Frankenthal Sieben Stunden Party mit Hüftschwung und Headbanging

Durch die Nacht mit Beats und Bands: Das Kneipenfestival Honky Tonk zog am Samstag wieder zahlreiche Freunde der Livemusik in die Frankenthaler Innenstadt. Mit zehn Bands an zehn Orten wurde ihnen – rein rechnerisch – 70 Stunden Musik in einer Nacht geboten.

Im siebten Jahr hat der Musikmarathon längst sein Stammpublikum gefunden. Sieben Stunden auf Kneipentour, ein Trip durch die Rock- und Popgeschichte. Los geht’s am Bahnhof im Irish Pub. Zum ersten Guinness liefern The Dullahans aus Viernheim den passenden Sound mit fröhlichem Folk von der grünen Insel. Mit Erfolg – schon früh wird hier ausgelassen gefeiert. Karibik-Feeling ist im Habanita in der Schnurgasse angesagt bei Tapas, Muscheln und Mojito. Zum groovigen Latinsound der vierköpfigen Band Borinkuba schwingen einige Salsapaare die Hüften. Fast wie im Urlaub. Im Pinocchio in der Elisabethstraße fühlt man sich um 30 Jahre zurückversetzt: Raucherkneipe, das Publikum dicht gedrängt und vorn im Eck lassen die langmähnigen Jungs von Thin Crow 40 Jahre Rock-Geschichte aufleben, inbrünstig, doch wohltemperiert. Bei Oasis, Coldplay, U2 und Snow-Patrol singen alle mit. Ruhiger geht es zu im Café Mirou: Mit Hits wie „You’re Fresh“ zaubert Das Duo Big Lenny Power Exson entspannte Loungeatmosphäre mit einem Hauch von Disco. Tolle Stimmen, die auch zu groovigem Blues und fluffigem Funk passen. Lauter und härter wird es in der Mühlstraße: Gegen elf Uhr ist das Cartoon total überfüllt und die Sicherheitsleute – 60 waren in dieser Nacht im Einsatz – lassen nur Einzelne durch. Doch was soll’s – die Fenster sind offen und ein Dutzend Leute machen Party auf der Straße. Mit temporeichem Coverrock Marke „Rebel Jell“ hat Ready’n’Rock, die Combo um Andreas Eichelberger-Jaudes aus Bobenheim-Roxheim ihr überwiegend jüngeres Publikum fest im Griff. Auch im Titus in der Nürnberger Straße geht gegen Mitternacht fast nichts mehr. Das Publikum quetscht sich in Viererreihen um die Rundtheke und lauscht verzückt dem Duo On The Rocks. Gitarren-Pop der 60er- und 70er-Jahre gibt es hier, handgemacht und zum Mitsingen von den Beatles, CCR, Simon & Garfunkel. Bei „Mrs Robinson“, „Bye Bye Miss American Pie“ und „Sweet Home Alabama“ schmeckt der Schoppen im Dubbeglas. Zwischen den Spielorten ziehen die Grüppchen durch die Stadt: „schad dass im Elefant heit nix is“, bemängeln die Nachtschwärmer. Aus betriebstechnischen Gründen laut Türaushang. Von Anfang an sei man dabei, das nächste Honky Tonk 2015 schon wieder fest eingeplant. Zum ersten Mal zu Besuch beim Kneipenfestival ist Hans-Jürgen aus Frankenthal. Ihm gefällt es auf Anhieb, „aber nächstes Jahr will ich mehr Bands mitnehmen, dann gehe ich früher los“. Partyrock mit Halbplayback gibt es im Lemon in der Bahnhofstraße: Mr. Pryce und Mr. Payne alias Jörg Preiß und Criss Payne bringen endlich auch mal deutsche Stimmungshymnen wie „An Tagen die diesen“. Gleich gegenüber im Café Ideal läuft dank Funk Agreement die Party im ersten Stock noch bis nach Eins. Sängerin Lisa Benjamin ist stimmlich toll, nicht minder Sänger Jeremy Riley. „Ladies Night“ und „Lady Marmalade“ gehen in die Beine. Im Brauhaus zur Post zünden Ben Wild & The Wild Band derweil eine Retroparty. Ihr Konzept Marke „Rockabilly des 21. Jahrhunderts“ zieht Jive tanzende Paare und sogar ganze Männergruppen auf die Tanzfläche vor den Sudkesseln. Ein Wiederhören gibt’s mit Elvis, Johnny Cash und Jerry Lee Lewis – Überraschungen inklusive wie etwa Phil Collins „In The Air Tonight“ im Sound der 50er. Endstation ist in der Tanzschule Fun und Swing am Neumayerring: Dort sorgt die Zap-Gang für ein volles Haus bis drei Uhr früh. Mit Hits von Metallica, Queen, Prince und AC/DC halten die fünf Vollblutmusiker aus Karlsruhe die Stimmung am Kochen. Halb drei, die Stimme hält: Die beiden Sänger Walter Batzler und Torsten Baiser geben alles und entlassen ihr Publikum mit „Purple Rain“ in den Morgen. (bik)

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