Frankenthal „Schwere Worte sind nicht so wichtig“

Gar nicht glauben konnte es die elfjährige Alena Beyer aus Eppstein, als sie beim Bezirksentscheid des Vorlesewettbewerbs des Deutschen Buchhandels in Ludwigshafen gewann. Nun tritt die Schülerin der 6f des Albert-Einstein-Gymnasiums (AEG) am 16. Mai in Mainz beim Landesentscheid an.

Klassen-, Schul-, Stadt- und Bezirkssiegerin im Vorlesen ist Alena Beyer in den vergangenen Wochen geworden – und das alles mit zauber- und märchenhaften sowie abenteuerlichen Büchern. Beim Klassenentscheid war es der Klassiker „Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch“ von Michael Ende, den sie erst vorstellen und dann daraus einen Abschnitt lesen musste. „Das war das erste Buch, das ich gelesen habe und das ich toll fand“, erzählt die elfjährige Lesespezialistin. Danach stimmten ihre Klassenkameraden ab und wählten Alena zu ihrer Siegerin. Das zweite Buch für den Schulentscheid zu finden, war ein bisschen schwieriger, denn da Alena jede Woche Bücher in der Stadtbücherei ausleiht und verschlingt, hat sie gar nicht so viele Bücher zu Hause. Die Wahl fiel auf „Miesel und das Glibbermonster“, den vierten Teil einer Buchreihe des britischen Autors Ian Ogilvy, das ihr Bruder einmal in der Schule vorgestellt hatte. Von den Deutschlehrern der sechsten Klassen wurde Alena zur Schulsiegerin im AEG gekürt und bekam als Preis „Der Drachenreiter“ von Cornelia Funke geschenkt. „Das hat mir so gut gefallen, dass ich daraus beim Frankenthaler Stadtentscheid vorgelesen habe“, erzählt die Gymnasiastin. Dort konnte sie sich gegen vier Mitstreiter durchsetzen und fuhr zum Bezirksentscheid nach Ludwigshafen, wo sie aus dem abenteuerlichen Roman „Norden ist, wo oben ist“ von Rüdiger Bertram las, das sie wiederum beim Stadtentscheid erhalten hatte. Im Vorfeld wurde es ein bisschen eng, da sie bis eine Woche vor dem Wettbewerb nicht wusste, was sie vorlesen wird. Das hatte jedoch keine negativen Auswirkungen, denn Alena kam als eine von zwei unter zehn Sechstklässlern in die nächste Runde. Welches Buch sie beim Landesentscheid in Mainz präsentieren wird, weiß Alena noch nicht: „Ich mache das jetzt nicht auf den letzten Drücker, aber auch nicht arg weit im Voraus, sonst mache ich mir zu viel Druck.“ Vor jedem Wettbewerb hat sich Alena mit ihrer Klasse und Deutschlehrerin Conny Petri beraten, welche Stelle aus den Büchern sie am besten vorlesen soll – und die Klasse hat darüber abgestimmt. „Es soll eine spannende, lustige Stelle sein, die rund und in sich abgeschlossen ist. Die zu finden, ist gar nicht so einfach. Dabei ist es nicht so wichtig, ob schwere Wörter vorkommen“, erklärt die Sechstklässlerin. Die Auswahl der Stelle fließt ebenfalls in die Bewertung mit ein. Außerdem werden Punkte für Tempo und Betonung vergeben. Für die Wettbewerbe übt Alena ihren drei- bis vierminütigen Wahltext jeden Tag: „Manchmal lese ich ihn mir selbst vor und kritisiere mich selbst, dann lese ich wieder stumm oder lese meiner Mama vor. Ich muss immer darauf achten, dass ich langsam lese.“ Auf den unbekannten Text kann sie sich allerdings nicht vorbereiten: „Wenn man im Wettbewerb eine ganz schwierige Stelle bekommt, dann ist das leider Pech“, sagt sie schmunzelnd. Beim bekannten Text seien die meisten Vorleser auf einem Niveau, erst beim fremden Text zeigten sich Unterschiede. „In der Schule war ich schon sehr aufgeregt, da ich als Letzte dran war und mitbekommen habe, dass alle voll gut gelesen haben. Aber jetzt beim letzten Wettbewerb im Bezirk ging es“, berichtet Alena. „Jedes Mal, wenn ich gewonnen habe, konnte ich es nicht richtig glauben und habe gedacht, dass das nicht wahr ist.“ Ein Lieblingsbuch kann die Elfjährige nicht benennen: „Ich lese so ziemlich alles. Morgens fange ich mit der Zeitung an. Ich habe so viele Lieblingsbücher.“ Ob ihr Beruf später mit Büchern zu tun haben wird, weiß Alena noch nicht – allerdings wollte sie früher einmal Lehrerin werden, und das Fach Deutsch macht ihr Spaß. Außer Bücherlesen macht Alena gerne Sport in ihrer Freizeit: Tennis im Verein und im Winter fährt sie mit der Familie Ski. Zudem malt und bastelt sie und spielt im Flötenkreis Eppstein mit, in dem sie die Jüngste ist und mit zum Teil über 70-jährigen Damen musiziert. Beim Landesentscheid freut sie sich auch auf ihre Mitstreiter: „Die anderen Kinder lesen auch sehr gut, und es ist schön, ihnen zuzuhören.“

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