Frankenthal „Sinner gud druff?“

Alle Jahre wieder garantiert das Pfälzer Mundart-Duo Spitz & Stumpf dem Theater Alte Werkstatt Frankenthal ein ausverkauftes Haus. So auch am Dienstag. „Nix wie Huddl“ lautet der vielsagende Titel des Programms, das sich um süffigen Rebensaft heimischer Provenienz und seinen Verzehr in mehr als haushaltsüblichen Mengen dreht.

„Sinner gud druff?“ Mit dieser eher rhetorischen Frage testete der schlitzohrige Weingutsbesitzer Eugen Stumpf (Götz Valter), für den das Delirium fast schon der Normalzustand ist, gleich zu Beginn die Betriebstemperatur des Publikums. Das amüsierte sich bei den mitten aus dem prallen Leben gegriffenen Episoden köstlich und war auch für die bisweilen reichlich derben Späße zu haben. Weil der Andrang so groß war, hatte das TAW-Team extra noch Stühle aufgestellt. Die vorzugsweise im weinseligen Milieu angesiedelten Sketche stammen aus der Feder von Bernhard Weller, der als Friedel Spitz immer wieder seine Überlegenheit ausspielt und den umgangssprachlich gefärbten Dialogen einen halbwegs intellektuellen Anstrich verpasst. Aus der Politik halten sich Spitz & Stumpf weitgehend heraus, persiflieren dafür lieber menschliche Unzulänglichkeiten, etwa das absonderliche Verhalten älterer Radfahrer oder den Kampf um einen für Behinderte reservierten Sitzplatz in der Straßenbahn. Als überzeugte Pfälzer feuern die beiden Komiker auch mehr als eine Breitseite gegen Norddeutsche und deren Leidenschaft für süße Rieslingschorle ab. Und wenn dann „de Eischeen“ ausgerechnet eine Flasche Trollinger öffnet und der auch noch korkt, werden die Schwaben ins Visier genommen. Von der urpfälzischen Häme ist der als schwäbelnder Weingeist erscheinende Friedel Spitz so gar nicht entzückt und belegt den vorlauten Winzer mit dem folgenschweren Fluch der ewigen Trunkenheit: Stumpf landet für vier Wochen in Klingenmünster, weil sein Immunsystem Achterbahn fährt. Doch von Entzug und Abstinenz ist im weiteren Verlauf des Programms nichts zu spüren. Im Gegenteil. Die Zuhörer werden in die Geheimnisse des richtigen Mischungsverhältnisses einer „voll fetten Schorle“ eingeweiht. Eine Literflasche Wein und eine 0,7-Liter-Flasche Mineralwasser müssen eben gleichzeitig leer werden. Dass in Friedel Spitz auch ein begabter Eventmanager steckt, zeigte sich bei der Vorbereitung des ersten Spatenstichs für eine neue Pfälzerwald-Hütte am „Woiknorzeweg“. Auf die damit verbundene „Schnitzeljagd für Landräte“ muss man erst einmal kommen. Auch auf die Definition für ein Navigationsgerät: „Des iss so en Kaschde, wu e Fraa drin hockt.“ Recht amüsant und mit viel Realitätsbezug wird ein Navi-Verkaufsgespräch geschildert – einschließlich der Vorbehalte eines eingefleischten Junggesellen, sich von einer Frau sagen zu lassen, wo es langgeht. Das Umschalten auf eine Männerstimme löst das Problem nicht. Denn Spitz hält es für völlig ausgeschlossen, dass Männer und Frauen zum selben Sachverhalt dasselbe sagen. Alltägliche Erfahrungswerte scheinen diese These zu untermauern.

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