Interview Tag der offenen Tür beim THW: Technik zum Anfassen

Gemeinschaftsgeist: Beim Hochwasser am Pfingstwochenende im Saarland arbeiteten THW-Helfer aus Frankenthal, Speyer und Worms Han
Gemeinschaftsgeist: Beim Hochwasser am Pfingstwochenende im Saarland arbeiteten THW-Helfer aus Frankenthal, Speyer und Worms Hand in Hand.

Das Technische Hilfswerk (THW) ist eine der tragenden Säulen im Zivil- und Katastrophenschutz. Ortsbeauftragter Lukas Kalnik spricht mit Alois Ecker über Aufgaben und Einsätze. Außerdem verrät er, was die Besucher am Tag der offenen Tür am Samstag, 7. September, erwartet.

Herr Kalnik, beim Tag der offenen Tür dürfen die Besucher einen Blick hinter die Kulissen des THW werfen. Was bekommen sie alles zu sehen?
Unseren Gästen bietet sich die Gelegenheit, die Menschen hinter den Einsätzen kennenzulernen, die von ihrer Arbeit begeistert sind und aus ihren Erfahrungen berichten. Unter dem Motto „Technik zum Anfassen“ vermittelt eine Ausstellung einen Überblick über unsere Fahrzeuge und Geräte. Auch andere im Zivil- und Katastrophenschutz tätige Organisationen sind mit Ständen vertreten. Natürlich wird auch das leibliche Wohl nicht zu kurz kommen.

Umfassende Informationen über die Arbeit der Organisation stehen naturgemäß im Vordergrund. Gibt es auch praktische Vorführungen und Mitmachaktionen?
Unsere Jugendgruppe hat eine kleine Einsatzübung vorbereitet. Auf die kleinen Besucher warten eine Hüpfburg und Geschicklichkeitsspiele. Sie dürfen sich außerdem ans Steuer der Einsatzfahrzeuge setzen oder in ein Boot steigen. Als Besonderheit zu bestaunen gibt es eine Feldschmiede, wie sie in früheren Zeiten genutzt wurde. Auf die Besucher wartet dort auch eine kleine Überraschung.

Eine gezielte Aufklärung über den Bevölkerungsschutz gewinnt immer mehr an Bedeutung. Welchen Beitrag kann das THW leisten?
Wir klären über unsere Arbeit auf und stellen dar, welche Tätigkeiten wir im Einsatzfall übernehmen. Dabei kommt es ganz entscheidend auf das Zusammenwirken mit anderen Organisationen an. In Zeiten wie diesen wird der Aspekt der Zivilschutzfähigkeit immer präsenter. Dieses Ziel lässt sich nur gemeinsam erreichen.

Der Ortsverband Frankenthal macht nicht selten mit spektakulären Einsätzen von sich reden. Können Sie ein paar Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit nennen?
Da fällt mir zunächst das Hochwasser im Saarland am Pfingstwochenende ein. In Merzig konnten wir mit unseren leistungsstarken Pumpen professionelle Hilfe leisten. Gleiches gilt für den Einsatz im Landkreis Hildesheim, der um die Jahreswende von Überschwemmungen heimgesucht wurde. Außerdem haben wir mitgeholfen, den Riegeldamm am Rhein zu schließen. Aktuell beschäftigt uns die Afrikanische Schweinepest. So hat das THW beispielsweise in Hessen Zäune aufgebaut. Hinzu kommt eine Vielzahl von Gebäudesicherungen. Allein in diesem Jahr bringen wir es schon auf mehr als 20 Einsätze.

Sie legen im THW großen Wert auf eine qualifizierte Ausbildung der Hilfskräfte. Wie sieht die konkret aus?
Jugendliche ab zehn Jahren, die Interesse am THW haben, sind bei uns willkommen. Um die sechsmonatige Grundausbildung zu absolvieren, müssen sie allerdings 18 Jahre alt sein. Nach deren Abschluss haben sie die Einsatzbefähigung erworben. Es steht dann der Weg für eine fachspezifische Ausbildung und eine weitere Qualifizierung in diffizilen Bereichen offen. Ein Aufstieg in Führungspositionen ist ebenso möglich wie ein Einsatz als Auslandshelfer.

Können Sie noch genug junge Menschen für die ehrenamtliche Arbeit im THW begeistern?
Auf jeden Fall, es läuft alles super, wenngleich wir an unsere Kapazitätsgrenzen stoßen. Sehr erfreulich ist, dass auch ältere Menschen, die kurz vor der Rente stehen, noch eine ehrenamtliche Tätigkeit suchen und sich bei uns nützlich machen wollen.

Ihre „blaue Flotte“ und ihre technische Ausrüstung sind beeindruckend und auf dem neuesten Stand. Gibt es trotzdem noch ein paar Wünsche?
Wenn ich einen Wunsch frei hätte, würde ich mir wünschen, dass so manche Materialprüfung weniger umfangreich ausfallen würde und noch funktionstüchtige Ausrüstungsteile nicht vorzeitig ausgemustert werden müssten. Unabhängig davon finde ich es ganz toll, wie sich das THW Frankenthal auch dank des großzügigen Fördervereins in den letzten Jahren entwickelt hat.

„Es gibt keine Situation, in der wir nicht helfen können“, haben Sie einmal formuliert. Fallen Ihnen ganz spontan ein paar außergewöhnliche Einsätze ein?
Einmal haben wir einen Schwan im Rhein-Pfalz-Kreis aus einer zugefrorenen Eisfläche befreit. Für den Zoll leisteten wir Amtshilfe beim Abtransport einer illegalen Anlage zur Herstellung von Kraftstoff. In erhöhter Wachsamkeit waren wir, als sich ein ausgedienter Satellit auf die Erde zubewegte, um im Ernstfall eingreifen zu können.

Seit vielen Jahren muss das THW in der Mahlastraße mit extrem beengten räumlichen Verhältnissen leben. Ist Abhilfe in Sicht?
Eine Machbarkeitsprüfung hat ergeben, dass eine Erweiterung prinzipiell möglich ist. Das Vorhaben wird von Oberbürgermeister Nicolas Meyer (FWG) und Bürgermeister Bernd Knöppel (CDU) unterstützt, muss allerdings noch die einzelnen Gremien passieren. Auch die Bundesanstalt für Liegenschaften hat als Grundstückseigentümerin ein Wörtchen mitzureden. Ein zusätzliches Problem stellt der fehlende Kanalanschluss dar.

Sie haben einmal die Befürchtung geäußert, dass eine bauliche Erweiterung noch 20 Jahre auf sich warten lassen könnte. Ist Ihr Zeitfenster mittlerweile etwas optimistischer?
2018 wurde das Erkundungsverfahren durchgeführt. Inzwischen sind sieben Jahre ins Land gegangen. Was eine zügige Realisierung des Projektes angeht, bin ich daher recht skeptisch.

Letzte Frage: Was macht das THW für Sie so einzigartig?
Dass ich mit anderen Menschen, auf die ich mich zu 100 Prozent verlassen kann, für die Gemeinschaft eintreten darf. Motivierend sind für mich die Kameradschaft und der Zusammenhalt in der Frankenthaler Blaulichtfamilie.

Termin

Tag der offenen Tür des THW-Ortsverbandes Frankenthal am Samstag, 7. September, von 11 bis 17 Uhr, auf dem THW-Gelände in der Mahlastraße 98.

Zur Person

Lukas Kalnik ist seit dem Jahr 2015 Ortsbeauftragter des THW Frankenthal. Der Ortsverband, am 21. Oktober 1961 aus der Taufe gehoben, zählt aktuell rund 140 Mitglieder und 80 aktive Helferinnen und Helfer. Der 32-jährige Maschinenbauingenieur ist nicht nur ehrenamtlich, sondern auch hauptberuflich dem Zivil- und Katastrophenschutz verbunden. Zusammen mit drei Kommilitonen gründete er 2021 die Firma Inventied mit Sitz in Rockenhausen. Das Quartett entwickelte einen Ladungsträger (Vario Load Rescue), der durch seine Modulbauweise mit bis zu 1400 Teilen bestückt werden kann.

 Seit 2015 Ortsbeauftragter des THW Frankenthal: Lukas Kalnik.
Seit 2015 Ortsbeauftragter des THW Frankenthal: Lukas Kalnik.
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