Frankenthal Skepsis gegenüber Online-Anmeldung

Wie eine Online-Anmeldeplattform für Kindertagesstätten arbeitet, soll dem Jugendhilfeausschuss ein Anbieter in einer Sondersitzung erklären. Darauf hat sich das Gremium auf Vorschlag von Sozialdezernent Andreas Schwarz (SPD) verständigt. Dass eine Online-Lösung deutliche Vorteile bringen könnte – das bezweifelten in der Beratung Ausschussmitglieder und Verwaltungsmitarbeiter nachdrücklich.

Die CDU-Stadtratsfraktion hatte das Thema auf die Tagesordnung gebracht: mit einem Antrag zu prüfen, „ob mit der Einrichtung einer Online-Plattform Anmeldeprozess, Platzvergabe und Bedarfsplanung optimiert und automatisiert werden können“. Nadja Rieth, in der Verwaltung zuständig für die Vergabe von Betreuungsplätzen für Kleinkinder in der U-3-Börse, stellte die aktuellen Anmeldeverfahren vor. Für die Jüngsten, die Kinder unter drei Jahren, laufe die Anmeldung zentral über ihre Stelle. Bei Kindern ab drei meldeten sich die Eltern direkt in der gewünschten Kita an. „Bei kurzfristigem Bedarf hilft das Familienbüro“. Für beide Altersgruppen würden Wartelisten geführt; über die Reihenfolge entscheide das Geburtsdatum der Kinder. Bei der Entscheidung darüber, wie dringlich ein Fall sei, spiele die Frage eine Rolle, ob Eltern nachweislich berufstätig seien. Der CDU-Antrag, eine Online-Anmeldung zu ermöglichen, ziele auf Eltern mit Kindern ab drei Jahren, verdeutlichte Fraktionsmitglied Gabriele Bindert. Die Anmeldung wäre dann einfacher, sagte sie. Diese Überlegung sei praxisfremd, widersprach Torsten Bach, Leiter des Bereichs Familie, Jugend und Soziales in der Verwaltung: „Die Eltern wollen die Einrichtung sehen. Am Computer melden sie ihre Kinder nicht an.“ Zweifelnd zitierte Ausschussmitglied Konrad Erb eine CDU-Behauptung aus dem Antrag: Eltern müssten „viel Zeit und Energie aufwenden, ihre Wartelistenplätze durch regelmäßiges Melden bei der jeweiligen Einrichtung zu sichern“. Das sei so falsch dargestellt, sagte Schwarz: Da jederzeit weitere Kinder auf der Warteliste dazukommen könnten, könne es wegen der Geburtsdaten zwar Verschiebungen geben. „Man fliegt aber nicht von der Liste.“ Was geschehe, wenn es in der Wunsch-Kita keine freien Plätze mehr gebe, wollte Ausschussmitglied Jürgen Hatzfeld wissen. „Dann werden die Eltern zu uns geschickt, und wir versuchen zu helfen“, sagte die Leiterin des Familienbüros, Andrea Schlossarczyk. Im Übrigen könnte die Reihenfolge auf Wartelisten auch online nicht dargestellt werden, sagten Verwaltungssprecher. Darauf Hatzfeld: „Ich rege an, den Antrag zu überprüfen. Wo ist das Problem?“ Ähnlich der Eindruck von Uwe Klodt: „Wo ist der Vorteil?“, fragte der SPD-Sprecher mit Blick auf die vorgeschlagene Online-Lösung. „Wir reden hier auch über Kosten. Wir sollten uns das erst mal anschauen.“ Eltern sollten sich persönlich um solche Fragen kümmern, merkte Gisela Werle-Schneider (SPD) an. Angesichts dieser Kritik signalisierte CDU-Sprecherin Bindert Bereitschaft, den Antrag „mit den Beratungsergebnissen zurück an den Stadtrat zu geben“. Die nächste Jugendhilfeausschusssitzung sei erst für September geplant, sagte Andreas Schwarz. Er schlage vor, bereits früher eine Sondersitzung einzuberufen und dazu dann einen Anbieter einer Online-Lösung einzuladen. „Danach können wir dann entscheiden.“ Diesem Vorschlag folgte der Ausschuss ohne förmliche Abstimmung. (spi)

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