Frankenthal Studernheim: Kinderstube im Kirchturm

Kleiner Vogel, vorsichtige Helfer: Der Jungfalke bekommt einen Ring um die Kralle.
Kleiner Vogel, vorsichtige Helfer: Der Jungfalke bekommt einen Ring um die Kralle.

Sechs junge Turmfalken haben vor rund zweieinhalb Wochen in luftiger Höhe das Licht der Welt erblickt. Sie „wohnen“ im Turm der katholischen Kirche Studernheim. Und offenbar gibt’s in der Nähe reichlich Futter.

Sechs Jungvögel, das sei schon sehr ordentlich, sagt Jörn Weiß vom Naturschutzbund (Nabu). Das lasse auf ein gutes Nahrungsangebot schließen. Weiß ist dieser Tage zum Nest der Turmfalken geklettert, um die Jungtiere zu beringen. Noch etwa drei Wochen würden sie dort von ihren Eltern versorgt, dann seien sie flügge. Im Turm der katholischen Kirche sind die Turmfalken zur Brutzeit seit Jahren Dauergäste. Lediglich im vergangenen Jahr brachten sie dort keine Jungtiere durch, da der Kirchturm renoviert wurde.

Thomas Mieger, der in direkter Nachbarachaft zur Kirche wohnt, betreut seit seit drei Jahren die Turmfalken. Vier Jahrzehnte lang hatte sich zuvor Rolf Sehr um die Vögel gekümmert. 2019 zog er sich aus Altersgründen zurück. 2020 sah Mieger die Altfalken im Frühjahr um den Turm kreisen. Doch die Luken in der Spitze waren verschlossen. Als naturbegeisterter Freiwilliger übernahm er die Falkenbetreuung. Genutzt haben den Nistplatz auch schon Schleiereulen – zuletzt im Jahr 2008.

Beim Brutplatz flexibel

Der Turmfalke war Vogel des Jahres 2007. Die Greifvögel bevorzugen hochgelegene Nistplätze. Auf diese Vorliebe sei wohl auch sein Name zurückzuführen, informiert der Naturschutzbund Deutschland (Nabu). Turmfalken ernährten sich insbesondere von Feld- und Wühlmäusen. Falco tinnunculus, der wissenschaftliche Name des Vogels, ist gleichbedeutend mit den Begriffen „schellend“ und „klingend“ – eine Anspielung auf den charakteristischen Ruf des Vogels.

Vier bis fünf Jungfalken seien üblich, wenn Altvögel sich paarten. Dass es im konkreten Fall sogar einer mehr ist, habe wohl damit zu tun, dass das Mäuseangebot im Umfeld gut sei, sagt Jörn Weiß. Die Jungtiere seien alle „supergut“ im Futter, hat der Naturschützer bei der Beringung festgestellt. Vor zwei Jahren wuchsen ebenfalls sechs Jungvögel im Kirchturm heran, erinnert er sich.

Insgesamt sei der Bestand der Turmfalken in der Region um Frankenthal zufriedenstellend, obwohl das Angebot an Nistmöglichkeiten in landwirtschaftlich genutzten Gebäuden geringer werde. Aber: Die Falken seien flexibel und passten sich an, berichtet Jörn Weiß. Auch das Werk des Ludwigshafener Chemiekonzerns BASF mit seinen industriellen Anlagen werde als Brutplatz gerne genutzt. Wer helfen möchte, der könne auch spezielle Nistkästen für Turmfalken aufhängen.

Jörn Weiß vom Naturschutzbund kennt die nötigen Handgriffe aus dem Effeff. Falkenbetreuer Thomas Miegler hilft.
Jörn Weiß vom Naturschutzbund kennt die nötigen Handgriffe aus dem Effeff. Falkenbetreuer Thomas Miegler hilft.
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