, Sprachkenntnisse und Fähigkeiten des Bewerbers zum Unternehmen passen. Generell würden Unternehmer profitieren, so Wiedemann: „Es ist ein höherer Aufwand, doch man bekommt viel zurück – sie sind sehr engagiert.“ Nach dem Vortrag Wiedemanns konnten Flüchtlinge und Unternehmer ins Gespräch kommen. Den meisten Zuspruch hatte der Personalleiter der Bender GmbH, Rainer Bach. Doch er musste die Bewerber vertrösten: Das Unternehmen suche nur in der Sommersaison Aushilfskräfte für die Produktion von Flaschenverschlüssen. Großes Interesse an Elektrikern und Mechatronikern hatte die Firma Großküchentechnik Barth. „Wir haben zwei offene Stellen, das macht fast die Hälfte unserer Angestellten aus“, sagte Geschäftsführer Oliver Barth. Jedoch könne er nur ausgebildete Fachkräfte einstellen, für eine Ausbildung sei sein Unternehmen bei der Handwerkskammer nicht qualifiziert. Der Elektriker Hans-Jürgen Butz von B.U.T.Z. Technik meinte, dass Geflüchtete von Handwerkern nur selten angestellt würden. „Sie werden oft von den Kollegen abgelehnt. Außerdem rechnet es sich nicht, und man ist nicht mehr konkurrenzfähig“, sagte er. Butz selber hat diesen Schritt trotzdem getan. Im ersten Lehrjahr arbeitet bei ihm ein 29-jähriger Syrer. „Er ist ein Glücksgriff, will seinen Meister machen und später mein Nachfolger werden.“ Vom Hieronymus-Hofer-Haus berichtete Leiterin Nicola Hagemann: „In der Altenpflege herrscht Fachkräftemangel. Daher haben wir in diesem Herbst erstmals Geflüchtete eingestellt, zehn Auszubildende und fünf Bundesfreiwillige.“ Dies sei für ein Haus mit 100 Mitarbeitern eine große Herausforderung. In der Altenpflege und besonders bei den 60 Prozent dementen Patienten sei die deutsche Sprache immens wichtig. Auch die kulturellen Unterschiede seien ein Problem: Zehn der neu Eingestellten seien Männer. Ihnen würde es in der weiblich dominierten Altenpflege schwer fallen, von Frauen Anweisungen entgegen zu nehmen. „Doch ich kann auf dieses Experiment nicht verzichten“, meinte Hagemann. Einwurf

x